Julia Extra Band 0354
finanziert wurden. Darüber hinaus verschaffte das Ereignis den Reichen und Schönen die Gelegenheit, gesehen zu werden und in der Presse aufzutauchen.
Blaise bestand darauf, sämtliche Kosten zu übernehmen, aber Ella wollte wenigstens das Dinner selbst bezahlen, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten konnte.
„Es ist für einen guten Zweck“, argumentierte sie, „und da möchte ich auch meinen Beitrag leisten.“
Am liebsten hätte sie die Einladung überhaupt nicht angenommen und erklärt, dass sie weder Blaise noch seine Publicity brauchte. Tatsache war jedoch, dass sie beides verzweifelt nötig hatte, und so lief es ironischerweise darauf hinaus, dass sie Zeit mit ihm verbringen musste, um ihn möglichst schnell wieder loszuwerden.
„ Ich bezahle das Dinner“, entschied Blaise in einem Tonfall, der jede weitere Diskussion sinnlos machte. „Sie können ja eine Spende machen, die Ihrer momentanen Finanzlage angemessen ist.“
„Das kommt mir aber etwas … unausgeglichen vor.“
„Das finde ich nicht. Meiner Ansicht nach sollte ein Mann immer für die Rechnung seiner Begleiterin aufkommen.“
„Du liebe Güte, wollen Sie jetzt auch noch den edlen Ritter spielen?“ Das letzte Mal war Ella in der Highschool um ein Rendezvous gebeten worden, und dieses Treffen war in einem fürchterlichen Desaster geendet.
„Ich könnte mir vorstellen, dass Ihnen ein bisschen Ritterlichkeit ganz gut tun würde.“
„Nicht von einem Mann wie Ihnen.“
Kaum hatte Ella es ausgesprochen, tat es ihr auch schon leid. Blaise mochte ein schwieriger Geschäftspartner sein, aber er hatte sie noch nie beleidigt. Sie dagegen hatte gerade – und das nicht zum ersten Mal – seine Vergangenheit als Waffe benutzt, um ihm eine verbale Ohrfeige zu verpassen. Allzu große Schuldgefühle verspürte sie deswegen allerdings nicht, zumal ihre Bemerkung ihn ziemlich kalt zu lassen schien. Seine Kinnmuskeln spannten sich ein wenig an, und das war auch schon alles.
„Ich bin ein unsozialer, egoistischer Mensch“, gab er unverblümt zu. „Aber wenn ich mit einer Frau zusammen bin, kümmere ich mich auch um sie, egal ob es sich um einen One-Night-Stand oder etwas Längerfristiges handelt.“
Ella glaubte sofort, dass er das tat. Wenigstens in körperlicher Hinsicht. Allein seine Stimme versprach alle nur erdenklichen Genüsse, doch die Qualitäten, auf die es ihr bei einem Mann ankam – Zärtlichkeit, Wärme, Verlässlichkeit –, gingen ihm völlig ab.
Aber vielleicht tat sie ihm ja unrecht. Sie präsentierte der Welt schließlich auch eine Fassade, die mit ihrem wahren Ich nur wenig zu tun hatte. Und Blaise spielte die Rolle des Bösewichts mit solcher Hingabe, dass sich die Frage förmlich aufdrängte, was sich wohl dahinter verbarg.
Nichts, Ella. Da brauchst du gar nicht erst zu suchen!
Bei ihren Eltern hatte sie diesen Fehler gemacht. Jahrelang hatte sie sich eingeredet, dass sie nicht die waren, die sie zu sein schienen, weil sie nicht akzeptieren konnte, dass ihnen ihr eigenes Wohlbefinden letztendlich wichtiger war als das ihrer Tochter. Nein, die Menschen waren, wie sie waren, daran konnte nichts und niemand etwas ändern.
„Um wie viel Uhr fängt der Ball denn an?“, fragte sie.
„Um acht. Ach ja, es ist übrigens ein Kostümball.“
Eine Welle erregender Vorfreude erfasste Ella, vermischt mit einer Spur von Ärger, weil Blaise so viel Macht über ihre körperlichen Reaktionen hatte.
In diesem Moment beschloss sie, es ihm mit gleicher Münze heimzuzahlen.
„Ein Kostümball, wie nett“, sagte sie mit einem honigsüßen Lächeln. „Da wird mir sicher etwas Passendes einfallen.“
Das festlich geschmückte Schloss, in dem der Ball der Herzen stattfand, funkelte wie eine überdimensionale Schmuckschatulle. Vor vierzehn Jahren wären Blaise beim Anblick von so viel Reichtum und Überfluss noch die Augen aus dem Kopf gefallen. Mittlerweile konnten solche Szenarien ihn nicht mehr reizen.
Ganz im Gegensatz zu Ella!
Eine goldene Maske verdeckte den oberen Teil ihres Gesichts. Darunter lockte ihr sinnlicher Mund – blutrot wie das atemberaubende Kostüm aus eng anliegender Spitze, das gerade lang genug war, um die Grenzen des guten Geschmacks zu wahren. Spontan aufflammende sexuelle Begierde war nichts Ungewöhnliches für Blaise. Normalerweise bekam er solche Anwandlungen spielend in den Griff, aber bei Ellas Anblick musste er sich schwer zusammenreißen, um seine coole Fassade
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