Julia Extra Band 356 - Ebook
Kontakt von Haut auf Haut, nach dem Martha sich so sehr sehnte, den sie so sehr brauchte.
Sich immer wieder gierig küssend und mit rastlosen Händen fordernd streichelnd, schafften sie es irgendwie stolpernd und strauchelnd zu seinem Schlafzimmer zu gelangen und ließen sich auf das Bett fallen. Mit zitternden Händen zerrte Martha an Carlos’ Polohemd, und endlich, endlich spürte sie seine samtene Haut an ihren Handflächen. Sobald die beiden die Haut des anderen berührten, ging auch der letzte Rest Selbstbeherrschung in den Flammen von Lust und Verlangen auf.
Kleidung riss im Ungestüm und wurde achtlos zu Boden geschleudert, Küsse wurden wilder und gieriger, Berührungen und Liebkosungen fordernder und hemmungsloser. Für Zögern und zärtliche Versunkenheit ließ der brennende Hunger keinen Platz, es gab weder Finesse noch Behutsamkeit bei ihrem Liebesspiel, nur drängendes Verlangen, das sich in einem mitreißenden Sturm von Empfindungen und Emotionen entlud.
Im höchsten Moment bäumte Martha sich wild auf und schrie ihre Lust laut hinaus. Sie verlor sich völlig in der Ekstase. Doch Carlos war noch nicht so weit. Erst kurze Zeit später sackte er erschöpft auf ihr zusammen.
In diesem Augenblick zwischen matter Seligkeit und Realität, in dem sie langsam wieder zur Erde zurückkehrte, nahm Martha nichts anderes als die Wärme und Stärke von Carlos’ Armen wahr, spürte das wilde Hämmern seines Herzens an ihrer Brust und wusste, dass hier und jetzt alles perfekt war. Worte waren unnötig, denn sie hatten auf die ursprünglichste aller Arten miteinander kommuniziert. Wenn sie doch nur ewig so verharren könnten, ohne die Komplikationen und Missverständnisse, die Sprache schaffte. Wenn doch nur …
Carlos rührte sich, seufzte schwer und murmelte etwas auf Spanisch. In einer anderen Situation, in einer anderen Welt hätte Martha vielleicht geglaubt – gehofft –, dass er ähnliche Gedanken wie sie hatte, dass er ebenso wie sie wünschte, es wäre immer so einfach zwischen ihnen, dass sie die Kommunikation ihren Körpern überlassen könnten und sonst nichts weiter sagen müssten.
Doch in Wahrheit war selbst diese Art der Kommunikation weder einfach noch unkompliziert. Zwar wusste Martha, woher ihr unendliches Begehren für Carlos stammte, doch sie hatte nicht die geringste Vorstellung, wie er zu ihr stand oder was er für sie fühlte. Er wollte sie, so viel hatte er gesagt, und sein Körper hatte den Beweis geliefert. Doch wie sah es in seinem Kopf aus? In seinem Herzen? Auf diese Fragen hatte Martha keine Antwort und sollte sie es wagen, die Fragen zu stellen, würde alles nur noch komplizierter werden. Sie würde auf ein Meer von Unsicherheiten hinausgetrieben, ohne zu wissen, wo die Strömung sie schließlich stranden lassen würde.
Ein Seufzer kam ihr über die Lippen, fast so bedrückt wie der, den Carlos ausgestoßen hatte. Er drehte den Kopf und sah sie an, die Lider träge halb über den grünen Augen geschlossen. Er machte den Eindruck eines zutiefst befriedigten Mannes.
„Es ist noch immer so, nicht wahr?“, sagte er leise. „Noch immer so stark und alles verzehrend wie beim ersten Mal. Es ist nicht abgeflaut, nicht schwächer geworden. Nur du und ich und das Flammeninferno, sobald wir einander berühren. Das wird unsere Ehe spannend machen.“
„Nur du und ich“, nutzte sie seine Worte, achtete dabei genau darauf, die Sehnsucht aus ihrer Stimme herauszuhalten. Für einen Moment war sie fast versucht, seinen Heiratsantrag – seine Heiratsorder! – zu überdenken, so nüchtern dieser auch gewesen war. Wenn es wirklich nur um sie und Carlos ginge …
Doch so war es nicht, würde es nie mehr sein. Von jetzt an würde es immer auch um das Kind gehen. Abrupt setzte Martha sich auf.
„Was ist?“ Ihre ruckartige Bewegung hatte Carlos aus seiner zufriedenen Lethargie gerissen, er hob den Kopf und sah sie an. „Stimmt etwas nicht?“
Ob etwas nicht stimmte? Wenn er fragen musste, dann würde er auch ihre Antwort nie verstehen.
Er war der Meinung, er hätte sie gerade überzeugt, dass großartiger Sex für eine Ehe ausreichte. Sie jedoch wusste, dass es unmöglich war. Es würde ihr zu viel abverlangen, sie würde als leere Hülle ihrer selbst zurückbleiben, und letztendlich würde es sie zerstören.
Sie musste ihm sagen, warum eine Ehe zwischen ihnen niemals funktionieren konnte, musste ihm erklären, warum sie seinen Antrag ablehnte. Nur wusste sie nicht, wie und wo sie
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