Julia Extra Band 0350
konnte sich nicht vorstellen, was er an ihr fand. Zwar sah sie ganz gut aus, konnte sich aber längst nicht mit den aufregenden Supermodels vergleichen, die er normalerweise bevorzugte.
Wenn sie auch nur einen Rest von Verstand besäße, würde sie sein Angebot ablehnen. Aber nie war ihr ein vernünftiges Handeln weniger verlockend erschienen als jetzt. Mit einem Seufzer beugte sie sich über ihre Skizzen.
Gott sei Dank bestand keine Gefahr, sich in Loukas zu verlieben. In ihrem Leben konnte sie keinen Mann gebrauchen. Alles, was sie interessierte, war ihre Karriere.
„Genau so soll mein Kleid aussehen“, rief Larissa ganz aufgeregt, als sie Belle über die Schulter blickte. „Ich liebe dieses drapierte Oberteil und die lange Schleppe.“
„Ich dachte, die Schleppe sollte aus Chantillyspitze sein und der Schleier vielleicht auch“, erklärte Belle. „Das hier ist die Stoffprobe“, fügte sie hinzu und wühlte in den Stoffhaufen, die den ganzen Tisch bedeckten. Schließlich reichte sie Larissa ein Stück hauchfeine Spitze.
„Perfekt.“ Larissa richtete sich auf und reckte sich. „Ich finde, für heute haben wir genug gearbeitet.“ Erstaunt sah sie aus dem Fenster, als plötzlich ein Hubschrauber zu hören war. „Warum kommt Loukas denn schon so früh zurück? Aber ich bin froh darüber. Dann kann sein Pilot mich gleich wieder nach Athen mitnehmen.“
Sie eilte zur Tür. „Bis morgen, Belle.“
Unten in der Eingangshalle konnte Chip seine Überraschung nicht verbergen. „Du bist früh zu Hause, Boss. Alles in Ordnung?“
„Wieso erwartet jeder von mir, dass ich mein Leben im Büro verbringe?“, erwiderte Loukas schroff. „Wo ist meine Schwester?“
„Mit Belle im Arbeitsraum. Sie sind dort schon den ganzen Tag …“ Er brach ab, als Loukas an ihm vorbei die Treppe hochlief – immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Den eindeutigen Blicken nach zu urteilen, die Loukas und Belle gestern beim Dinner wechselten, hatte sein Boss sicher guten Grund, so früh zurückzukehren. Allerdings war ihm bis jetzt keine Frau wichtiger gewesen als seine Arbeit für Christakis Holdings .
Belle war dabei, die letzten Details der Kleiderskizze zu zeichnen. Völlig in ihre Arbeit vertieft, merkte sie nicht, dass sie nicht mehr allein war. Loukas beobachtete sie eine Weile. Und wieder war er hingerissen von ihrer zarten Schönheit. Seidig fiel das helle Haar über ihre Schultern, und Loukas erinnerte sich, wie weich es sich auf seiner Haut angefühlt hatte.
Den ganzen Tag war sie ihm nicht aus dem Kopf gegangen. Zum ersten Mal im Leben hatte ihn die Diskussion über seinen nächsten großen Deal gelangweilt. Die Ungeduld, Belle wieder zu besitzen, war von Stunde zu Stunde gewachsen. Jetzt war er endlich wieder auf Aura und würde diese Frau schon bald wieder in seinen Armen halten. Sein Körper reagierte sofort auf diese verlockende Vorstellung.
Eine kleine Bewegung schreckte Belle auf. Sie hob den Kopf. Loukas’ rätselhafter Blick ließ sie sofort erröten.
So viel zu meinem Entschluss, ganz cool mit ihm umzugehen, dachte sie und schaute schnell wieder auf die Skizze. Dabei hatte sie sich doch fest vorgenommen, eine raffinierte Geliebte zu sein, die nichts als eine amüsante kleine Affäre mit Loukas Christakis haben wollte. Doch als er jetzt auf sie zuging, fühlte sie sich eher wie ein unerfahrener Teenager.
„Wie kommst du voran?“ Er stellte sich neben sie und betrachtete die Zeichnungen. „Larissa sagt, ihr hättet den Entwurf schon fast fertig.“
„Ja, wir haben heute viel geschafft.“ Nervös beschäftigte sie sich damit, den Tisch aufzuräumen. „Morgen kümmern wir uns um die Kleider der Brautjungfern. Dann werde ich die Maße nehmen und Papierschnitte anfertigen …“
Er fasste sie am Kinn und drehte Belle zu sich um. Als sie das sinnliche Glitzern in seinen Augen sah, wurde sie erneut rot.
„Hey“, sagte Loukas leise. „Du musst mir nicht Bericht erstatten. Ich vertraue dir auch so.“
Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt eine Frau hatte erröten sehen. Loukas war an kokette Geliebte gewöhnt, die alle weiblichen Tricks anwendeten. Verglichen mit diesen strahlenden, abgebrühten Society-Schönheiten war Belle geradezu erschreckend unschuldig. Und das berührte ihn.
„Lissa hat mir erzählt, dass du dir heute Morgen die Kapelle angesehen hast.“
„Ja, sie ist sehr malerisch“, erwiderte Belle und erinnerte sich an die kleine, weiß gekalkte Kirche mit dem blauen
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