Julia Extra Band 359
Hochzeitsnacht reagiert hätte?
Das Rauschen des Wassers war plötzlich nicht mehr zu hören, und ein frischer Duft erfüllte den Raum. Harun war zurück. Allein sein Anblick genügte, um erneute Sehnsucht in ihr zu wecken. „Komm“, sagte er und hob sie aus dem Bett. Er brachte sie ins Bad, wo er bereits die Wanne für sie gefüllt hatte. Behutsam ließ er sie in das warme Wasser gleiten, das mit duftenden Essenzen parfümiert war.
Eigentlich war ihr das Wasser ein bisschen zu heiß, und sie quietschte protestierend. „Gleich hast du dich daran gewöhnt“, versicherte er. „Nach dieser anstrengenden Nacht werden die Hitze und das Öl dir guttun.“
Er behielt recht. Schon nach kurzer Zeit spürte Amber, wie sich ihre Muskeln entspannten und auch das leichte Wundsein an ihrer intimsten Stelle verschwand. Während sie sich genüsslich in der Wanne rekelte, verschwand Harun kurz im angrenzenden Raum, um mit dem Bettlaken zurückzukehren, das er im Waschbecken auszuwaschen begann.
„Was machst …“ Sie verstummte errötend, als sie begriff. Die fürsorgliche Geste rührte sie, und sie liebte ihn nur noch mehr.
Lächelnd warf er ihr einen Blick über die Schulter zu. „Was zwischen uns passiert ist, geht niemanden etwas an. Es ist ziemlich heiß heute, also wird das Laken bis zum Abend trocknen. Inzwischen bleibt dir Zeit, dich zu erholen“, fügte er schmunzelnd hinzu.
Sie fragte sich, ob die Kidnapper nicht ohnehin schon mitbekommen hatten, was passiert war. Oder ob ihnen beim Anblick des vor dem Fenster trocknenden Lakens nicht ein Licht aufging. Egal, das ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Amber wollte nicht, dass die Realität die zauberhafte Stimmung zerstörte. „Erholen? Dieses Wort kenne ich nicht“, schnurrte sie verführerisch.
„Du bringst mich noch um, Weib“, beklagte Harun sich theatralisch. „ Ich brauche Zeit, mich zu erholen.“
„Oh. Wenn das so ist …“, meinte sie gedehnt. „Dann hast du sicher keine Lust, zu mir in die Wanne zu steigen. Dabei ist es so schön warm, und es gibt auch ziemlich viel Platz.“
Mehr brauchte es nicht, und das Laken war vergessen. Schon saß Harun in der Wanne und zog Amber auf seinen Schoß. „Zum Teufel mit der Erholung. Du wirst mich garantiert umbringen, Amber al-Kanar, mein Eheweib“, stöhnte er zwischen heißen Küssen. „Aber im Moment kann ich mir keinen schöneren Tod vorstellen.“
Sie sich auch nicht.
Am nächsten Tag
Nach dem Frühstück begann die Realität allmählich wieder in Harun einzusickern. Warum waren sie hier, und wie lange würde man sie noch festhalten? Wenigstens hielten die Wachen sich jetzt diskret im Hintergrund. Auch von den Scharfschützen draußen hatte sich keiner mehr gezeigt.
„Wann lassen sie uns endlich frei?“, seufzte Amber.
Sobald sie sicher sind, dass du schwanger bist – was bedeuten würde, dass Alim in großer Gefahr schweben könnte, dachte Harun, sprach es aber nicht laut aus. Er wollte die rosige Seifenblase noch nicht zerplatzen lassen. „Hast du mich schon satt?“, neckte er sie stattdessen.
Wie erwartet, errötete sie. „Noch nicht ganz“, gab sie augenzwinkernd zurück. Beinahe hektisch, als verdrängte sie die Angst genauso wie er, kam sie um den Tisch herum, kuschelte sich auf Haruns Schoß und schmiegte sich in seine Arme. „Aber nein, ich kann gar nicht genug von dir kriegen, das weißt du doch. Das sind sicher die seltsamsten Flitterwochen, die man sich vorstellen kann.“
„Gar nicht so seltsam, mein Liebling. Schon vergessen, dass ich Geschichte studiert habe? Jetzt musst du dir leider eine meiner Anekdoten anhören.“
„Ich liebe deine Anekdoten.“ Aus blitzenden Augen sah sie ihn an.
„Also, im mittelalterlichen Europa verliefen Flitterwochen, falls es sie überhaupt gab, oft sehr viel weniger romantisch, als wir uns das vorstellen. Es kam gar nicht so selten vor, dass ein Mann, der eine Frau wollte – oder ihre Mitgift oder die politischen Verbindungen ihrer Familie −, die Auserwählte einfach unter Drogen gesetzt, entführt und einen Monat lang festgehalten hat, bis die Möglichkeit bestand, dass sie schwanger ist. Dann hat er sie zu ihrem Vater zurückgebracht, dem nichts anderes übrig blieb, als in die Heirat einzuwilligen, um die Familienehre wiederherzustellen. So hatte der Mann also sein Ziel erreicht.“
„Erinnert mich verdächtig an unsere Situation.“ Sanft knabberte sie an seinem Ohrläppchen.
„Stimmt.“ Harun drehte ihr Gesicht zu
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