Julia Extra Band 359
störte. Mit jeder Liebkosung und jedem Kuss schien sie sagen zu wollen: Du gehörst mir.
Jetzt stürzte sie sich mit einem leisen Schrei auf ihn, drückte die Lippen voller Verlangen auf seine und schob die Hand kühn unter den Bund seiner Boxershorts.
Und auch den Nachmittag verbrachten sie im Bett.
Inzwischen kümmerte es Harun nicht mehr, ob man sie belauschte oder gar beobachtete. Schließlich konnten sie nicht ständig flüstern oder sich hinter den Bettvorhängen verstecken, schon gar nicht bei den temperamentvollen Attacken seiner hinreißenden jungen Frau, die gerade die Leidenschaft entdeckt hatte.
8. KAPITEL
Ein kleines Ungeschick in der Nacht leitete die Wende ein. Als Amber schlaftrunken aus dem Bad zum Bett zurücktappte und dabei einen der Bettvorhänge herunterriss, wurde sie sofort hellwach. „Harun, wach auf!“ Energisch rüttelte sie ihn an der Schulter.
Er öffnete mühsam die Augen, noch erschöpft von dem vorausgegangenen Liebesspiel.
„Wir machen uns Togas aus den Vorhängen und verknoten sie über der Schulter. Dann müssen wir nicht mehr halb nackt herumlaufen“, zischte sie ihm aufgeregt zu.
Um ihm das mitzuteilen, hatte sie ihn aus dem Tiefschlaf gerissen?
„Und das Beste ist, wenn wir die Vorhänge verbinden, vielleicht mithilfe meiner Haarnadeln …“, triumphierend hielt sie eine hoch, „… und noch das Laken dazunehmen, können wir uns vielleicht aus dem Fenster nach unten abseilen“, fuhr sie aufgeregt fort. „Die Scharfschützen scheinen sie abgezogen zu haben, wahrscheinlich waren sie am Anfang nur zur Abschreckung auf den Dächern ringsum postiert. Die können da unmöglich Tag und Nacht lauern.“
Jetzt war auch Harun hellwach. Ihr Plan klang nicht schlecht, das musste er zugeben. „Wir verschwinden dann nachts, im Schutz der Dunkelheit“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr zurück.
„Genau! Du gehst zuerst, bei dir stehen die Chancen besser, es unbemerkt bis nach unten zu schaffen. Ich mache hier drinnen dann die entsprechenden Geräusche …“, lustvoll stöhnend drückte sie sich an ihn, „… um die Wachen in Sicherheit zu wiegen. Dann komme ich nach.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, du gehst zuerst.“ Die schwächste, langsamste Person musste als erste in Sicherheit gebracht werden. Im Fall, dass ihre Flucht entdeckt wurde, konnte er herunterspringen und …
„Nein“, zischte sie eindringlich. „Du wiegst mehr als ich, und wer weiß, wie lange unsere Konstruktion hält. Ich bin nicht besonders sportlich, und falls die Knoten sich lösen … Wenn du dann schon unten bist …“
„… kann ich dich auffangen.“
„Ansonsten machst du dich allein auf den Weg. Du musst es schaffen, du bist der Wichtige von uns beiden. Du musst überleben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du verletzt würdest oder wenn sie dich erwischen, weil ich dich aufgehalten habe.“
Amber war bereit, sich für ihn zu opfern, und betrachtete ihn als den Wichtigeren? Bis jetzt war er immer der Ersatzmann gewesen … nur für Amber nicht.
„Einverstanden, ich gehe zuerst. Aber nur, weil ich dich im Notfall auffangen kann … und weil du die aufregenderen Geräusche produzierst“, fügte er neckend hinzu.
Mit einem unterdrückten Lachen knuffte sie ihn in die Seite. Ziel erreicht, dachte Harun zufrieden. Ablenkung gelungen. Vielleicht war es albern, aber er wollte sie glücklich und gelöst sehen an diesem womöglich letzten Tag, den sie hier zusammen verbrachten. Ihr Plan war nicht übel, die Chancen, dass er gelingen würde, standen nicht schlecht. Schon war sein militärischer Verstand dabei, ihn weiter auszuspinnen.
Oberste Priorität war, Amber in Sicherheit zu bringen. Anschließend würde entweder Plan A oder B in Aktion treten. Das hing vom Wohlergehen seines Bruders ab. Harun hoffte inständig, dass seine schlimmsten Befürchtungen nicht eintrafen.
Und was die Entführer betraf … Die würde er natürlich verfolgen und mit der gebotenen Härte bestrafen. Insgeheim allerdings empfand er die Tage in diesem Gefängnis nicht als verloren, sondern als das größte Geschenk, das er sich vorstellen konnte. Noch immer konnte er nicht fassen, dass diese Extremsituation nötig gewesen war, um ihn endlich mit seiner Frau zu vereinen.
Doch nun durfte er sich nicht länger vom Zauber dieser Tage einlullen lassen. Wenn er die Entführer erst gefasst hätte und Amber dann immer noch bereit wäre … „Dann flüchten wir gleich heute Nacht“, sagte er kurz
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