Julia Extra Band 361
gebratenem Speck. Da die Haushälterin freihatte, wusste Shara, dass es nur Royce sein konnte, der sich in der Küche zu schaffen machte.
Einen Moment war sie versucht, zurück auf ihr Zimmer zu gehen und zu warten, bis er fertig war. Doch das hätte zu sehr nach Flucht ausgesehen. Also fasste sie sich ein Herz und trat ein.
Royce stand mit dem Rücken zur Tür am Herd. Er trug ausgewaschene Jeans und ein enges weißes T-Shirt, das seinen muskulösen Oberkörper betonte.
Ihr Herz machte einen Sprung – und noch einen.
Da stand ein Bild von einem Mann vor ihr. Obgleich es sie höllisch ärgerte, dies überhaupt zu bemerken.
„Sie fühlen sich ja schon wie zu Hause“, bemerkte sie sarkastisch.
Er wandte sich halb zu ihr um. Eine Augenbraue hob sich. „Ich hoffe sehr, dass Sie nicht von mir erwarten, in Ihrem Haus zu verhungern.“
Sie zuckte mit den Achseln. „Sie wissen doch, dass es mir tausendmal lieber wäre, Sie wären gar nicht hier. Doch da wir dieses Gespräch schon einmal hatten, ist es sinnlos, noch einmal damit anzufangen, meinen Sie nicht?“
„Vermutlich.“ Er holte eine Sekunde lang Luft und fragte dann: „Haben Sie Ihren Vater angerufen?“
Sie hatte tatsächlich lange mit ihm gesprochen. Er hatte ihr erklärt, wie besorgt er um sie war. Dass er nur das Beste für sie wollte.
Und so weiter, und so weiter.
Ihr Vater hatte nicht die geringste Ahnung, wie sehr sie sich verändert hatte. Sagen konnte sie es ihm nicht, ohne Dinge zu enthüllen, die sie lieber für sich behielt.
Er wusste von ihrer schlechten Ehe. Doch nicht, wie schlecht sie gewesen war.
Shara beäugte die brutzelnde Pfanne und den Berg an Kleingeschnittenem auf dem Schneidebrett, der darauf wartete, gebraten zu werden. „Wann fällt hier die Army ein?“
Royce hob die mächtigen Schultern. Seine Muskeln zeichneten sich unter dem T-Shirt ab und bewirkten, dass sich Sharas Bauch zusammenzog. „Ich habe immer Hunger. Ich brauche eine Menge zu essen. Und da ich sehr viel Fitness mache, muss ich darauf achten, die richtige Zufuhr an Proteinen und Kohlehydraten zu bekommen.“ Er fuhr mit einem Pfannenheber durch die Luft. „Wollen Sie auch was?“
Shara hob die Schultern, ehe sie zum Kühlschrank ging und ihn öffnete. „Nein. Ich habe nur wenig Appetit. Ich lebe von Obst und Joghurt.“
Woraufhin er ein undefinierbares Geräusch von sich gab.
Mit einer Schale Erdbeeren in der einen Hand und einem Becher Joghurt in der anderen wandte sich Shara wieder zu ihm um. „Was meinen Sie mit grrrh ?“
„Gar nichts. Nur dass ich Frauen nicht schätze, die meinen, sie könnten nur vom Geruch eines öligen Lappens und dem Herumstochern in einem Tellerchen leben. Der menschliche Körper hat Anspruch auf allerbeste Ernährung.“
Mit mehr Wucht als nötig setzte Shara ihre Sachen auf der Granitplatte ab. „Sie fällen ein vorschnelles Urteil. Sehe ich etwa wie eine dieser Frauen aus, die nur in ihrem Essen herumstochern?“
Kaum waren die Worte ausgesprochen, bedauerte Shara sie bereits.
Royce drehte sich zu ihr. Seine schokoladenbraunen Augen wanderten von ihrem Scheitel bis zu den Zehenspitzen.
Er ließ dabei nichts aus. Nicht einmal das kleinste Detail.
Shara fühlte sich wie unter einer zärtlichen Liebkosung. Ihre Haut spannte sich überall dort, wo sein Blick sie berührte. Ihre Nervenenden prickelten. Selbst ihre Brustwarzen versteiften sich unter dem Druck des BH.
Das Gefühl im Unterbauch erwachte wieder zum Leben. Nur dass es dieses Mal heißer war als der glühende Herd. Ein Brennen, weswegen sie am liebsten die Hand darauf gepresst hätte.
Schließlich trafen sich ihre Blicke.
„Nein“, sagte er. „Sie sehen nicht wie eine Frau aus, die konstant Diät hält. Gefällt mir.“
Ihr Herz klopfte wie wild.
Was meinte er damit?
Gefällt mir.
Was gefiel ihm? Dass sie keine Diät hielt? Oder ihr Körper?
Die Möglichkeit, dass es Letzteres sein könnte, brachte ihr Blut in Wallung.
Sie wollte den Blick abwenden, doch ihre Augen verweigerten den Gehorsam. Wie gebannt waren sie auf Royce gerichtet.
Er hielt ihrem Blick stand.
Die Luft begann zu pulsieren, als ob eine Trommel tonlos den Takt schlug.
Bis sie hinter ihm dicken Rauch aufsteigen sah. „Royce! Die Pfanne!“
Royce fluchte und wirbelte herum. Hastig drehte er das Gas ab, griff sich ein Tischtuch vom Regal und verscheuchte damit den beißenden Qualm.
Dann beugte er sich über die Pfanne und inspizierte den Inhalt.
Seine Augen leuchteten.
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