Julia Extra Band 357
wieder den Ring.
Hatte er über Nacht seine Einstellung zur Liebe und zu festen Beziehungen geändert? Oder war er einfach nur so wild darauf, sie ins Bett zu bekommen, dass er nicht einmal vor einer Ehe zurückschreckte, um sein Ziel zu erreichen?
Gabriel blickte lächelnd zu ihr auf, und jeder klare Gedanke verlor sich den Tiefen seiner dunklen Augen.
„Was hat das zu bedeuten?“, verlangte Oliveira zu wissen. „Ein weiterer Griff in die Trickkiste? Vergessen Sie es, Mann!“
Doch für Gabriel schien in diesem Moment nur Laura zu existieren. „Sag ja, querida “, bat er sie rau. „Machen wir diesen Abend zu unserer Verlobungsfeier.“
Da endlich begriff sie. Dieser Heiratsantrag hatte nichts mit Liebe zu tun. Auch nicht mit Sex. Er war eine rein geschäftliche Maßnahme.
Gabriel hatte soeben Plan B in Kraft treten lassen!
Bittere Tränen schossen Laura in die Augen, und sie hoffte, dass jeder sie für Freudentränen halten würde. Unfähig, auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben, nickte sie stumm.
Darauf erhob Gabriel sich wieder zu seiner vollen Größe und küsste sie ausgiebig. Anschließend steckte er ihr behutsam den Ring an den Finger, der wie angegossen passte. Sein blauweißes Funkeln ließ Laura erschauern. Schön und kalt wie ein Eisberg, dachte sie. Und ganz und gar bedeutungslos.
„Hhm …“, machte Oliveira, der die Szene mit nachdenklichem Blick verfolgt hatte. „Vielleicht habe ich mich ja wirklich in Ihnen getäuscht, Santos.“
„Du hast gesagt, du würdest nie heiraten!“ Adrianas Stimme überschlug sich fast vor Empörung.
„Ich habe meine Meinung geändert“, antwortete Gabriel, ohne den Blick von Laura abzuwenden.
„Leute ändern ihre Meinung nicht einfach so! Du würdest nie eine Frau mit einem Kind heiraten!“
Mit einem boshaften Lächeln wandte Adriana sich ihrem Verlobten zu. „Ja, sie hat ein Kind“, wiederholte sie genüsslich. „Mein Cousin hat sie heute am späten Nachmittag am Strand von Ipanema gesehen. Santos hat Laura erst heute Morgen nach Rio gebracht, nachdem sie sich über ein Jahr nicht gesehen haben. Es ist nur ein Trick, Felipe! In Wahrheit hat er weder mit ihr noch mit irgendeiner anderen eine feste Beziehung.“
„Das kann ich erklären …“, setzte Gabriel an, aber Oliveira wollte nichts mehr hören.
„Ich habe endgültig genug von dieser Schmierenkomödie“, stieß er verärgert hervor. „Der Deal ist geplatzt, und das ist mein letztes Wort.“
Er wollte gerade wieder gehen, da trat unerwartet Laura in Aktion.
„Warten Sie, Mr Oliveira“, sagte sie atemlos, worauf dieser sie mit einem halb verächtlichen, halb amüsierten Lächeln musterte.
„Was haben Sie denn noch Wichtiges auf dem Herzen, Kleines?“
„Was Adriana gesagt hat, ist wahr“, bekannte sie mit leiser Stimme. „Ich habe ein Baby, und ich hatte Gabriel nicht mehr gesehen, seit ich Rio vor mehr als einem Jahr verließ. Aber es gibt einen sehr guten Grund, warum er mich hierher geholt und mir jetzt einen Heiratsantrag gemacht hat.“
Oliveira faltete die Hände vor seinem mächtigen Bauch und sah sie auffordernd an. „Ich brenne darauf, ihn zu erfahren.“
Laura sah Gabriel nicht an. Denn wenn sie es getan hätte, hätte sie unmöglich aussprechen können, was sie jetzt sagen würde. Sie schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Dann lüftete sie das Geheimnis, das sie so viele Monate streng unter Verschluss gehalten hatte.
„Gabriel ist der Vater meines Kindes.“
11. KAPITEL
„So ist das also …“
Nachdenklich strich sich Felipe Oliveira übers Kinn, während sein wachsamer Blick zwischen Gabriel und Laura hin und her ging.
„Nein!“, protestierte Adriana schrill. „Es ist alles nur Theater, nichts weiter!“
Lauras Blick ruhte nervös auf Gabriel, aber seine Miene verriet nichts. Als sie die innere Anspannung kaum noch ertragen konnte, zog er sie in seine Arme, küsste zärtlich ihre Stirn und wandte sich dann Oliveira zu.
„Wir wollten es noch niemandem sagen, aber ja, Robby ist mein Sohn“, erklärte er ruhig. „Ich hatte vor, es erst nach unserer Hochzeit offiziell bekannt zu geben, weil mir das irgendwie … korrekter erschien.“
„Sehr edel von Ihnen, nachdem Ihre Verlobte sich all die Monate allein um Ihren Sohn gekümmert hat“, meinte Oliveira, der noch nicht wirklich überzeugt schien.
„Gabriel wusste nichts von Robby“, schaltete Laura sich eilig ein. „Er hat ihn auf der Hochzeit meiner Schwester zum ersten
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