Julia Extra Band 0354
gleichmütig die Schultern. „Bei meinen größeren Investitionen werfe ich gern persönlich ein Auge auf die Dinge.“
Als er noch einen Schritt auf sie zu machte, wich Ella rasch hinter die Schneiderpuppe zurück. Eine reine Reflexhandlung, sagte sie sich. Und ihr Herz schlug nur deswegen so schnell, weil sein unangekündigtes Erscheinen sie erschreckt hatte. Das war alles.
Allerdings musste sie zugeben, dass ihm dieser anthrazitfarbene Anzug gnadenlos gut stand. Bei den meisten ihrer männlichen Models musste sie die Schulterpartie massiv mit Polstern verstärken, und der Effekt war nicht halb so dynamisch.
„Also, was denken Sie?“, fragte sie ihn und deutete auf das Kleid. Nicht, weil sie es wirklich wissen wollte, sondern um das unangenehme Flattern in ihrem Magen loszuwerden.
„Es ist … ungewöhnlich“, antwortete er vage.
„Nun ja, es ist nicht aus Lycra und auch nicht von oben bis unten mit Pailletten besetzt. Vielleicht kommt es Ihnen deswegen so vor.“
Blaise zog eine dunkle Braue hoch. „Sollte das ein Kommentar zu meinem Frauengeschmack sein?“
„Wenn Sie es so verstehen wollen.“
„Danke für das Feedback, aber die Presse hat sich bereits zur Genüge zu diesem Thema geäußert.“
Und es scherte ihn einen Dreck, sein herablassender Tonfall verriet es deutlich. Aber egal, es gab jetzt Wichtigeres als das. „Bei diesem Modell geht es um die Verbindung von Bewegung und Struktur“, erklärte Ella ihm, als würde sie vor einer Modeklasse referieren. „Der griechisch inspirierte Faltenwurf und das plissierte Mieder geben eine schöne Silhouette und fügen gleichzeitig ein interessantes Designelement hinzu.“
„Aha …“ Blaise trat an die Schneiderpuppe heran und drehte sie ein wenig zu sich, wobei seine kräftigen Hände einen aufregenden Kontrast zu dem zarten, duftigen Stoff bildeten.
„Ich habe zwar kein Wort von alldem verstanden, aber ich kann mir gut vorstellen, wie dieses Kleid an einer schönen Frau aussieht.“ Er fing Ellas Blick auf und strich dabei leicht mit den Fingerspitzen über das Mieder.
Ella musste schlucken, als seine linke Hand sich langsam der Stelle näherte, wo sich normalerweise die Brüste einer Frau befanden, während die rechte, die zuvor auf der Hüfte der Puppe gelegen hatte, die andere Richtung einschlug, bis sie schließlich den Rocksaum erreichte.
Sie konnte fühlen , wie es sein würde, dieses Kleid zu tragen und Blaises festen, erfahrenen Griff an jeder Wölbung und Vertiefung ihres Körpers zu spüren. Vielleicht würde er ihr als Nächstes den Rock hochschieben. Es musste sich wunderbar anfühlen, wenn der kühle Chiffon an ihren nackten Schenkeln hinaufglitt …
Plötzlich lag eine solche Spannung in der Luft, dass Ella Mühe hatte, ruhig weiterzuatmen. Ihre Lippen kribbelten, das Ziehen in ihrem Schoß wurde so stark, dass es fast schmerzte. Sie hatte das Gefühl, dass gerade etwas Schwerwiegendes geschehen war, dabei hatte Blaise nur den Stoff an einer Schneiderpuppe berührt.
„Mit anderen Worten, ich hätte nichts dagegen, meine Herzdame in einem solchen Kleid zu sehen.“ Er trat etwas zurück, um Ellas Werk noch einmal zu begutachten, als ob es die ganze Zeit über nur darum gegangen wäre.
Und genauso war es ja auch, du dummes Ding!
Es waren ihre Fantasie, ihr Hunger nach Sex, die mehr daraus gemacht hatten.
„Ich glaube, Karen wird das Kleid mögen, was meinen Sie?“ Wenigstens war ihrer Stimme nichts anzumerken.
Blaise machte eine vage Handbewegung. „Wie gesagt, Mode ist nicht mein Gebiet. Aber als Mann kann ich sagen, dass es mich anspricht.“
„Okay.“ Ella wollte jetzt nur noch, dass er ging, um möglichst rasch zu vergessen, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war.
„Ich wollte noch etwas anderes mit Ihnen besprechen“, eröffnete Blaise ihr.
Was denn noch, um Himmels willen?
„Und das wäre?“, fragte sie ungeduldig.
„Ich möchte, dass Sie mich heute Abend zum Ball der Herzen begleiten. Das ist ein Event, das Sie tatsächlich weiterbringen kann. Und wer weiß? Vielleicht können wir den Medien ja etwas bieten, worüber es sich wirklich zu berichten lohnt.“
5. KAPITEL
Der Ball der Herzen war eine der hochkarätigsten Wohltätigkeitsveranstaltungen in Frankreich.
Schon die Eintrittskarten kosteten ein Vermögen, und es kamen noch dreihundert Euro pro Person für das Dinner hinzu. Der Erlös floss in einen Fonds, aus dem Medikamente und Operationen für Menschen mit schweren Herzkrankheiten
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