Julia Extra Band 0350
konnte. Es waren Gelegenheitsbekanntschaften, bei denen keine Seite besondere Erwartungen hegte. Aber auch wenn seine Geliebten weltgewandt und attraktiv waren, keine versetzte ihn so in Aufregung wie diese elfenhafte Blondine. Der hungrige Ausdruck in ihren Augen ließ ihn wünschen, seine Schwester wäre noch ein paar Stunden länger in Athen geblieben.
„Ich schlage vor, Sie ziehen sich etwas an“, sagte er noch über die Schulter zu ihr, während er schon ins Haus ging. „Larissa ist bestimmt ganz wild darauf, mit Ihnen über das Kleid zu sprechen.“
Belle war noch keine fünf Minuten in ihrem Zimmer, da klopfte es auch schon an der Tür, und Larissa stürmte herein.
„Belle! Es tut mir so leid, dass ich nicht da war, als Sie ankamen, aber Georgios’ Vater musste ins Krankenhaus.“ Die junge Griechin sah Belle mit einem entschuldigenden Lächeln an. „Zum Glück hat Loukas sich bereit erklärt, Sie von Kea abzuholen. Ich hoffe, er hat sich gut um Sie gekümmert?“
Gott sei Dank blieb Belle die Antwort erspart, denn Larissa hatte den Musterkoffer auf dem Bett entdeckt. „Wie Sie sehen, habe ich mit dem Entwurf schon angefangen“, murmelte Belle.
„Ich kann es kaum erwarten.“ Larissa konnte ihre Aufregung nicht verbergen. Groß und schlank, wie sie war, besaß sie die Traumfigur für jeden Designer. Zu ihrem olivfarbenen Teint und der schwarzen Lockenmähne würde gut ein reinweißes Kleid passen, überlegte Belle. „Aber Loukas meint, Sie wären müde von der Reise, und wir sollten bis morgen warten.“
Loukas musste ja auch nicht drei Kleider in fünf Wochen entwerfen. Belle unterdrückte ihren Ärger. „Tut eigentlich jeder immer, was Ihr Bruder sagt?“, fragte sie beiläufig.
„Aber ja!“, antwortete Larissa fröhlich. „Loukas kümmert sich um alles. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne ihn machen sollte. Wie er meine Hochzeit organisiert, ist einfach brillant.“ Ein weiches Lächeln lag auf ihrem Gesicht. „Mein Bruder ist der beste Mensch auf der Welt … außer Georgios natürlich. Unsere Eltern starben, als ich noch klein war, und Loukas hat mich großgezogen. Um sich um mich kümmern zu können, hat er eine Menge Opfer gebracht. Ich war richtig froh, als ich vor ein paar Jahren auch einmal etwas für ihn tun konnte, als er Hilfe brauchte“, fügte sie hinzu.
„Wieso? Was war denn da?“, fragte Belle interessiert nach. „War er krank?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein so kraftvoller, starker Mann wie Loukas Unterstützung brauchte.
Larissa machte ein Gesicht, als bedauerte sie, etwas gesagt zu haben. „Es gab da eine Frau. Sie hat ihm das Herz gebrochen. Er brauchte ziemlich lange, um darüber wegzukommen, und hat seinen Schmerz immer wieder in zu viel Alkohol ertränkt.“
Alles hätte Belle erwartet, nur das nicht. Der selbstsichere, arrogante Loukas und ein gebrochenes Herz? Unmöglich! „Hat er sie sehr geliebt?“, fragte sie und konnte ihre Neugier nicht verbergen.
Larissa nickte bedrückt. „Ja. Er wollte sie heiraten.“ Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie die Erinnerung verdrängen. „Aber wie ich schon sagte, ist das einige Jahre her. Dinner gibt es um acht“, fuhr sie fort. Es war klar, dass sie das Thema wechseln wollte. „Der Gesundheitszustand von Georgios’ Vater hat sich stabilisiert. Jetzt können Georgios und seine Schwestern Cassia und Acantha, meine Brautjungfern, nach Aura kommen.“
„Prima.“ Belle versuchte, sich auf den Grund ihrer Anwesenheit auf Aura zu konzentrieren. „Ich würde mich freuen, mit Ihnen über meine Entwürfe für Ihr Kleid zu sprechen und Ihnen die Stoffproben zu zeigen.“
„Also gut, wenn Sie unbedingt schon jetzt anfangen wollen, im oberen Stockwerk gibt es einen leeren Raum. Loukas sagt, wir können ihn benutzen.“
„Was für eine fantastische Aussicht“, staunte Belle zehn Minuten später. Sie ging zu dem großen Panoramafenster und sah aufs Meer hinaus.
„Von der Dachterrasse ist die Aussicht noch besser“, meinte Larissa. „Man erreicht sie über die Wendeltreppe, an der wir in der Halle vorbeigegangen sind. Loukas sagt, nachts hätte man dort oben das Gefühl, man bräuchte nur die Hand auszustrecken, um die Sterne zu berühren.“
Larissa öffnete den Koffer, den Belle mit heraufgenommen hatte, und holte ein Stück elfenbeinfarbenen Seidentüll hervor. „Oh, ist das schön! Ich muss Cassia und Acantha holen – sie sind genauso aufgeregt wie ich.“
Belle diskutierte mit
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