Julia Extra Band 359
halb sieben für einen Cocktail im Delacorte abholen. Daphne kommt dann zum Dinner dazu.“
„Du hast das alles arrangiert, ohne es vorher mit mir abzusprechen?“ Hier musste Rachel wohl dringend etwas klarstellen. „Hör zu, Tony, ich weiß es wirklich zu schätzen, was du für mich tust. Du warst außerordentlich großzügig und liebenswürdig, aber …“
„Ich hätte dich in die Entscheidungen mit einbeziehen sollen.“
Sie hielt den Atem an, da sie mit einer Auseinandersetzung rechnete. Tony war es gewohnt, den Ton anzugeben. Seine Entschuldigung kam daher überraschend.
„Du hast recht. Es tut mir leid. Ich hätte dich vorher fragen sollen. Du bist keine Frau, die sich gerne Anweisungen geben lässt.“
„Nein, bin ich nicht.“ Tony hatte ihr immer ein Gefühl für ihre Weiblichkeit vermittelt. Jetzt, mit dieser Aussage, machte er ihr auch bewusst, welche Macht sie hatte. Interessant, dass er ihr Herz nicht mit hübschen Komplimenten eroberte, sondern indem er sie als ebenbürtige Partnerin betrachtete. „Danke.“
„Vor lauter Begeisterung bin ich wohl etwas übers Ziel hinausgeschossen.“
„Du bist begeistert?“
„Oh ja. Das ist eine großartige Chance für dich. Würde dir das nächste Wochenende denn überhaupt passen, oder soll ich den Flug umbuchen? Allerdings wird Daphne nur für kurze Zeit in New York sein. Genau wie ich. Und ich hoffe, dass ich diesen Zeitraum möglichst effektiv nutzen kann.“
„Wie meinst du das?“
„Ich kenne eine Frau, die demnächst eine exklusive Kaufhauskette kaufen wird. In unserem letzten Gespräch erwähnte ich ihr gegenüber, dass ich eine wunderbare aufstrebende Schmuckdesignerin kenne, die ihre Klientel erweitern möchte und bereit wäre, ihre Frühjahrskollektion in dem New Yorker Hauptgeschäft zu präsentieren.“
Rachel verschlug es die Sprache. Das klang ja geradezu traumhaft. Dummerweise funkte jedoch die Realität dazwischen. „Ich habe gar keine Frühjahrskollektion.“
„Das kommt noch“, meinte Tony zuversichtlich. „Ich werde dich auch ihr vorstellen. Was hältst du davon?“
„Ich glaube, ich muss mich erst mal setzen.“
Er lachte. „Du kommst also?“
„Wie könnte ich dazu wohl Nein sagen?“
„Und der Reiseplan wäre okay für dich? Wenn nicht, kannst du auch andere Flüge nehmen.“
„Nein, das klappt schon. Aber ich möchte dir das alles zurückzahlen, Tony.“
„Ich betrachte es als eine Investition, aber wie du willst.“
Ihre Träume wurden wahr, das hatte Rachel vor allem ihm zu verdanken. Nicht nur wegen seiner Beziehungen und seines Kapitals, sondern vor allem, weil er an sie glaubte. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Sag einfach, dass du mehrere fantastische Stücke vorrätig hast, die du Daphne zeigen kannst, wenn du kommst.“
Sie lachte. „Ja, hab ich. Na ja, gewissermaßen. Ich müsste sie mir von den Leuten ausborgen, denen ich sie geschenkt habe.“ Dazu gehörten ihre Mutter, Heidi und einige Freundinnen.
Rachel, die inzwischen mit ihrem Kaffee im Wohnzimmer auf dem Sofa saß, ging im Geiste alles durch, was sie in den letzten Jahren angefertigt hatte. Ringe, Ketten, Armreifen, Ohrringe. Es reichte in jedem Fall für eine angemessene Präsentation.
„Bist du noch da?“, fragte Tony belustigt.
„Entschuldige, ich denke nur gerade nach.“
„Ich habe dir viel Stoff dafür geliefert. Dann geh jetzt wieder ins Bett.“
Lachend erwiderte sie: „Als ob ich jetzt noch schlafen könnte.“
Er lachte jedoch nicht und schien auch nicht die bevorstehenden Meetings im Sinn zu haben, als er sagte: „Ich weiß, was du meinst.“
9. KAPITEL
Rachel hatte ungeheuer viel zu tun und nur sehr wenig Zeit dafür. Sie fand sich damit ab, dass die Arbeiten an ihrem Apartment erst nach den Feiertagen weitergehen würden. Im Moment war sie ohnehin anderweitig beschäftigt. Abgesehen von dem Dinner mit Daphne Valero sollte sie sich noch mit Shay Stevens, der zukünftigen Besitzerin der Zindal-Kaufhäuser, treffen. Tony hatte ein Sonntagsbrunch mit ihr vereinbart, vor Rachels Rückflug nach Michigan.
Sie erstellte eine Künstlermappe mit Fotos, die sie im Laufe der Jahre von ihren Entwürfen gemacht hatte, und sammelte leihweise ihre Schmuckstücke ein. Außerdem beschloss sie, sich ein paar neue Outfits zuzulegen. Heidi begleitete sie bei ihrer Shoppingtour, was gut und schlecht zugleich war.
Gut, weil ihre Schwester ihr beim Einkaufen immer eher zu- als abraten würde. Und schlecht aus
Weitere Kostenlose Bücher