Julia Extra Band 356 - Ebook
er den Mund zu einem Lächeln verzog. Für einen verrückten Moment fragte sie sich, wie es wohl sein mochte, diesen Mund auf ihren Lippen zu spüren.
„Was ist nun? Können wir …?“, fragte er. „Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, aber ich habe keine Lust, noch länger im Regen zu stehen.“
„Oh ja, natürlich!“ Das schlechte Gewissen meldete sich, weil sie ihn hier aufhielt. „Nur … wie komme ich da rauf … mit dem hier?“ Erst zeigte sie auf die Maschine, dann an ihrem Kleid herunter, in dem sie nicht einmal größere Schritte machen konnte.
Das Kleid … es war sexy wie die Sünde. Die Korsage betonte ihre vollen Brüste und gab den Blick auf schimmernde Halbmonde frei. Die Seide schmiegte sich eng um eine schmale Taille und wohl gerundete Hüften, zog den Blick automatisch zu langen Beinen weiter, bevor auf Kniehöhe ein großzügiger Spitzenvolant aufsprang. Gab es überhaupt einen Stil, der weibliche Kurven besser zur Geltung brachte? Es waren Kurven, die laut Modediktat zu üppig waren, doch Carlos zog Frauen vor, die auch Frauen waren. Und diese Miss Jones hatte definitiv eine extrem weibliche Figur.
„Da werden wir uns etwas einfallen lassen müssen.“
Miss Jones hatte offensichtlich nicht damit gerechnet, dass sie in diesem Designerkleid weit würde laufen müssen, wohl nur das Mittelschiff entlang auf den Altar zu. Was, zum Teufel, war vorgefallen, dass sie vor der eigenen Hochzeit davonlief? Und was für ein Narr von einem Bräutigam musste das sein, dass er sich eine so schöne Frau durch die Finger schlüpfen ließ?
Auch wenn die Fragen ihm auf der Zunge lagen … sie würde sie wohl kaum beantworten. Nicht, wenn sie „Miss Jones“ als Namen angab. Was also hatte sie zu verbergen?
„Und was genau? Wie wollen Sie …“
„Das ist kein Problem“, unterbrach er sie. Er hatte genügend Erfahrung damit, wie man Frauen aus ihren Kleidern herausbekam. Zugegeben, die Frauen waren immer eifrig bemüht gewesen, ihm dabei zur Hand zu gehen. Bisher hatte er sich noch nicht mit dem Kleid einer Frau beschäftigen müssen, um ihr zu helfen, vor einem anderen Mann wegzurennen.
Doch so weit er sich erinnerte, hatte Seide kräftigen Männerhänden nicht viel entgegenzusetzen. Wie schwer konnte es also sein, einen Teil des Stoffs loszuwerden? „Überlassen Sie das mir.“
Im nächsten Moment kniete er auch schon auf der nassen Straße vor ihr und griff in den Stoff. Als er daran zu reißen begann, wankte sie ungelenk vor und zurück. „So stehen Sie doch still“, forderte er leise, und sie erstarrte.
Doch ihre trippelnden Schritte vor und zurück ließen auch ihn erstarren, denn die Seide, die er zusammengerafft in den Fingern hielt, gab nun den Blick auf wohlgeformte sexy Beine frei.
Infierno! Sie trug tatsächlich Strumpfhalter in dem blassesten aller Blautöne. Und ein Strumpfband! Carlos’ Mund wurde innerhalb von Sekundenbruchteilen trocken. Hätte er sich nicht an der Seide festgeklammert, hätte er das Gleichgewicht verloren.
„Stehen Sie endlich still!“ Es war ihm gleich, dass es wie ein Befehl klang. Er hatte seine eigene Schlacht zu schlagen, um seine aufbegehrenden Sinne unter Kontrolle zu halten. Miss Jones gehörte offensichtlich zu den Frauen, die glaubten, dass ein Tupfer Parfüm in die Kniekehlen gehörte. Und damit hatte sie auf jeden Fall recht, wenn er nach der Reaktion seines Körpers auf den blumigen Duft, der ihm in die Nase wehte, schließen wollte. Der Duft versprach Sinnlichkeit und Leidenschaft. Leidenschaft, die sie mit dem Mann, den sie geheiratet hätte, heute Nacht hatte teilen wollen.
Heiße Eifersucht auf diesen Mann packte ihn plötzlich. Das, der verführerische Duft und die Nähe zu dieser wunderbaren Frau machten es ihm schwer, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren. Er klammerte die plötzlich fahrig gewordenen Finger fester in die Seide. Der Bräutigam musste ein kompletter Trottel sein, dass er sie hatte entwischen lassen – oder sie vertrieben hatte.
Nun, sein Pech. Und Carlos’ Glück. Als unmittelbar vor der Hochzeit stehende Braut hätte Carlos die Finger von ihr lassen müssen, doch Miss Jones hatte offensichtlich schwere Bedenken gehabt, den Mann zu heiraten, dem sie versprochen war. Warum sonst sollte sie so großen Abstand wie nur möglich zwischen sich und ihren Bräutigam bringen wollen? Und mit einer fliehenden Braut sah die Sache schon ganz anders aus …
„Ich sagte, halten Sie still!“, wiederholte er unwirsch, als ihr
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