Julia Extra Band 0354
leerte er sein Glas.
Es war weit nach Mitternacht, als Zoe ein Klopfen an der Tür hörte. Sie hatte nicht einschlafen können, obwohl sie erschöpft von den Anstrengungen des Abends war. Die Party war ein großer Erfolg gewesen, doch jetzt hörte ihr Kopf nicht auf zu arbeiten.
Sie schlüpfte aus dem Bett und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Vor ihr stand Bella in einem rosablauen Kimono und sah sie mit aufgerissenen Augen an.
„Kann ich einen Moment reinkommen?“, flüsterte sie.
„Natürlich.“ Zoe ließ sie herein, während ihr Herz heftig pochte. Den ganzen Abend schon hatte sie Bella mit zunehmender Sorge beobachtet und gespürt, dass unter der nach außen gezeigten Fröhlichkeit eine ungemeine Anspannung lag.
Glücklicherweise waren die anderen Freundinnen zu sehr mit Trinken und sonstigen Albernheiten beschäftigt, um etwas zu bemerken.
Bella ließ sich auf den einzigen Stuhl im Zimmer fallen. „Ich habe gerade eine SMS von Kent bekommen. Er will mit mir reden.“
„Jetzt?“
„Ja, aber ich habe ihm gesagt, dass es zu spät sei. Wir treffen uns gleich morgen früh.“
„Weißt du, worüber er sprechen will?“
„Er möchte wissen, ob ich wirklich glücklich über …“ Bella stieß einen tiefen Seufzer aus. „Er will über die Heirat sprechen.“
Zoe spürte, wie ihr Herz heftig schlug. „Anscheinend geht es nicht um Organisatorisches.“
„Nein, ich bin sicher, dass er wissen will, ob wir beide noch dasselbe wollen.“
„Heiraten?“
Bella schloss die Augen und nickte.
„Was wirst du ihm sagen?“
Ein Schluchzen entfuhr Bella. „Ich muss einfach ehrlich sein, Zoe. Ich glaube nicht, dass ich es tun kann.“
Noch lange, nachdem Bella gegangen war, wälzte sich Zoe schweißgebadet im Bett herum. Schließlich stand sie auf, schloss das Fenster und schaltete die Klimaanlage an. Obwohl der Raum schnell kühl wurde, kam sie nicht zur Ruhe.
Tausende von Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Bellas Kummer, Kents Ultimatum, Damons rätselhaftes Erscheinen – und natürlich die geplante Hochzeitsfeier …
Die Zeit verstrich unendlich langsam. Beim ersten Morgengrauen sprang sie aus dem Bett, zog die Vorhänge auf und blickte auf die verlassene Hauptstraße von Willara hinaus.
War Kent vielleicht schon auf dem Weg hierher?
Nachdem sie geduscht und sich die Haare gewaschen hatte, packte sie ihre Tasche. Es gab keine Verabredung zum Frühstück. Alle Freundinnen wollten ausschlafen, aber Zoe empfand ihr Zimmer wie eine Gefängniszelle und beschloss, allein hinunterzugehen. Bella würde bestimmt erst etwas essen, nachdem sie mit Kent gesprochen hatte.
Als Zoe an ihrem Zimmer vorbeiging, meinte sie, gedämpfte Stimmen zu hören. Vielleicht trafen Bella und Kent in diesem Moment eine Entscheidung. Allein der Gedanke daran füllte Zoes Augen mit Tränen.
Der Frühstücksraum des Hotels mit den dunklen holzgetäfelten Wänden und Blumenvasen auf jedem Tisch hatte etwas Altmodisches. Bis auf eine junge Kellnerin war zu dieser frühen Stunde noch kein Gast zu sehen.
Zoe studierte die Speisekarte, auf der ein üppiges Frühstück mit Eiern und Schinken angepriesen wurde. Obwohl ihr noch vor einer Stunde der Magen geknurrt hatte, verspürte sie jetzt kaum Appetit.
Sie bestellte Tee und Toast und setzte sich an einen sonnigen Platz am Fenster. Als sie gerade ihre zweite Tasse trank und in einen Toast mit Butter und Orangenmarmelade biss, bemerkte sie eine große, breitschultrige Gestalt in der Tür.
Kent.
Das Messer glitt ihr aus der Hand und schepperte auf den Teller.
Hatte er schon mit Bella gesprochen? Wenn nicht, was sollte sie dann jetzt sagen?
Verhalten lächelnd kam er auf sie zu, aber es war unmöglich, seine Stimmung einzuordnen.
Er machte zwar keinen todunglücklichen Eindruck, aber vielleicht konnte er seine Gefühle einfach nur gut verbergen. Jedenfalls war Kent blasser als sonst und hatte dunkle Ringe unter den Augen.
„Ich hatte gehofft, dich hier zu finden.“
„Hast du Bella schon gesehen?“
„Ja. Wir haben über eine Stunde miteinander geredet.“
Ein Schauer lief Zoe über den Rücken.
„Kann ich mich zu dir setzen?“
Sie nickte und hielt den Atem an. Die Spannung war unerträglich. Was hatten sie beschlossen?
Kent legte die Hände auf den Tisch. „Ich wollte, dass du es als Erste erfährst. Wir werden die Hochzeit absagen.“
Zoe spürte einen schmerzvollen Stich im Herzen. Obwohl die Nachricht nicht ganz unerwartet kam, hatte sie das Gefühl, als
Weitere Kostenlose Bücher