Julia Extra Band 0354
stützte sich mit beiden Händen auf eine Stuhllehne. „Bella hat mich angerufen und alles erklärt.“
„Ja.“ Kent schluckte. „Tut mir leid, dass es nicht geklappt hat.“
„Nun ja … eigentlich …“ Tom lächelte verlegen. „Ich bin erleichtert, mein Sohn.“
„Erleichtert?“
„Zunächst war ich begeistert, dass du dich meiner Bella und dem Grundstück annehmen wirst. Ich hätte in Frieden sterben können. Aber dann habe ich gemerkt, dass etwas Entscheidendes fehlt.“
Er stellte die Flamme unter dem Topf niedriger und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Anrichte. „Ich bin verliebt gewesen, Kent, und hatte eine wundervolle Ehe, in der es immer wieder gefunkt hat.“ Er sah Kent aufmerksam an. „Das ist der Punkt. Es muss etwas geben, das über Freundschaft hinausgeht. Etwas, das deine Seele entflammt.“
Kent wusste, dass Tom recht hatte. Bella und er hatten am Ende erkennen müssen, dass dieser entscheidende Funke zwischen ihnen nicht existierte.
„Ich habe mich geschämt, dass ihr beide bereit wart, dieses Opfer für mich zu bringen“, erklärte Tom.
„Aber ich verdanke dir mein Leben.“
„Ich war damals zufällig in der Nähe. Jeder andere Mann hätte dasselbe getan.“ Tom schüttelte den Kopf. „Gott sei Dank seid ihr noch rechtzeitig zur Besinnung gekommen.“
„Ich bin froh, dass du es verstehst“, sagte Kent leise. „Ich möchte aber noch etwas anderes loswerden.“
„Und das wäre?“
Kent umfasste die Stuhllehne noch fester. „Du musst aufwachen, Tom. Ich weiß, die letzten achtzehn Monate waren schwierig für dich. Aber du musst einsehen, dass niemand anders für deine Gesundheit verantwortlich ist als du selbst. Ich kann deine Felder pflügen oder sogar deine Tochter heiraten, doch das alles hilft gar nichts, wenn du nicht deine Gewohnheiten änderst.“
Tom senkte den Blick. „Da hast du verdammt noch mal recht. Und ich bin sogar schon einen Schritt weiter als du.“
„Bist du zu den Anonymen Alkoholikern zurückgegangen?“
„Ja, und ich werde kein Treffen mehr versäumen. Mein letzter Rückfall war in Gegenwart von Bellas Freundin, und das hat mir die Augen geöffnet. Ich habe Bella furchtbar enttäuscht.“
Kent nahm Toms Hand. „Das sind wunderbare Neuigkeiten. Gut gemacht.“ Lächelnd fügte er hinzu: „Der große Mann im Himmel hat noch einiges mit dir vor, wenn du den Alkohol meidest und an deiner Fitness arbeitest.“
„Ja, das stimmt. Ich will noch dabei sein, wenn meine Enkelkinder geboren werden.“ Tom schlug Kent vertrauensvoll auf die Schulter. „Und deine Knirpse möchte ich auch erleben.“
Am Abend stand Zoe auf der Veranda von Willara Downs und genoss den Blick, der ihr so lieb geworden war. Sie hatte ein langes Wochenende hinter sich und war entsprechend erschöpft. Kent hatte darauf bestanden, dass sie heute nicht mehr nach Brisbane zurückfuhr.
Während Kent bei Tom Shaw war, hatte sie das Dinner vorbereitet. Es gab Lamm aus dem Ofen mit Knoblauch, Rosmarin und Zitrone.
Für ein paar Stunden hatte sie ihre Fantasie ausgelebt: in einer großen Landhausküche zu stehen und ein köstliches Mahl für den Mann des Hauses zuzubereiten.
Was nur zeigte, wie naiv sie war. Es wurde Zeit, dass sie mit dieser Episode abschloss und Kent schnell vergaß.
Die emotionale Verbindung, die sie zu ihm verspürte, stand in keinem Verhältnis zu der realen Beziehung. Am Ende war sie schlicht und einfach nur die Freundin seiner ehemaligen Verlobten, die beinahe Brautjungfer geworden wäre.
Okay, sie hatte Bella versprochen, sich um Kent zu kümmern. Aber am besten wäre es wohl, wenn sie schnell verschwand und sich irgendwann per E-Mail meldete.
Obwohl ihr das alles klar war, genoss sie in diesem Augenblick das letzte Mal den Blick in die Weite der Landschaft.
Es hatte etwas Magisches für Zoe, besonders jetzt, da die Abendsonne alles in goldenes Licht tauchte.
Als Kind hatte sie immer aus dem Bus ihrer Eltern eine solche Szenerie verfolgt. Hatte gesehen, wie die Farmer ihre Traktoren vom Feld nach Hause fuhren.
Sehnsüchtig hatte sie in die Farmhäuser geschaut, in denen die Lichter angingen und Rauch aus den Schornsteinen kam. Nicht selten konnte sie einen Blick von den Familien erhaschen, die sich um den Küchentisch herum versammelt hatten.
Ihre Eltern hingegen steuerten um diese Zeit einen Campingplatz an, wo Zoe mithilfe einer Taschenlampe sich den Weg zu den Duschräumen suchen musste. Ihre Eltern kochten ein Abendessen auf
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