Julia Extra Band 356 - Ebook
bin, tust du mir nur leid. Denn egal, wie erfolgreich du in deinem Leben noch sein wirst, du wirst nie wissen, was es bedeutet, jemanden wirklich zu lieben. Das kannst du einfach nicht. Glaubst du, deine Mutter wäre glücklich, wenn sie sehen müsste, was für ein kalter, liebesunfähiger Mensch ihr Sohn ist?“
Abrupt hörte Alena auf zu sprechen. Sie hatte nicht vorgehabt, Kiryl all das zu sagen. Ihr war fast schwindelig geworden.
Ihr Blick schweifte durchs Schlafzimmer. „Ich weiß nicht, warum du darauf bestanden hast, dass ich mir dieses Haus anschaue. Ganz egal, wo ich während dieser erzwungenen Ehe lebe, es wird immer wie ein Gefängnis für mich sein. Ich werde dich zwar heiraten, Kiryl, weil ich muss, aber es wird eine Ehe ohne Liebe und ohne Intimität sein. Welches Zimmer auch immer du mir zuweist, ich werde dort allein schlafen. Und du kannst tun, was du willst, ich werde dich nie wieder begehren.“
„Sei vorsichtig mit deinen Provokationen“, warnte er sie. Mit dem, was sie gesagt hatte, stellte sie seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe, doch das musste sie nicht wissen. Sie hatte eine alte Narbe wieder aufgerissen, und er musste mit Entsetzen feststellen, dass die Wunde darunter frisch war wie am ersten Tag.
„Das ist keine Provokation. Ich stelle nur Tatsachen fest“, erwiderte Alena.
„Dass ich nichts tun kann, damit du mich begehrst? Das nennst du eine Tatsache? Und bist du dir da auch ganz sicher?“
Natürlich war sie sich sicher. Trotzdem wich sie zurück, als Kiryl jetzt auf sie zukam und sie gegen die Wand drängte. Ein gefährlicher Funke glomm in seinen Augen, und sie fragte sich, ob sie vielleicht zu weit gegangen war. Aber schließlich hatte sie nur die Wahrheit gesagt. Es gab nichts, was er tun konnte, um ihr Begehren zu erwecken. Denn dieses Verlangen hatte allein dem Mann gegolten, für den sie ihn gehalten hatte, und nicht dem Mann, der jetzt vor ihr stand.
„Man kann die Sehnsucht nach der Berührung eines anderen nicht einfach so an- oder abstellen“, entgegnete Kiryl. Hatte er das nicht am eigenen Leib erlebt? Lag er nicht jede Nacht wach und sehnte sich nach Alenas Nähe?
Es hatte lange gedauert, bis er sich das eingestanden hatte. Doch es gab einen Teil in ihm, den sie tief berührt hatte. Das konnte er nicht verleugnen.
Es war das erste Mal seit dem Treffen mit Vasilii, dass sie miteinander allein waren. Schon als Kiryl das Schlafzimmer zum ersten Mal betreten und die grauen Vorhänge gesehen hatte, die ihn an die Farbe von Alenas Augen erinnerten, hatte er sich ausgemalt, was in diesem Bett alles geschehen könnte. Dass sie nun leibhaftig mit ihm in diesem Raum war, machte es für ihn schwer, sich zu beherrschen.
„Alena …“ Er drängte sich an sie.
Als sie die Wärme seines Atems auf ihrer Haut spürte, erschauerte sie. Aber das konnte kein Verlangen sein, bestenfalls Ekel! Trotzdem war es ihr unmöglich, sich zu wehren, als Kiryl sie in seine Arme zog und seine Lippen auf die ihren presste.
Es war ein sanfter, zärtlicher Kuss – ein Kuss, gegen den sie sich bestimmt hätte wehren können. Stattdessen spürte sie, wie ihre Gegenwehr schwand. Erst als sein Kuss tiefer und leidenschaftlicher wurde, wurde ihr bewusst, in welcher Gefahr sie sich befand. Und die Gefahr ging letztlich von ihr selbst aus. Von der Leidenschaft, die sie Kiryl entgegenbrachte und die sich wie eine Flutwelle in ihr aufbaute.
So sehr sie sich auch dagegen wehrte, die Lust, die seine Nähe in ihr auslöste, war stärker als alles andere. Allein seinen Atem auf ihrer Haut zu spüren, hatte ihr die Knie weich werden lassen. Und jetzt ging er noch weiter, küsste und berührte sie, überraschte sie mit einer unstillbaren Begierde, die ihr den Atem nahm.
Er umfasste eine ihrer Brüste und begann, sie sanft zu massieren. Wogen der Lust gingen durch Alenas Körper, sie konnte gar nicht mehr klar denken. Und als er jetzt mit bebenden Fingern ihre Bluse öffnete und begann, ihre andere Brust zu küssen, war Alena verloren. Wie im Traum nahm sie wahr, dass sie ihm ihre Finger in den Rücken krallte, ihn an sich zog, und sie beide begannen, sich rhythmisch miteinander zu bewegen. Es war ein so berauschendes Gefühl, seine harte Männlichkeit zu spüren.
Auch Kiryl war verloren – hilflos und besessen von einem unwiderstehlichen Verlangen nach Alena, das alles andere in den Schatten stellte. Er wollte nur sie, wollte sich in ihr verlieren. Jetzt und immer und immer wieder.
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