Julia Extra Band 356 - Ebook
Liebeserklärung gewartet hatte? Dann musste sie völlig verrückt sein. Sein Angebot von finanzieller Hilfe hatte sie wie ein Schlag getroffen, ihr war schwindlig und übel. So elend hatte sie sich nur in den ersten Wochen der Schwangerschaft gefühlt.
„Um genau zu sein … das Geld war der Grund, weshalb Gavin mich heiraten wollte, nur wusste ich es nicht. Ich hatte geglaubt, er würde mich lieben. Erst am Morgen der Hochzeit fand ich es heraus.“
„An dem Morgen, als du ihn mit deiner Brautjungfer erwischt hast“, erinnerte Carlos sich. Er wusste noch, wie entsetzt sie ausgesehen hatte, als sie ihm davon erzählte, erinnerte sich an den Schmerz in ihren Augen. Sie war ihm unter die Haut gegangen, er hatte mit ihr gelitten, hatte maßlose Wut auf den unbekannten Mann empfunden. Irgendwie war sie unter seinem Schutzwall hindurchgeschlüpft, und er hatte nicht gewusst, wie er damit umgehen sollte. Und dann hatten sie Sex gehabt … „Du hast also Geld?“
Er hatte Mühe, es zu begreifen. Sie weigerte sich, ihn zu heiraten, wollte nicht seine Frau werden und seinen Namen tragen. Er sollte ein Vater für das gemeinsame Kind sein, aber sie wollte ihn nicht an ihrer Seite haben. Für ihn war es die letzte Möglichkeit gewesen, wenigstens etwas, womit er ihr helfen könnte. Aber sie hatte eigenes Geld.
Und wenn sie eigenes Geld hatte … was brauchte sie dann überhaupt von ihm? Dabei spürte er tief in sich den Wunsch, dass sie ihn brauchen sollte, so wie er sie brauchte.
„Also, als du nach mir gesucht hast und hierher gekommen bist …“
„Hast du wirklich geglaubt, es wäre dein Reichtum und der Luxus auf El Cielo, der mich angezogen hat?“
Ihren vorwurfsvollen Ton und den anklagenden Blick hatte er wohl verdient. Schuldgefühl und Verlegenheit ließen ihm das Blut in die Wangen schießen, er versuchte nicht, es zu verheimlichen. Sie sollte wissen, was in ihm vorging.
„Ich war ein Narr, überhaupt auf den Gedanken zu kommen. Mir hätte klar sein müssen, dass eine Frau, die ein Bündel Geldscheine zurücklässt, damit der mittellose Motorradfahrer die Hotelrechnung bezahlen kann, niemals eine Goldgräberin sein kann. Ich entschuldige mich aufrichtig, Martha, dass ich dir das unterstellt und dich damit beleidigt habe.“
Martha blinzelte den feuchten Schimmer aus ihren Augen fort und nickte knapp. „Entschuldigung angenommen. Ich kam her, um dich über das Baby zu informieren, das war der einzige Grund. Und jetzt, da ich das erledigt habe …“
Sie erhob sich vom Bett. Carlos’ Blick wurde auf ihre inzwischen vollen Brüste gelenkt. Hatte er das nicht gleich bei seiner Ankunft bemerkt? Wieso hatte er nicht zwei und zwei zusammengezählt und den richtigen Schluss gezogen?
Weil er wie vor den Kopf gestoßen war, als er Martha auf El Cielo vorfand, deshalb. Und dann zu sehen, wie gut sie mit Javier zurechtkam und dass sie sich auf dem Anwesen wie zu Hause fühlte … Er hatte sich eingeredet, sie hätte es darauf abgesehen, Javier um den kleinen Finger zu wickeln, dabei hatte er in seinem Herzen gewusst, dass etwas ganz anderes für sein vorschnelles Urteil verantwortlich war – Neid und Eifersucht. Deshalb hatte er nur das Schlechteste von Martha denken wollen.
„… kann ich abreisen.“
Sie bückte sich und hob etwas vom Boden, bot Carlos damit einen Blick auf ihren wunderbar gerundeten Po, und sein Körper reagierte sofort. Die Vernunft wollte sich verflüchtigen, aber er musste einen klaren Kopf behalten. Gestern Abend hatte er auch impulsiv reagiert – und war damit keinen Schritt weitergekommen.
„Du kannst nicht abreisen!“
Sie bedachte ihn mit einem entgeisterten Blick, es war klar, dass sie nicht beeindruckt von seinem Protest war. Erst jetzt fiel Carlos der Stapel Kleider auf dem Bett auf, der halb gepackte Koffer. Sie war praktisch schon halbwegs zum Haus hinaus! Sie hatte es ernst gemeint, dass sie ihn nicht brauchte.
Aber er brauchte sie.
„Es gibt nichts mehr zu sagen, Carlos.“
Irgendetwas musste er doch sagen können, was sie aufhalten würde! „Ich habe mit meinem Großvater geredet. Er sagt, er hat seine Meinung geändert und will mir El Cielo hinterlassen.“
Es war heraus, bevor er sich überlegen konnte, ob es besonders klug war. Er sah echte Freude in ihrem Gesicht aufleuchten, ihre grauen Augen begannen zu strahlen, und ihr schöner Mund verzog sich zu einem Lächeln.
„Wirklich? Oh, das ist wunderbar. Deshalb hat er dich also hergerufen … Nicht?“,
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