Julia Extra Band 356 - Ebook
bitte. Ich habe das Haus zwar möbliert gemietet, aber natürlich kannst du deine eigenen Möbel haben, wenn du willst.“
„Wenn ich könnte, würde ich nur eins gern ändern“, gab Alena mit bitterer Stimme zurück. „Und das ist die Tatsache, dass wir uns überhaupt getroffen haben.“
Es war offensichtlich, dass das Haus von einem erstklassigen Innenarchitekten gestaltet worden war. Im obersten Stockwerk befanden sich eine Gästesuite und zwei kleinere Schlafzimmer mit einem Bad. Von dort hatte man einen schönen Blick hinaus auf den Garten und den Platz. Zwei junge Frauen mit Kinderwagen saßen auf einer Bank und unterhielten sich.
Kinder. Alenas Herz zog sich zusammen.
„Gefallen dir die Räume?“, fragte Kiryl gespannt.
Obwohl sie ihm den Rücken zugewandt hatte, spürte Alena, dass er direkt hinter ihr stand. Sie brauchte sich nur umzudrehen, und schon würde sie in seinen Armen liegen. Aber daran war nicht zu denken. Die Geborgenheit, die sie bei ihm gefunden zu haben geglaubt hatte, war nur eine Illusion gewesen. So wie alles andere auch.
„Willst du wirklich behaupten, du legst Wert auf meine Meinung?“, gab sie sarkastisch zurück.
Unten auf dem Platz hob eine der Frauen ihr Kind aus dem Wagen. Der Anblick ging Alena so nahe, dass sie sich abwenden musste. Vor noch nicht allzu langer Zeit hatte sie selbst davon geträumt, Kinder mit Kiryl zu haben. Kinder, denen sie beide die Liebe schenken konnten, die ihm versagt worden war. Aber wie sehr hatte sie sich in diesem Punkt getäuscht! Ja, sie war blind gewesen, hatte sich völlig von ihm einlullen lassen. Schweigend folgte sie ihm in den ersten Stock.
Am Ende des Flurs öffnete Kiryl eine Tür. „Das hier ist die Suite mit dem großen Schlafzimmer.“
Widerwillig trat Alena ins Zimmer. Es war ein großer Raum, im selben gebrochenen Weiß gestrichen wie der Rest des Hauses. Nur die dunkelgrauen Seidenvorhänge und die hellgraue Tapete brachten ein wenig Farbe hinein. Genau wie im oberen Zimmer konnte man auch hier auf den Platz schauen.
Die Frauen mit ihren Kinderwagen waren immer noch da. Alena merkte, wie sich ihr Herz erneut zusammenkrampfte, sie hatte regelrechte Schmerzen in der Brust. Aber sie wusste, dass sie ihre Gefühle unterdrücken musste – jedenfalls für die Dauer dieser verhassten und demütigenden Ehe.
Sie hatte nicht bemerkt, dass Kiryl direkt hinter ihr stand: „Was schaust du dir da eigentlich an?“
Alena machte einen Schritt zur Seite und erwiderte: „Die Kinder. Wenigstens ist mir der Horror erspart geblieben, ein Kind mit dir zu haben. Ich könnte es nicht ertragen, ein Kind in die Welt zu setzen, das so werden würde wie du. Weißt du eigentlich, was ich gedacht habe, als du mir zum ersten Mal von deinem Vater erzählt hast? Ich dachte, dass du selbst ein toller Vater wärst, ganz anders als er. Liebevoll. Ein Vater, der für seine Kinder da ist. Aber ich habe mich geirrt – und nicht nur in dieser Hinsicht. Ich dachte, dass die Art, wie dein Vater deine Mutter behandelt hat, dir zu denken gegeben hätte. Dass du dich in jemanden einfühlen würdest, der dich liebt.“
Sie lachte bitter. „Immer wenn ich an den kleinen Jungen gedacht habe, der du damals warst, wollte ich ihn am liebsten in den Arm nehmen und beschützen. Ich wollte ihm sagen, dass es sein Vater gewesen ist, der verachtenswert und wertlos war – nicht er. Ich wollte ihm sagen, dass er stolz auf seine Mutter und auf sich selbst sein konnte. Und wenn ich an den Mann dachte, für den ich dich gehalten habe, so wollte ich ihm alles geben, was ich ihm nur geben konnte – all meine Liebe, meine Treue, mein Glück. Alles.“
Sie machte eine kurze Pause und fuhr fort: „Aber natürlich warst du dieser Mann nicht und bist es nie gewesen. In Wirklichkeit wolltest du nie anders sein als dein Vater. Das alles war nur eine Illusion, die ich mir zusammengesponnen habe. In Wirklichkeit bist du genauso wie er. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben zu beweisen, dass du besser bist als er – viele andere Möglichkeiten. Stattdessen hast du dich entschlossen, zu seinem Spiegelbild zu werden und ihn sogar noch zu übertreffen! Du warst nie der Mann, für den ich dich gehalten habe, und ich war unfassbar naiv, dass ich dir auf den Leim gegangen bin. Du hättest ein anderer werden können, aber diese Chance hast du offensichtlich schon vertan, als du damals in der Gosse vor deinem Vater lagst. Eigentlich sollte ich dich hassen, aber wenn ich ehrlich
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