Julia Extra Band 0354
gefallen lassen und lachend zugeben, dass die Tage des sorglosen Junggesellendaseins gezählt waren. Insgeheim dachte er immer wieder daran, wie er am frühen Abend durch Willara gefahren war und einen Blick von den feiernden Mädchen im Pub erhascht hatte.
Sämtliche Freundinnen von Bella waren da und bereits in Partystimmung. Sie pfiffen ihm hinterher und schwenkten Gläser mit rosafarbenem Champagner, als er im Auto an ihnen vorbeifuhr.
Er hatte Bella zwar nicht gesehen, doch bestimmt war sie in irgendeiner lustigen Brautverkleidung irgendwo in der Menge.
Die einzige Frau, die er wahrgenommen hatte, war Zoe.
Sie stand in der Eingangstür und unterhielt sich mit einer Freundin. Sie trug ein orangerotes Seidenkleid, eine exotische Farbe, die ihr dunkles Haar und ihre schlanke Figur attraktiv zur Geltung brachte.
Nur für den Bruchteil einer Sekunde hatten sich ihre Blicke getroffen, doch das Bild von ihr ging ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf. In dieser Sekunde empfand er das gleiche Verlangen nach ihr wie in dem Moment, als sie inmitten von ein paar Dutzend Kerzen in seiner Küche gestanden hatte.
Wahrscheinlich war es nur ein letztes Aufbegehren nach Freiheit, bevor er den Hafen der Ehe ansteuerte und ein monogames Leben auf ihn wartete.
Finde dich damit ab, Mann!
Aber auch jetzt, im Kreise seiner Freunde, ließ ihn die Erinnerung an Zoe nicht in Ruhe.
Es war Zoe, an die er dachte. Nicht Bella.
„Kent, alter Junge. Ich würde gern mal mit dir reden.“
Die Stimme in seinem Rücken ließ Kent herumfahren.
Damon Cavello stand mit einem Glas Whisky in der Hand vor ihm und begrüßte ihn mit einem gequälten Lächeln.
Sie hatten bereits früher am Abend ein paar Sätze ausgetauscht, die jedoch eher oberflächlich gewesen und im allgemeinen Getümmel untergegangen waren. Jetzt streckte ihm Damon die Hand entgegen. „Ich habe dem glücklichen Bräutigam noch gar nicht gratuliert.“
„Du hast bestimmt vorhin schon etwas gesagt.“ Kent war etwas unbehaglich zumute, als er ihm die Hand gab.
„Du musst ein glücklicher Mann sein“, sagte Damon.
„Ja, das bin ich.“
„Du hast sie verdient.“
„Danke.“
Er hatte das Gefühl, dass Bellas alte Flamme ihn testen wollte.
Damon warf ihm ein freudloses Lächeln zu. „Bella ist eine …“
„Stopp!“ Kent hob lachend die Hand. „Heute Abend ist es verboten, den Namen der Braut zu erwähnen.“
„Verdammt, das habe ich vergessen“, erwiderte Damon und leerte sein Glas in einem Zug.
Kent holte tief Luft und stellte sich vor, wie das Feuer des Alkohols Damons Körper durchdrang.
„Also, wo war ich stehen geblieben?“, fragte Damon und stellte das leere Glas ab. „Ach ja.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Kent vielsagend. „Wie gesagt, du hast eine gute Wahl getroffen. Jeder in Willara wird auf euch anstoßen.“
Kent nickte knapp.
Damons Blick wanderte über Kents Schulter hinweg in die Ferne, während er tief durchatmete.
Zu Kents Entsetzen verrieten die Augen seines Gegenübers einen tiefen Schmerz. „Ich war dumm“, erklärte Damon leise. „Ich habe den größten Fehler meines Lebens gemacht, als ich ins Ausland ging und sie zurückließ.“
Kent schnürte es die Kehle zu, das Blut schien ihm in den Adern zu gefrieren. Aber er riss sich zusammen. „Schon möglich, Damon“, sagte er langsam. „Du warst bekannt dafür, verrückte Dinge zu tun.“
„Das stimmt. Aber ich bereue es inzwischen.“
Was wollte Damon bewirken? War es eine Art Psychospiel von ihm? „Was willst du mir damit sagen? Heißt das, dass du lieber jung geheiratet und im guten alten Willara eine Familie gegründet hättest?“
„Vielleicht. Aber wir können die Zeit nicht zurückdrehen.“
Damon straffte die Schultern und sah zu der fröhlich feiernden Menge hinüber, bevor er sich wieder Kent zuwandte. „Versprich mir etwas.“
Kent sah ihm ruhig in die Augen. „Und das wäre?“
Für einen Moment verlor Damon an Schwung. Er senkte den Blick und tippte mit dem Finger ein paar Mal auf den Bartresen. Als er wieder aufsah, hatten seine Augen einen kalten Glanz. „Frag dich, ob du auch wirklich nicht den Schatten eines Zweifels hast.“
Die Worte wirkten wie ein Hammerschlag, doch Kent ließ sich nicht einschüchtern. „Danke für den Ratschlag“, erwiderte er kühl. „Es ist ermutigend, zu wissen, dass es jemanden in diesem Ort gibt, der begriffen hat, welches Glück ich mit Bella habe.“ Ohne Damon aus den Augen zu lassen,
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