Julia Extra Band 0354
würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. „Es tut mir sehr leid.“ Tränen traten ihr in die Augen. „Ich möchte mir nicht vorstellen, was du jetzt empfindest, Kent.“
„Es gab keine andere Lösung.“
Zoe wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Sie war wie benommen.
Keine Hochzeit.
Nach all den Vorbereitungen und Aufregungen der letzten Wochen – und jetzt nichts.
„Wie geht es Bella?“
„Sie ist ziemlich mitgenommen, aber ich glaube, es geht ihr einigermaßen gut. Jedenfalls wird es ihr besser gehen, wenn sie eine Nacht gut geschlafen hat.“
„Ich sollte zu ihr gehen. Bestimmt braucht sie meine Hilfe.“
„Sie ist gar nicht mehr hier.“ Kent hob abwehrend die Hände. „Sie musste nach Greenacres. Es gibt wohl dort irgendein Problem.“
„Ihr Großvater?“
„Ich glaube, ja.“
„Arme Bella. Als hätte sie nicht schon genug Sorgen.“
„Ich hatte ihr angeboten, sie zu begleiten. Aber sie will es allein regeln, was ich gut verstehen kann.“
„Und wenn ich mich bei ihr melde?“, schlug Zoe vor und erhob sich.
„Ich habe ihr gesagt, dass sie anrufen soll, wenn sie Hilfe braucht.“
Nachdem sie sich wieder gesetzt hatte, stieß sie einen Seufzer aus. Sie dachte an den aufregenden Moment zurück, als Bella sie gebeten hatte, ihre Brautjungfer zu sein. Wer hätte gedacht, dass alles so enden würde?
Die Kellnerin erschien und fragte Kent nach seinen Frühstückswünschen.
„Bitte nur einen Tee. Sollen wir eine neue Kanne bestellen, Zoe?“
Gemessen an der unangenehmen Situation fand Zoe seine Höflichkeit und Selbstbeherrschung beeindruckend. Sobald die Kellnerin verschwunden war, reichte sie über den Tisch und ergriff Kents Hand. Es sollte eine unterstützende Geste sein, doch der kurze Körperkontakt mit ihm wirkte immer noch wie elektrisierend auf sie.
„Danke, dass du eine so gute Freundin für Bella bist“, erklärte er.
Zoe schüttelte betrübt den Kopf. „Meine große Chance, endlich Brautjungfer zu sein, ist den Bach runtergegangen.“
„Du wärst bestimmt perfekt gewesen“, sagte er aufrichtig.
„Und ich habe geglaubt, dass ihr das perfekte Paar gewesen wärt.“
„Wirklich?“
Gespannt sah er sie mit seinen dunklen Augen an.
Zoe geriet plötzlich aus der Fassung. „Ihr hattet so viele Gemeinsamkeiten.“
„Vielleicht war genau das das Problem“, erwiderte er.
Die Kellnerin brachte den Tee und eine zusätzliche Tasse. Beide bedienten sich mit Milch und Zucker.
Als sie wieder allein waren, erklärte Kent: „Wir waren uns übrigens beide einig, die Hochzeit abzusagen.“
„Ich hatte mir schon seit einiger Zeit Sorgen gemacht. Die Schwingungen zwischen euch stimmten irgendwie nicht.“
Kent schwieg und kratzte sich am Kinn.
„Aber ich denke, dass deine Motive für den Heiratsantrag ehrenwert waren.“
„Was weißt du über meine Motive?“
„Ich glaube, dass du dich um Bella kümmern wolltest, um Tom zu beruhigen.“
Kents Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Ich merke, du bist nicht einfach nur eine hübsche Brautjungfer.“
Trotz allem saugte Zoe Kents Anblick in sich auf.
„Gestern Abend hatte ich ein aufschlussreiches Gespräch mit Damon. Erst sind wir wie zwei Widersacher umeinander herumgeschlichen, doch dann habe ich ihm zugehört. Die Art, wie er über Bella gesprochen hat, war sehr gefühlvoll. Ich weiß nicht, ob er der richtige Mann für sie ist und ob sie ihn überhaupt will, aber mir wurde klar, dass es weder für Bella noch für mich richtig wäre, eine Heirat nur auf Freundschaft aufzubauen.“
Kent sah Zoe direkt in die Augen, was sie heiß erschauern ließ. Aber sie wehrte sich gegen jegliche Fantasien. Dass er Bella nicht heiraten würde, hieß nicht automatisch, dass er sich in eine neue Beziehung stürzen würde. Und wenn, warum dann gerade mit ihr? Jetzt, da sie nicht mehr in der Rolle der Brautjungfer war, kamen ihre alten Unsicherheiten wieder zurück.
„Ich habe Bella versprochen, dass ich es den anderen sagen werde“, erklärte er.
Was für eine Aufgabe. Zoe dachte an all die Freundinnen oben im Hotel. Bald würden sie aufstehen und die Neuigkeit erfahren. Und es gab noch so viele andere Menschen, die benachrichtigt werden mussten. Was für eine peinliche Situation, und Kent musste das alles schultern. Ein Ansturm von Mitgefühl überkam sie.
„Ich könnte die Cateringfirma anrufen.“
„Danke, Zoe, das wäre sehr nett von dir. Ich werde wahrscheinlich den ganzen Tag am Telefon
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