Julia Extra Band 359
sich herum und küsste sie. „Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, ich hätte das Ganze eingefädelt … Obwohl ich allmählich anfange, Gefallen an der Sache zu finden.“ Nur, dass ich nicht weiß, was mit meinem Bruder ist …
Aus leuchtenden Augen sah sie ihn an. Ihre Augen schienen jetzt immer zu strahlen, leidenschaftlich, neckend … So viele Gefühle spiegelten sich darin wider. „Du bist also zufrieden mit mir?“
Mehr als zufrieden. Du bist alles, was ich mir je erträumt habe. Er dachte es, sagte es aber nicht. Sie waren jetzt zwar ein Liebespaar, aber wie würde es weitergehen? Amber begehrte ihn, hatte ihm sogar ihre Liebe gestanden. Trotzdem fiel es ihm schwer zu glauben, dass sie mehr wollte als das, was sie jetzt hatten: Nähe, Leidenschaft, Neugier, gewürzt mit einer Prise Angst, bedingt durch diese Ausnahmesituation. Vielleicht wollte sie auch einfach nur endlich das Kind, das sie sich schon so lange wünschte. Sie wollte in den Augen der anderen nicht länger als unfruchtbare Frau gelten, eine Schande in der arabischen Welt.
Das Einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass sie fliehen mussten. Und zwar so schnell wie möglich. Seine anfängliche Euphorie über die prickelnde Entwicklung in ihrer Beziehung verwandelte sich allmählich in Zweifel. Würden sie die neu entdeckte Leidenschaft und die freundschaftliche Zuneigung in der Welt draußen beibehalten können?
„Eigentlich ganz schön dumm von mir, dass ich nicht vor Jahren schon selbst auf die Idee mit der Entführung gekommen bin.“ Wieder küsste er sie, um sich von seinen düsteren Gedanken abzulenken. „So ist uns eine Menge Spaß entgangen.“
„Wer sagt denn, ob es dann auch funktioniert hätte?“, fiel sie in seinen lockeren Ton ein.
Und wie es funktioniert hätte! Das bewies Harun ihr sofort, indem er sie mit einer einzigen Berührung in Flammen setzte. Was dazu führte, dass sie gleich wieder im Bett landeten.
„Sag mir, wie du es magst“, forderte Amber ihn atemlos auf, während sie zärtlich seinen Körper erkundete. „Zeig mir, wie deine … wie du es gerne hast.“
Obwohl sie sich sofort korrigiert hatte, wusste er natürlich genau, was sie hatte sagen wollen. Deine andere Frau … War Amber wirklich eifersüchtig? „Alles, was du tust, macht mich heiß.“ Das musste sie doch merken.
Ein flammender Blick war ihre Antwort. „Du kehrst also nicht zu ihr zurück.“
Das war keine Frage oder eine Bitte, sondern ein Befehl. Sie war tatsächlich eifersüchtig. Der Eisblock in seinem Inneren begann zu schmelzen. Höchste Zeit, Amber endlich die Wahrheit zu sagen.
„Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, das musstest du nie“, begann er unbehaglich. Obwohl er ihr die Wahrheit schuldig war, behagte es ihm nicht, die Geheimnisse anderer ausplaudern. „Sicher kennst du die Bedeutung des Namens Bahjah? Freude, Glück. So lautete Fadis Spitzname für Rafa. Irgendwie hat es sie getröstet, auch nach seinem Tod noch so genannt zu werden, von dem Menschen, der Fadi am nächsten stand. Und Naima ist Fadis Tochter, meine Nichte. Ich habe Bahjah nie angerührt. Ich betrachte sie als meine Schwägerin. Tatsächlich habe ich vor ein paar Monaten eine ziemlich abenteuerliche Ehe für sie arrangiert. Obwohl sie Fadi immer noch liebt, ist sie ganz glücklich damit, glaube ich.“
„Es gibt gar keine andere Frau?“ Amber sah ihn hoffnungsvoll an.
„Es hat nie eine andere gegeben. In dieser Hinsicht kannst du dich auf meine altmodische Treue verlassen.“ Der Blick in ihren Augen signalisierte Gefahr. Wieder war sie kurz davor, ihm ein Liebesgeständnis zu machen. Und er war noch nicht bereit, sich darauf einzulassen. Also kam er ihr zuvor und sagte leichthin: „Solange ich dich im Bett habe, bleibt mir gar keine Energie für andere Frauen. Da könnten fünfzig Supermodels vor meiner Schlafzimmertür Schlange stehen, ich würde sie nicht registrieren.“
Das stimmte. Er fühlte sich so dermaßen zufrieden und glücklich erschöpft, dass er sich fragte, worüber Amber sich eigentlich sorgte. Wenn es doch bloß auch in Zukunft so bleiben würde …
„Keine andere Frau“, wiederholte Amber versonnen.
In ihrem Blick loderte ein Feuer, das er nie in ihr vermutet hätte, so kalt, wie sie ihn all die Jahre behandelt hatte. Ähnlich war es mit der Leidenschaft, die sie im Bett bewies. Die hätte er ihr auch nicht zugetraut, ebenso wenig wie diese besitzergreifende Art, die ihm eher schmeichelte, als dass sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher