Julia Extra Band 356 - Ebook
Ihrer Hochzeit zurück“, sagte er jetzt.
„Nein!“ Abscheu erfüllte sie allein bei dem Gedanken. Noch immer hallten die hässlichen Gemeinheiten in ihren Ohren, heiser gemurmelt in der Hitze der Leidenschaft.
Es lohnt sich, sie für eine Weile in mein Bett zu holen und ihr die ach so geschätzte Jungfräulichkeit als ihr Ehemann zu nehmen. Denk immer daran, Liebling … das macht die Hälfte von sieben Millionen bei der baldigen Scheidung. Da kann man schon für eine kleine Weile mit Miss Prüde verheiratet sein und die Ehe vollziehen. Vielleicht erregt mich ja der Gedanke an das Geld, denn sie tut es bestimmt nicht. Sie ist so verdammt groß, da hat man das Gefühl, mit einem Pferd zu schlafen …
„Das ist wirklich das Letzte, was ich will!“ Ihr Ausruf hatte ihn verdutzt, sie konnte es an seinen zusammengekniffenen Augen und der gerunzelten Stirn sehen. „Es wäre der schlimmste Fehler meines Lebens gewesen, deshalb musste ich so schnell wie möglich von dort fort. Und ich möchte so weit wie möglich weg.“
„Es verdad?“ Es lag etwas Spöttisches in den gedehnten Worten.
„Welche Sprache ist das?“, fragte sie. „Sind Sie Spanier?“
Bei ihrer Frage schlug seine Stimmung jäh um. Seine Augen verdunkelten sich, seine Miene wurde ausdruckslos und leer. Eine Reaktion, die sie neugierig machte. Sie wollte mehr über ihn erfahren.
„Argentinier, um genau zu sein“, antwortete er.
„Und wieso sind Sie hier?“
Scheinbar hatte sie eine Grenze überschritten, denn fast harsch erwiderte er abfällig: „Pferde und Wein.“
Ein Spieler? Oder ein Züchter? Vielleicht ein Trinker … Sie wusste nicht, wie sie ihre Frage formulieren sollte. Seine versteinerte Miene ermunterte nicht dazu, weiter zu fragen. „Ich meinte nur … Sie sind weit von zu Hause weg.“
„Sehr weit“, stimmte er zu, so düster, als würde er damit auf mehr als nur die räumliche Entfernung anspielen.
„Machen Sie hier Urlaub?“
„Nein.“ Er schüttelte den Kopf, musterte sie. „Sieht aus, als hätten wir uns gesucht und gefunden.“
Fast klang er amüsiert, doch da lag noch etwas anderes in seinem Ton. Etwas Hartes, Verstörendes und Verstörtes.
„Wieso sagen Sie das?“ Sie brachte die Worte kaum heraus.
Er ließ seinen Blick von Kopf bis Fuß über sie gleiten, drehte sich dann um und ging zu seinem Motorrad.
„Wir beide sind einfach gegangen, haben allem den Rücken gekehrt und es zurückgelassen. In der Beziehung sind wir uns also gleich.“
2. KAPITEL
Dieser fremde Mann und sie sollten gleich sein?
Allein die Vorstellung raubte Martha den Atem. Es stimmte, genau das hatte sie getan – allem den Rücken gekehrt und es zurückgelassen. Weil sie keine andere Wahl gehabt hatte. Aber er?
Sah er aus wie jemand, der am Boden zerstört war? Der keine andere Möglichkeit gesehen hatte als zu gehen? Wirkte er etwa verloren?
Nein, verloren sah er ganz bestimmt nicht aus, nicht einmal mit dem feuchten Haar und dem nassen T-Shirt, das an seinem muskulösen Oberkörper klebte. Stark entschlossen, Herr der Situation … das waren die Beschreibungen, die ihr für ihn einfielen.
„Das können Sie unmöglich getan haben!“ Sie wollte es nicht glauben.
„Und wieso nicht?“
Der Ärger in seiner Stimme machte ihr erneut klar, dass er ein Fremder war und sie nichts von ihm wusste. Hastig wich sie einen Schritt zurück, war sich nicht sicher, ob sie ihm trauen sollte … oder konnte. „Aber haben Sie denn keinen Job? Keine Familie, die sich um Sie sorgt?“
„Ich habe kein Heim mehr in Argentinien.“
Es war eine tonlose Feststellung, mit der auch das letzte Leuchten in den grünen Augen erlosch. Erst jetzt wurde ihr klar, dass da tatsächlich Wärme in seinen Augen gelegen hatte, doch mit ihren unüberlegten Worten hatte sie sie vertrieben.
„Auch keine Familie mehr.“
„Das tut mir leid, ich wollte nicht …“, setzte sie an, doch bei seinem desinteressierten Schulterzucken brach sie ab. Er wollte ihr Mitgefühl nicht.
„Wir sind uns wahrscheinlich ähnlicher, als Sie denken. Beide rennen wir vor unserer Vergangenheit weg.“
„Ist es das, was Sie tun?“ Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er vor irgendetwas wegrannte.
Doch als sie in die moosgrünen Augen schaute, entdeckte sie in deren Tiefen wirbelnde Schatten, die sie schon einmal gesehen hatte – im eigenen Blick, als sie heute Morgen in den Spiegel geschaut und gewusst hatte, dass sie davor stand, einen
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