Julia Extra Band 356
unverminderten Sex-Appeal dazu verleiten lassen, ihm glauben zu wollen. Denn sicher beabsichtigte er, sich nur bei ihr einzuschmeicheln, um mal wieder zu bekommen, was er wollte. Umso wichtiger war es, heute Abend einen klaren Kopf zu bewahren. Ari hatte als Vater gewisse Rechte, was Theo betraf, aber keinerlei Rechte in Bezug auf sie.
Es war immer noch sehr warm, als es Zeit wurde, sich umzuziehen. Helen Savalas hatte für das Abendessen bei den Zavros einen schwarzen Rock und eine elegante schwarze Tunika gewählt, der dezenter Goldschmuck eine festliche Note verlieh. Tina entschied sich für ein rot-weiß gemustertes Sommerkleid, das sie mit weißen Sandaletten und langen Ohrhängern aus kleinen weißen Muscheln kombinierte. Theo half sie, blaue Shorts, blaue Sandalen und ein blau-weißes T-Shirt mit roten Streifen über der Brust anzuziehen. Er bestand darauf, einen großen roten Geburtstags-Button, auf dem eine Fünf prangte, anzustecken. Den hatte Ari ihm am Morgen in einem der Souvenirläden gekauft, weshalb Theo besonders stolz darauf war.
„Guck mal!“, rief er aufgeregt und deutete auf den Button, als Ari sie abholen kam.
Lachend hob Ari ihn hoch und wirbelte ihn herum. „Ja, es ist schon etwas Tolles, fünf Jahre alt zu werden.“
Tina, die die beiden beobachtete, zweifelte nicht eine Sekunde, dass Theo begeistert sein würde, Ari als Papa zu haben. Dennoch versetzte es ihr einen Stich, als sie daran dachte, wie viel sich verändern würde, wenn die Wahrheit letztendlich eingestanden werden musste. Aris Eltern wussten es ja bereits. Sie konnte nur hoffen, dass alle Beteiligten bei diesem ersten Treffen heute Abend vorsichtig und diskret vorgehen würden.
Zu ihrer Erleichterung platzierte Ari für die Fahrt zu seinem Elternhaus ihre Mutter auf dem Beifahrersitz. Wie er ihnen sagte, lag das Haus der Zavros am anderen Ende der Insel in der Nähe der Weinkellerei Santo, was Tina daran erinnerte, dass er ja damals auch zur Erkundung des Weinbaus nach Australien gekommen war. Als sie an den Weinbergen vorüberkamen, auf denen die Weinreben eher flach über dem Boden anstatt an Weinstöcken gezogen wurden, hörte sie interessiert zu, wie Ari ihrer Mutter erklärte, dass dies dem Schutz der Trauben gegen den starken Wind diene.
Schließlich bogen sie in eine elegante, halbkreisförmige Auffahrt ein, in deren Zentrum ein Springbrunnen mit drei Meerjungfrauen aus weißem Marmor stand, die natürlich sofort von Theo bestaunt wurden. Die mediterrane Villa bestand genau genommen aus drei, über Arkaden verbundenen Gebäuden, in strahlendem Weiß getüncht wie fast alle Häuser auf Santorin. Ari führte sie zum Eingang des größeren, mittleren Gebäudes. Tinas erster Eindruck war der von überwältigendem Reichtum und Macht.
„Wir essen draußen auf der Terrasse.“ Er zeigte ihnen den Weg durch eine hohe, luftige Eingangshalle, die das Haus zweiteilte. Allein der in kunstvollen Wellen- und Muschelmustern verlegte Mosaikboden musste ein Vermögen gekostet haben.
Beeindruckt traten sie hinaus auf eine riesige Terrasse mit Blick aufs Meer. Vor ihnen funkelte das Wasser eines blauen Swimmingpools in der Sonne. Zur Linken befand sich eine Schatten spendende, mit Wein berankte Pergola, unter der Tina Aris Eltern sitzen sah.
Ihr Herz pochte, als sie aufstanden, um ihre Gäste zu begrüßen. Natürlich galten ihre Blicke zuerst Theo. Aber schon im nächsten Moment begrüßten sie herzlich Helen Savalas und warteten höflich, dass diese ihre Tochter und ihren Enkel vorstellte.
Maximus Zavros war äußerlich eine ältere Ausgabe seines Sohnes. Sophie, seine Frau, war immer noch eine sehr attraktive Frau mit einer rundlichen, sehr weiblichen Figur und samtbraunen Augen. Obwohl die Zavros sie freundlich lächelnd willkommen hießen, war Tina sich der prüfenden Blicke bewusst, mit denen sie die Mutter ihres Enkels bedachten. Sie war sogar erleichtert, als sich Aris Eltern wieder Theo zuwandten.
„Und das ist also das Geburtstagskind“, meinte Sophie Zavros freundlich.
„Ja, ich bin jetzt fünf.“ Theo deutete stolz auf den Button an seinem T-Shirt, bevor er Aris Vater neugierig ansah. „Du heißt Maximus?“
„Ja, richtig. Aber wenn es für dich einfacher ist, kannst du mich heute Abend ruhig Max nennen“, antwortete Maximus Zavros lächelnd.
„Nein, nein, ich finde Maximus toll“, wehrte Theo ebenfalls lächelnd ab. „Ich war mit Mama in einem Film über ein Mädchen, das ganz lange Haare hatte. Wie
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