Julia Extra Band 356 - Ebook
auf eine Versöhnung zu hoffen, auch wenn er nicht gewusst hatte, was Javiers Meinung geändert haben könnte.
Jetzt allerdings wusste er es. Javier hatte seine Meinung nicht geändert. Der Alte hatte ihn herbestellt, damit er das Richtige tat. Für Martha Jones und das Kind. Das war ihm heute klar geworden, so wie Javier mit ihm geredet hatte.
Carlos stieß einen wilden Fluch gen Himmel und ließ dem Rotbraunen die Zügel schießen. Ja, er hatte das Richtige tun wollen. Wollte sicherstellen, dass sein Kind genau wusste, wo es hingehörte. Zu seinem Vater und seiner Mutter. Zu seiner Familie.
Im Grunde hatte er nur eine vage Vorstellung von dem, was Familie bedeutete. In seiner Erinnerung gab es Bilder von ihm als kleinen Jungen und dem Mann, den er für seinen Vater gehalten hatte, hier auf El Cielo. Klar waren die Bilder nicht, aber das Gefühl, das mit ihnen verbunden war. Das Gefühl, geliebt zu werden, Geborgenheit, Zugehörigkeit.
Das war es, was er für sein Kind wollte. Martha und er würden das schaffen, davon war er überzeugt. Sie würde eine großartige Mutter sein, da hatte er nicht die geringsten Zweifel. Schließlich konnte er sehen, wie sie mit Javier umging. Sie hatte endlose Geduld und kümmerte sich liebevoll um den alten Mann.
Und sie hatte seinen Heiratsantrag abgelehnt.
Wir haben nichts …
Wie konnte sie das behaupten, wenn sie Nächte erleben konnten wie die gestrige? Nächte voller Leidenschaft, bis sie vor Erschöpfung in den Armen des anderen einschliefen? Das war alles andere als nichts . Und morgens zusammen aufwachen, Seite an Seite … Die Aussicht, das für den Rest des Lebens zu tun, war auf keinen Fall nichts .
Es war auch nicht nur der Sex, sondern die gemeinsame Zeit. Lachen, reden, einfach sich an der Gesellschaft des anderen erfreuen. Carlos hatte Martha schlafen lassen, als er heute Morgen aufgewacht war. Sie fehlte ihm schon jetzt. Noch nie hatte er bei seinen Ausritten jemanden vermisst.
Eigentlich war es von Anfang an so gewesen. Das war noch ein Grund, weshalb er damals das Hotelzimmer verlassen hatte. Bevor er sich zu tief verstrickte. Und dann hatte er feststellen müssen, dass er Martha nicht verlassen wollte, und war in das Zimmer zurückgekehrt. Nur war sie schon verschwunden gewesen.
Er hatte sie nicht vergessen können. Die Wahrheit war … er steckte bereits zu tief drin.
Als sie ihm sagte, dass sie schwanger von ihm sei, hatte er ihr auf Anhieb geglaubt. Nicht nur hatte es ihn erschüttert, es hatte ihm auch klargemacht, wonach er wirklich suchte.
Nach einem Heim. Einer Familie. Einem Ort, an den er gehörte.
Manche Beziehungen sind es nicht wert, aufrechterhalten zu werden.
Marthas Stimme hallte durch seinen Kopf. Abrupt zog er die Zügel an.
Wahre Liebe schränkt einen Menschen nicht ein, sondern macht ihn frei.
Fühlte sie sich eingeschränkt? Wegen des Babys in einer Beziehung mit ihm gefangen? Aber sie war doch so willig in sein Bett gekommen, hatte sich ihm so leidenschaftlich hingegeben …
Oder meinte sie etwa …?
Carlos blieb reglos im Sattel sitzen. Der wilde Ritt hatte nicht mehr die gleiche Wirkung wie früher. Vor sich selbst konnte man nicht wegrennen, die Leere, die er in sich fühlte, würde immer da sein. Sie schwand nur dann, wenn er mit Martha zusammen war.
Er lenkte den Rotbraunen zurück Richtung Haus. Er hatte mit Javier geredet und einige Antworten erhalten. Jetzt würde er mit Martha sprechen müssen und ihr eine Reihe ganz anderer Fragen stellen. Die Antworten auf diese Fragen hatten die Macht, sein Leben auf immer zu verändern.
Martha hatte die letzte Ladung Wäsche in die Waschmaschine gefüllt und den Waschgang gestartet. Solange sie sich beschäftigt hielt, konnte sie sich zusammennehmen. Doch jetzt, nachdem sie alle Punkte auf ihrer Liste abgearbeitet hatte und Javier in seinem Sessel im Wohnzimmer döste, gab es nichts mehr, was sie noch davon ablenken könnte, dass Carlos El Cielo verlassen zu haben schien.
Ihr war klar, dass ihre Zeit auf der Estanzia zu Ende ging. Sie hatte erledigt, wozu sie hergekommen war. Carlos wusste von dem Baby, und mit etwas Glück würde er nicht nur finanzielle Verantwortung für sein Kind übernehmen wollen. Was nun seinen einseitigen Beschluss anbetraf – Heiratsantrag konnte man es wohl kaum nennen – so hatte sie nicht die Absicht, darauf einzugehen. Sie war nicht der einen Ehe ohne Liebe entkommen, um sich in die nächste zu stürzen. Mit der Zeit würde Carlos sich wie in
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