Julia Extra Band 356 - Ebook
hinsichtlich der Zukunft … deiner Zukunft. Aber nicht hier, es ist viel zu laut. Würdest du mit mir zurück in die Stadt fahren?“
Nach kurzem Zögern nickte sie schließlich. Der Klang seiner Stimme verriet ihr, dass es ihm ernst war. Außerdem war sie neugierig auf das, was er ihr zu sagen hatte. Er hatte recht – das hier war wirklich nicht der geeignete Ort für ein persönliches Gespräch.
Gemeinsam verließen sie den Saal und baten den Fahrer, die Limousine zu holen. Während der gesamten Rückfahrt wartete Alena gespannt darauf, dass Kiryl etwas sagte, doch er blieb stumm.
Es war bereits kurz nach Mitternacht, als sie vor dem Gebäude anhielten, in dem sich das Apartment befand, das Kiryl gemietet hatte. Alena wollte schon zum Eingang gehen, als er ihre Hand ergriff und sie zurückhielt. „Nein, warte. Ich würde lieber noch einen Spaziergang mit dir machen. Das würde es mir leichter machen, mit dir zu sprechen.“
Leichter machen? Was konnte er mit ihr zu besprechen haben, das so schwer für ihn war?
„Wie du möchtest.“
Kiryl hatte ihre Hand wieder losgelassen, und sie vermisste die Wärme seiner Berührung. Instinktiv rückte sie näher an ihn heran, doch in dem Moment trat er zur Seite und schlug den Weg zum Fluss hinunter ein.
Zu dieser späten Stunde trieben nur wenige Boote auf der Newa. Aus der Ferne flackerten ein paar Lichter von den Inseln des Deltas herüber. Auf einer dieser Inseln waren sie im Winter gewesen. Aber warum musste sie ausgerechnet in diesem Augenblick daran denken? Sie wusste genau, wie verletzlich sie diese Erinnerungen machen würden.
„Was ich dir jetzt sage, werde ich morgen auch Vasilii sagen“, begann Kiryl. „Aber du solltest es zuerst erfahren. Jetzt, da ich den Auftrag nicht angenommen habe, gibt es auch keinen Grund mehr für uns zu heiraten. Du musst dir deswegen keine Sorgen mehr machen, Alena. Ich werde Vasilii versprechen, dass alles, was zwischen uns passiert ist, geheim bleiben wird. Vasilii kann dann auch öffentlich verkünden, dass du es warst, die unsere Verlobung gelöst hat. Ich habe heute Abend gesehen, wie viele Männer dich mit den Augen verschlungen haben. Es sollte dir nicht schwerfallen, schnell Ersatz für mich zu finden.“
Neben ihnen glitzerte die Newa in blauer nächtlicher Pracht. Doch zum ersten Mal in ihrem Leben ließ Alena die Schönheit des Flusses völlig kalt.
Sie sah Kiryl ungläubig an. „Verstehe ich dich richtig? Du hast den Auftrag nicht angenommen, weil du mich nicht heiraten willst?“ Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet.
Sofort verspürte sie ein heftiges Gefühl des Verlusts, das ihr wie ein Messer ins Herz stieß. Wie demütigend, dass sie jetzt auch noch enttäuscht war, dass er sie nicht heiratete! Erst jetzt erkannte Alena, dass sie sich ganz tief in ihrem Herzen an die Hoffnung geklammert hatte, diese Ehe könnte sie trotz aller bösen Vorzeichen vielleicht doch noch zusammenbringen.
Kiryl blieb stehen und sah sie zärtlich an. „Ich will dir deine Freiheit zurückgeben, Alena. Ich weiß, dass ich nichts tun kann, um die Verletzung, die ich dir zugefügt habe, ungeschehen zu machen. Aber wenigstens kann ich dich von einer Heirat befreien, von der ich weiß, dass du sie nicht willst.“
„Du … du hast den Auftrag meinetwegen zurückgegeben?“ Sie konnte es nicht fassen.
Kiryl nickte. „Ich war wütend, als du mir in London all diese Dinge gesagt hast. Wütend auf dich, aber auch wütend auf mich selbst. Nachdem du gegangen warst, konnte ich deine Worte einfach nicht vergessen. Es war genau wie bei unserem ersten Kuss – ich konnte einfach nicht vergessen, wie stark du mich von Anfang an berührt hast. Glaube mir, ich habe es versucht. Aber es ist mir nicht gelungen. Immer wollte ich mir einreden, dass du mir nichts bedeutest, dass du für mich nur Mittel zum Zweck bist. Aber man kann sich nicht ewig belügen.“
Ungläubig hörte Alena ihm zu.
„Du hattest recht, als du mir vorgeworfen hast, dass ich den falschen Weg eingeschlagen habe“, fuhr er fort. „Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich noch erfolgreicher sein kann als mein Vater. Aber in einem hattest du unrecht: Du hast gesagt, ich sei ein kalter, liebesunfähiger Mensch, und das stimmt nicht. Ich hatte ein Herz – bis mein Vater es mir aus der Brust gerissen und die Stücke dann in die Gosse geworfen hat. Ich war damals froh, das alles hinter mir zu lassen, habe mir eingeredet, dass es richtig war, mein Herz dort im
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