Julia Extra Band 359
bist allmählich berechenbar geworden.“
Anstatt ihr zu widersprechen, sagte er: „Dann habe ich dich also noch im Bett erwischt. Erzähl mir, was du anhast. Und zwar mit allen Details.“
Sofort überlief sie ein erotisches Prickeln. „Wenn deine Mutter hier wäre“, tadelte sie ihn.
„Wenn meine Mamma bei dir wäre, würde ich mich fragen, was sie zu dieser Tageszeit in meinem Haus und in deinem Schlafzimmer macht.“ Tony lachte. „Also, was trägst du?“
„Einen Schlafanzug.“
„Details, carina . Ist er aus Seide, mit Spitze eingefasst? Wie fühlt er sich auf deiner Haut an?“
„Wie Flanell“, antwortete sie trocken. „Denn genau das habe ich an. Rot-grün kariert mit einem roten Satinrand an den Ärmeln und am Kragen. Wie findest du diese Details?“
„Vielleicht kaufe ich dir ein bisschen schicke Wäsche zu Weihnachten. Irgendwas Kurzes, Durchsichtiges.“
Rachel bemühte sich, das elektrisierende Gefühl zu ignorieren, das seine Worte in ihr auslösten. „Ich glaube, das wäre keine gute Idee.“
„Wieso nicht? Ich könnte dir helfen, es erst an- und dann wieder auszuziehen.“
Sie überging seine Bemerkung. „Ich sollte dir vielleicht sagen, dass Lucia der Ansicht ist, zwischen uns beiden würde etwas laufen.“
Tony stöhnte. „Taucht sie immer noch unangekündigt im Haus auf?“
„Nicht unangekündigt.“
„Aber sie kommt vorbei.“
„Gelegentlich.“ Seit ihrer ersten Begegnung war Lucia mehrmals da gewesen. Zwar rief sie vorher an, machte jedoch sehr deutlich, dass eine Absage nicht infrage käme. In der letzten Woche war sie auch einmal im Laden erschienen und eine Stunde später mit Schmuck für mehrere tausend Dollar wieder gegangen.
„Ich rede mit ihr“, meinte Tony.
„Das brauchst du nicht.“ Lachend gestand Rachel: „Sie bringt mir italienisches Kochen bei, einschließlich deiner Lieblingsgerichte.“
Ungehalten wiederholte er: „Ich werde mit ihr reden.“
„Wirklich, Tony, es macht mir nichts aus.“
„Aber mir.“ Abrupt wechselte er das Thema. „Wie gehen die Bauarbeiten an deinem Apartment voran?“
„Es gab ein paar Probleme“, erwiderte sie. „Will hat mir gesagt, dass es wohl noch eine Weile dauern wird, bis sie meine Trockenbauwand einziehen können, da sie auch noch auf einer anderen Baustelle arbeiten.“
„Es besteht keine Eile. Falls du nach meiner Rückkehr noch länger in meinem Haus bleiben musst, werde ich dich bestimmt nicht auf die Straße setzen, carina .“
Rachel schlug die Bettdecke zurück und stand auf. Als sie nach dem Morgenmantel griff, der am Fußende des Bettes hing, ließ sie das Telefon fallen.
„Sorry. Bist du noch da?“
„Ja, aber wo bist du?“, fragte Tony.
„Aufgestanden.“ Das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, band sie den Gürtel zu. „Ich gehe jetzt runter.“
„In die Küche?“
„Ja. Und sobald ich den Kaffee aufgesetzt habe, gehe ich rüber ins Arbeitszimmer. Der Raum ist gemütlich. Ich habe schon viele Abende dort verbracht, um an meinen Entwürfen zu arbeiten. In letzter Zeit bin ich ziemlich kreativ.“
„Sehr gut. Arbeitest du an irgendwas Bestimmtem?“
In der Küche knipste sie den Unterschrank-Lichtschalter an, dessen sanfter Schein ihr mehr zusagte als die helle Deckenleuchte. „Nein, bloß eine Idee, mit der ich herumspiele, seit ich neulich eine schöne Vase gesehen habe.“
Tony war erstaunt. „Du lässt dich von einer Vase inspirieren?“
Rachel bereitete die Kaffeemaschine vor. „Nicht von der Vase selbst, sondern von den fließenden Farben darauf.“
„Wie willst du das umsetzen?“, erkundigte er sich.
Nachdem sie die Maschine eingeschaltet hatte, lehnte sie sich an den Küchenschrank. „Das ist eben die Frage. Mir gefällt die Vorstellung, verschiedenfarbige Edelsteine in unterschiedlicher Länge von einer Choker-Kette herabhängen zu lassen.“
„Aber damit fängst du nicht die Sinnlichkeit ein, die du anstrebst“, ergänzte er.
„Genau.“
Rachel konnte sich nicht erinnern, jemals eine solche Unterhaltung geführt zu haben. Bisher hatte sie sich mit dem kreativen Prozess immer allein auseinandergesetzt. Aber sie schätzte Tonys Meinung. Seine Ansichten gefielen ihr, was sie ihm auch sagte.
„Heißt das, ich bin deine Muse?“, fragte er.
Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. Es war nicht das für ihn so typische Verführerlächeln, sondern eine intimere Version. Allerdings hatte es dieselbe Wirkung auf sie.
„Nun ja, ich nehme an, du
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