Julia Extra Band 0354
Leitung.
„Ich …“ Sie räusperte sich. „Ich hatte ungefähr vier Mal so viele Besucher auf meiner Website als normalerweise, und fast alle haben nach Informationen über uns beide gesucht.“
„Dann war dieser Artikel offenbar genau die Art von Presse, die Sie brauchen.“
„Und ich verdanke ihn einem Event, das Sie für unter meiner Würde erachtet haben“, betonte sie nachdrücklich, um seiner nervtötenden Selbstgefälligkeit einen Dämpfer zu verpassen.
„Sie verdanken ihn vor allem der Tatsache, dass Sie mit der richtigen Begleitung da waren.“
Seine Arroganz machte Ella sekundenlang sprachlos, aber dann musste sie einsehen, dass stimmte, was er sagte. Blaises Macht und Reichtum, seine skrupellosen Geschäftspraktiken und sein Ruf, ein notorischer Herzensbrecher zu sein, waren mit ziemlicher Sicherheit der Grund dafür, dass man ihre Anwesenheit auf der Party so intensiv zur Kenntnis genommen hatte. Das gefiel Ella zwar nicht, aber sie musste praktisch denken. Wenn Blaise nur irgendwo zu erscheinen brauchte, um einen kleinen Medienwirbel auszulösen, konnte das nur gut für sie sein.
Gedankenverloren strich sie mit den Fingerspitzen über das Foto vor ihr. Natürlich hatte man sie von der linken Seite aufgenommen. Sie betrachtete die fleckigen Hautpartien auf ihrem entblößten Arm und spürte, wie ihr die Kehle eng wurde. Es war leicht, Selbstvertrauen vorzutäuschen, solange einem die unschöne Realität des eigenen Körpers nicht direkt ins Auge sprang.
„Sie haben recht.“ Gereizt schob sie die Zeitung von sich, damit sie das Bild nicht mehr sah. „Ohne Sie hätte ich es bestenfalls in die Spalte ‚Vermischtes‘ geschafft. Dieser Auftritt hat sich also wirklich gelohnt.“
„Vorsicht“, warnte Blaise sie. „Mein riesiges Ego könnte sich noch mehr aufblähen.“
Wie unglaublich witzig. Plötzlich wollte Ella das Gespräch so schnell wie möglich beenden. „Okay, dann will ich Ihre Zeit nicht länger in Anspruch nehmen“, sagte sie steif. „Wir sehen uns … irgendwann.“
„Ein geschäftliches Telefonat mit Ihnen betrachte ich nicht als Zeitverschwendung.“
„Wow, das war ja fast ein Kompliment!“
„Wie gesagt, Ella, das hier ist nichts Persönliches. Ich habe nicht vor, Sie fertigzumachen. Es gibt nur ein Ziel, das ich verfolge, und das besteht darin, Profit zu erwirtschaften. Was ja wohl auch zu Ihrem Vorteil sein dürfte.“
„Ja, sicher.“ Sie stand vom Tisch auf und begann ruhelos durch die Küche zu wandern. „Sie werden Geld machen, ich werde Geld machen, und alle leben glücklich bis an ihr Lebensende. Nur hängt für mich noch ein bisschen mehr daran.“
„Und was, wenn ich fragen darf?“
„Leidenschaft!“, antwortete Ella, ohne zu zögern. „Die Sehnsucht, einen Traum zu verwirklichen. Der Kick des Erfolgs. Die Befriedigung, etwas erreicht zu haben.“ Zumindest für sie war es so. Manchmal kam es ihr vor, als wären ihr Beruf und ihre Person ein und dasselbe. Als würde nichts mehr von ihr übrig bleiben, wenn man ihr ihre Arbeit wegnähme.
„Dann freut es Sie sicher zu hören, dass ich eine Mail von Karen Carson bekommen habe. Das ist die Herausgeberin von Look “, fügte er unnötigerweise hinzu.
Die Nachricht hob Ellas Stimmung augenblicklich, auch wenn es sie ein wenig ärgerte, dass die Zeitschrift sich nicht direkt an sie gewandt hatte. Sie war es gewohnt, dass ihre Geschäftspartner mit ihr persönlich kommunizierten – und nicht mit ihrem übermächtigen Wohltäter .
„Und?“, hakte sie aufgeregt nach. „Was hat sie gesagt?“
„Das Foto hat ihr gefallen.“
„Gut. Dann will sie das Kleid also für die Titelseite?“ Ihr Herz schlug plötzlich so schnell, dass sie kaum atmen konnte.
„Leider nicht.“
Das Hochgefühl verflog so schnell, wie es gekommen war. „Na ja, wenigstens war es einen Versuch wert“, meinte sie forciert lässig, während sie bereits fieberhaft überlegte, was sie wohl falsch gemacht hatte.
Warum war das Kleid nicht gut genug gewesen?
Warum war sie nicht gut genug gewesen?
„Sie möchte, dass Sie etwas anderes entwerfen.“
„Etwas anderes?“, wiederholte Ella verständnislos. „Aber ich dachte …“
„Das Kleid war für den Zweck nicht das Richtige, aber Karen findet Ihren Stil unwiderstehlich , wie sie es ausdrückte.“
„Okay, ich verstehe …“ Ein neuer Energieschub durchströmte Ella und setzte tausend Ideen in ihrem Kopf frei. „Was genau will sie denn haben? Ich meine, schwebt
Weitere Kostenlose Bücher