Julia Extra Band 0350
Die Neuigkeit im Krankenhaus hatte sie dann völlig umgehauen.
„Ich kann keine Zwillinge bekommen“, murmelte sie.
Völlig ausgelaugt ließ sie sich auf eines der tiefen weichen Sofas fallen. Wenigstens wusste sie jetzt, woher ihre Erschöpfung der letzten Zeit kam.
„In ein paar Minuten serviert die Crew das Essen. Soll ich dir inzwischen einen Drink holen? Oder möchtest du lieber eine Tasse Tee?“
Belle schüttelte den Kopf. „Von Tee wird mir schlecht. Ich kann ihn schon seit Wochen nicht mehr trinken. Es gab genug Anzeichen für eine Schwangerschaft, aber ich habe sie einfach nicht erkannt“, stöhnte sie.
Loukas ging zur Bar und schenkte sich einen Whisky ein. „Wusstest du es damals wirklich nicht?“
„Nein, ehrlich, ich hatte keine Ahnung. Als mein Arzt mir sagte, ich wäre schwanger, war es ein Riesenschock. Aber keineswegs so groß wie der, als ich hörte, dass es Zwillinge werden.“
Das Sofa war weich und bequem. Belle lehnte sich gegen die Polster und schloss die Augen. Wie so oft überfiel sie mitten am Tag die Müdigkeit.
Loukas betrachtete sie nachdenklich. Sein Blick wanderte über ihren schon ein wenig gewölbten Bauch. Er wusste, dass das, was er gerade machte, völlig irrational war. Aber was sollte er denn tun? Er musste Belle und die Babys doch in Sicherheit bringen. Und er kannte nur einen Ort, wo er das wirklich gewährleisten konnte. Belle würde ihm unfaires Verhalten vorwerfen, wenn sie hinter seinen Plan kam. Aber im Augenblick schlief sie, und mit etwas Glück war die Ocean Star auf hoher See, bevor Belle wach wurde.
Als Belle aufwachte, wusste sie ein paar Sekunden lang nicht, wo sie war. Dann erinnerte sie sich, dass Loukas sie zum Lunch auf das Schiff seines Freundes eingeladen hatte. Ich muss eingeschlafen sein, dachte sie und schaute sich in der luxuriösen Kabine um. Allem Anschein nach hatte Loukas sie hierher getragen, ihr die Schuhe ausgezogen und sie ins Bett gesteckt. Und sie hatte nichts davon mitbekommen.
Durch das Bullauge sah sie auf ruhiges Wasser, aber durch das gegenüberliegende ebenfalls. Verwirrt stand sie auf – und merkte, dass das Schiff volle Fahrt aufgenommen hatte. Ihr Kleid war zerknittert, und ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass ihre Haare völlig zerzaust aussahen. Ihre Schuhe waren nirgends zu finden. Sie suchte nicht länger nach ihnen, riss die Kabinentür auf und rannte zur Lounge.
„Aha, du bist wach.“ Loukas stellte seinen Laptop beiseite und stand auf. Belle sah mit Herzklopfen, wie er auf sie zukam. Sie hatte von ihm geträumt. Es waren erotische Bilder von ihr und Loukas gewesen, wie sie sich nackt auf einem Bett rekelte und er sich langsam auf sie legte. Allein die Erinnerung genügte, um Belle die Röte in die Wangen zu treiben. Wie konnte sie nur in einer solchen Situation an Sex denken? Immerhin war Loukas ja schuld an ihrer Lage.
„Du hast den Lunch verschlafen. Bist du hungrig?“
„Nein.“ Sie ignorierte das leise protestierende Grummeln ihres Magens. „Was geht hier vor, Loukas? Wieso liegt das Schiff nicht mehr im Dock?“ Durch die größeren Bullaugen der Lounge sah Belle nur eine weite Wasserfläche. Langsam stieg Panik in ihr auf. „Wo sind wir?“
„Ich kann dir keine genaue Position angeben, aber zurzeit fahren wir die französische Küste entlang Richtung Spanien. Wir sind auf dem Weg nach Griechenland“, meinte er beiläufig. „In zwei Tagen sollten wir Aura erreichen. Verglichen mit einem Flug eine etwas längere Reise, dafür aber auch entspannter. Außerdem verschafft sie uns Gelegenheit, über die Zukunft zu reden.“
Seine gleichmütige Antwort brachte Belle in Rage. „Die Idee, mich vorher zu fragen, ist dir wohl nicht gekommen, was?“, zischte sie mit zusammengebissenen Zähnen. „Wir könnten auch in London über alles reden. Ich will nicht nach Aura.“
Er lächelte, aber der Blick seiner grauen Augen war hart wie Granit, und sein unerbittlicher Ton jagte Belle erneut einen Schauer über den Rücken. „Ich fürchte nur, du hast keine andere Wahl.“
„Das ist doch lächerlich. Du kannst mich nicht einfach entführen“, erwiderte sie wütend. „Mein Bruder wird sich wahnsinnige Sorgen machen.“
„Dan weiß, wo du bist.“ Loukas setzte sich wieder aufs Sofa. Die Arme bequem auf die Lehne gestützt, die langen Beine ausgestreckt, schien er sich äußerst wohl zu fühlen. „Er hat dich angerufen, während du schliefst, und ich hatte eine kleine Unterhaltung mit ihm. Ich
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