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Julia Extra Band 358

Julia Extra Band 358

Titel: Julia Extra Band 358 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Holis Lucy Monroe Trish Wylie Penny Jordan
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einsteigen zu lassen.
    Alyssa wäre vor Verlegenheit am liebsten im Erdboden versunken, als die Umstehenden diese Geste eines vorbildlichen Kavaliers mit besonders lauten Hurrarufen begrüßten. War es vielleicht eine übliche Volksbelustigung, wenn der Herrscher von Rosara junge Frauen einflog und mit ihnen im Triumphzug durch die Straßen der Hauptstadt fuhr?
    Als die erste dunkelrote Rose in die Limousine geworfen wurde und genau in Alyssas Schoß fiel, nickte ihr Lysander lächelnd zu. Das schien das Signal gewesen zu sein, denn in kürzester Zeit glich der Wagen einem Blumenmeer.
    „Das ist ja traumhaft!“ Alyssa schüttelte den Kopf. „Dein Volk scheint mit dir als Regenten überglücklich zu sein.“
    Eine steile Falte erschien auf Lysanders Stirn. Er beugte sich vor und strich Ra’id über den Kopf. „Ich weiß. Und diese Sympathie darf ich nicht verspielen – um Ra’ids willen.“
    Warum hatte er das gesagt? Offensichtlich bejubelte das Volk doch ihn und nicht seinen kleinen Neffen. Lysanders Name wurde gerufen, nicht Ra’ids.
    Als sie die neue Schnellstraße zur Hauptstadt erreicht und den Trubel endgültig hinter sich gelassen hatten, sah sie Lysander an.
    „Ich muss mit dir sprechen.“ Sie warf einen bedeutungsvollen Blick auf Ra’id, der sich vom Fahrer gerade die Anzeigen auf dem Armaturenbrett erklären ließ.
    Lysander nickte wortlos und betätigte einige Knöpfe. Das Dach schloss sich und die schalldichte Glaswand schob sich vor.
    „Ist Ra’id hier sicher?“, stellte sie ohne Umschweife die Frage, die ihr auf der Seele brannte.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte er ihren Blick. „Es ist sein Heimatland. Du brauchst dir um ihn wirklich keine Sorgen zu machen.“
    „Ich spreche aus Erfahrung. Einmal schon habe ich einen Schützling verloren, weil ich mich von anderen beschwichtigen ließ, statt meinem Gefühl zu folgen. Dieser Fehler wird mir kein zweites Mal passieren. Diesmal äußere ich meine Bedenken offen.“
    „Und die wären?“
    „Die Rosarier mögen Ra’id, weil er ein niedlicher kleiner Junge ist. Ihre wahre Liebe und Hochachtung aber gilt dir und nicht ihm.“
    Lysander lehnte sich zurück und blickte scheinbar unbeeindruckt durchs Fenster in die grandiose Wüstenlandschaft. „Ist das alles, worüber du dir Sorgen machst?“
    „Alles?“ Alyssas Stimme überschlug sich fast.
    „Ich möchte es so ausdrücken: Welches Mitglied unserer Familie sie zum König haben, ist für die Menschen hier kein Problem. Sie brauchen einfach eine Person, die sie feiern können. In meinem – in unserem  – Land herrschten bis vor einigen Jahrzehnten Verhältnisse wie im tiefsten Mittelalter. Die Leute haben genug davon, sie wollen ein Leben ohne Zwang, sie wollen Anschluss an die Annehmlichkeiten der modernen Welt. Rosara ist im Umbruch begriffen, Alyssa! Mein Vater war der Erste, der sich gegen das Schreckensregime stellte, das meine Mutter das Leben kostete.“
    „Deine Mutter wurde umgebracht?“
    „Ja.“ Seine Stimme klang ausdruckslos. „Die Ehen der Herrscher von Rosara stehen anscheinend unter einem schlechten Stern. Meine Eltern wurden aus politischen Gründen verheiratet, mein Bruder dagegen heiratete aus Liebe, trotzdem endeten beide Ehen als Katastrophe. Das soll mir nicht passieren, deshalb werde ich mich nicht binden. Bleibt man flexibel, ist man auf der sicheren Seite, das hat mich die Erfahrung gelehrt.“
    „Und ich dachte, Männer hätten einfach Spaß an der Abwechslung“, spöttelte Alyssa, um Lysander nicht merken zu lassen, wie tief er sie mit seiner Bemerkung verletzt hatte.
    „Zugegeben, das stimmt in gewisser Weise.“ Er lachte, wurde jedoch sofort wieder ernst. „Auch ich habe lange nach dieser Maxime gelebt, doch als mein Bruder verunglückte und ich praktisch gezwungen wurde …“ Er schluckte. „Ich meine, als ich Ra’ids Vormund und damit sein politischer Statthalter wurde, änderte sich für mich die Lage. Politische Machtausübung ist schließlich eine ebenso verantwortungsvolle Aufgabe wie Kindererziehung – oder nicht?“
    „Willst du dich über mich lustig machen?“
    Diesmal spürte Lysander, wie sehr seine Worte sie gekränkt hatten, und er versuchte, ihr seine Einstellung zu verdeutlichen. „Für mich gibt es im Moment nur eins, Alyssa: Ich muss den Fortschritt, den mein Vater und mein Bruder Rosara ermöglicht haben, weiter ausbauen. Wenn ich herausgefunden habe, wie das am besten zu bewerkstelligen ist, werde ich es

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