Julia Extra Band 356 - Ebook
sehr unzufrieden mit dieser Frau bin, die dich unbeaufsichtigt gelassen hat. Sollte sie je wieder meinen Weg kreuzen, werde ich ihr was erzählen.“
Vasiliis Stimme hatte plötzlichen einen harten Klang, und Alena verzichtete darauf, ihm zu widersprechen. Außerdem gehörte all das längst der Vergangenheit an, und sie hatte im Moment Wichtigeres zu tun, als sich mit ihrem Bruder herumzustreiten. Zum Beispiel sich in Kiryls liebevollem Blick zu sonnen und sich schon jetzt auf die kommende Nacht zu freuen. Und nicht nur auf diese Nacht, sondern auf alle Nächte, die vor ihr und ihrem frischgebackenen Ehemann lagen. Die Nächte und die Tage, die vom Glück ihres Zusammenseins erfüllt sein würden.
Als ob er ihre Gedanken erraten hätte, flüsterte Kiryl ihr die Worte zu, die sie immer und immer wieder hören wollte. „Ich liebe dich … jetzt und für immer.“
„Ich liebe dich auch“, gab sie leise zurück.
– ENDE –
Möchten Sie wissen, ob auch auf Alenas Halbbruder Vasilii ein Happy End wartet? Dann freuen Sie sich auf Vasiliis Geschichte in Julia Extra, Band 358, den Ihr Zeitschriftenhändler ab dem 15. Januar 2013 für Sie bereithält.
Flucht in die Arme eines schönen Fremden
1. KAPITEL
„Was, zum Teufel …!“
Jetzt hatte er schon Halluzinationen! Carlos Ortega konnte nicht glauben, was er vor sich sah.
Langsam bremste er das schwere Motorrad ab. Diese Geschwindigkeit war sicherlich angebrachter als das Tempo, mit dem er vorher über die enge Landstraße gebraust war. Mit dem Motorrad zu rasen war Ventil für den inneren Tumult gewesen, der in ihm herrschte. Doch so oft er auch blinzelte und so stark er die Stirn runzelte, das Bild da vorn verschwand nicht.
Er hatte die Geschichten von den Geistern gehört, die hier in der Gegend angeblich spuken sollten. Die Trinkkumpane in der Bar hatten sich gestern ausgiebig darüber ausgelassen. Diese Straße sei verwünscht, behaupteten die Dorfbewohner. Eine Braut, die vor dem Altar versetzt worden und an gebrochenem Herzen gestorben war, geisterte herum, beklagte ihr Schicksal und weinte dem Mann nach, den sie so sehr geliebt und der sie so grausam verlassen hatte. So hieß es zumindest in den Dorfgeschichten.
Nicht, dass Carlos an Geister glaubte. In den zwei Tagen, die er in dem verschlafenen Dörfchen übernachtet hatte, hatte er natürlich gemerkt, wie abergläubisch die Leute waren. Gestern Abend in dem urigen Pub, der zu der einfachen Pension gehörte, hatte er die Geschichten sogar amüsant gefunden, aber jetzt …?
„Blödsinn!“
Er schüttelte den Kopf und hätte laut gelacht, wäre es ihm mit dem Motorradhelm möglich gewesen. So wie er es gestern Abend im Pub getan hatte, als sie mit ihren Spukgeschichten angefangen hatten. Die Dorfbewohner hatten wohl gedacht, sie müssten sich das Bier verdienen, das er ihnen ausgegeben hatte.
Er war in die Bar hinuntergegangen, weil er zum ersten Mal seit Langem das Bedürfnis nach Gesellschaft verspürt hatte. Das plötzliche Gefühl von Einsamkeit war ihm bis jetzt völlig unbekannt gewesen. Er war das Alleinsein gewohnt, schließlich hatte er es geradezu gesucht. Er hatte das Chaos hinter sich lassen wollen, hatte so weit wie nur irgend möglich davon wegkommen wollen – weg von zu Hause.
Zu Hause. Argentinien war ihm kein Zuhause. Doch wo sonst hatte er eines?
Es traf ihn wie ein Schlag. Nirgendwo auf der Welt gab es einen Ort, den er Zuhause nennen würde. Oh sicher, er besaß mehrere Häuser, sogar in den exklusivsten und gefragtesten Wohngegenden der Welt. In jedem dieser Häuser könnte er leben, aber Wurzeln hatte er dort nicht. Oder das Gefühl, dorthin zu gehören, so wie an den Ort, an dem seine Familie …
Welche Familie? Er hatte keine Familie mehr. Alles, was er je als Seins erachtet hatte, war ihm auf einen Schlag genommen worden. Mehr als seine Mutter war ihm nicht geblieben. Seine verlogene, heuchlerische, ehebrecherische Mutter. Die ihn zum Bastard gemacht hatte, den sie nicht in ihrem Leben hatte haben wollen. Sein ganzes Leben war eine Lüge. Alles, was er von seiner Abstammung und Herkunft geglaubt hatte, war innerhalb weniger Momente zerstört worden. Es hatte nicht länger gedauert als die Zeit, die es seinen Großvater gekostet hatte, ihn die Wahrheit wissen zu lassen. Eine Wahrheit, die ihm nichts von dem ließ, was er einst geschätzt und in Ehren gehalten hatte.
Deshalb hatten die Geistergeschichten ihn so fasziniert, hatten ihn abgelenkt von Gefühlen, mit
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