Julia Extra Band 361
Wir sind die Größten und die Besten“, erwiderte Royce voller Stolz.
Vierzehn Jahre waren es her, dass er die Agentur gegründet hatte. Er war erst zwanzig gewesen, als er damals das Abenteuer aus einem Nebenzimmer im Haus seiner Eltern in Sydney gestartet hatte. Harte Arbeit und zahllose Überstunden hatte es gekostet, um das Unternehmen zu dem zu machen, was es heute war.
Shara zuckte mit den Achseln. „Mir doch egal.“
Royce fasste das nicht als Beleidigung auf. Aus langer Erfahrung hatte er gelernt, dass diesen Societyladies nichts wichtiger war, als sie selbst.
Er griff in seine Gesäßtasche und holte eine braune Lederbrieftasche hervor. Lässig klappte er sie auf und hielt sie ihr vor die Nase.
Sie rührte sich nicht vom Fleck. „Und was soll das sein?“
„Mein Führerschein. Ich dachte mir, Sie wollten irgendeine Form von Ausweis sehen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht nötig.“
Royce legte die Stirn in Falten. „Aber ja doch. Sie können nicht mit einem fremden Mann hier herauswandern. Heutzutage kann man niemandem mehr trauen. Seien Sie vorsichtig, Lady.“
„Sie haben mich schon wieder falsch verstanden. Es interessiert mich nicht, weil ich nicht die Absicht habe, mit Ihnen von hier zu verschwinden.“
Er hielt ihr die Brieftasche hin. „Hier. Nehmen Sie. Werfen Sie einen Blick darauf. Denn Sie werden mit mir kommen.“
Widerstrebend griff sie nach der Brieftasche. Mit einem tiefen Seufzer studierte sie den Inhalt.
„Royce so wie der Royce?“ Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
„Zu Ihren Diensten“, bestätigte er und hielt ihr die Hand hin.
Sie beäugte die Hand wie eine giftige Schlange. Dann – sehr zögernd – legte sie ihre Hand in seine.
Was als Nächstes geschah, konnten beide spüren.
Royce wusste nur nicht, wie er es erklären sollte. Es erinnerte ihn an eine statische Aufladung, die sich entlud, sobald man etwas Metallisches berührte.
Aber das war es nicht. Es war …
Nun, es würde sicher irgendwo eine exakte wissenschaftliche Erklärung dafür geben.
Mit großen Augen entzog Shara ihm ihre Hand. „Sie … Sie sind … Ihnen gehört die Agentur?“, fragte sie.
„Ich denke ja.“
„Nun, Mr Royce, in diesem Fall …“
Er schüttelte den Kopf. „Nicht Mister Royce. Nur Royce. Ganz einfach und simpel Royce .“
Shara warf einen genauen Blick auf das Papier vor ihrer Nase. „Hier heißt es aber A. Royce .“ Sie deutete auf den Namen. „Das heißt, Sie sind Mister Royce.“
Royce strich sich eine Locke aus der Stirn. „Offiziell mag das stimmen. Doch das betrifft meinen Vater, Mister Royce. Mich nennt jeder nur Royce.“
„Warum das?“
„Weil ich meinen Vornamen nicht mag“, erklärte er gelassen.
„Und weshalb, wenn ich fragen darf?“
„Nein, dürfen Sie nicht.“
Royce hatte das Gefühl, als ob das Gespräch eine falsche Wendung genommen hätte. „Sind Sie nun zufrieden? Glauben Sie mir, dass ich bin, wer ich bin?“
Sie nickte. „Ja. Aber ich werde Ihnen trotzdem nicht folgen.“
Nur mit Mühe konnte Royce sich beherrschen. Dass sie lieber hier bei diesen oberflächlichen Leuten herumhing, statt dem Ruf ihres Vaters zu folgen, warf ein schlechtes Licht auf sie.
Doch er musste den Job erledigen, das war alles, was zählte.
„Würden Sie Ihre Antwort überdenken?“, sagte er mit Überzeugung. „Es war Ihrem Vater sehr ernst.“
Eine Sekunde lang schien sie unentschieden. Dann winkte sie ab. „Gut. Gehen wir. Wir können Vater schließlich nicht warten lassen, oder?“
Während der Fahrt herrschte Schweigen.
Royce versuchte es ein paar Mal mit Small Talk, doch nach Sharas einsilbigen Antworten gab er auf.
Schließlich erreichten sie das palaisartige zweistöckige Sandsteingebäude. Shara lenkte ihre Schritte ohne Umweg zum Arbeitszimmer ihres Vaters. Ohne anzuklopfen stieß sie die Tür auf.
Royce folgte ihr auf dem Fuß.
In der Mitte des Raums drehte sie sich um und fragte: „Wo ist er?“
Royce breitete die Arme aus. „In einem Flugzeug nach New York.“
Entgeistert starrte sie ihn an. „Was haben Sie mir dann für einen Unfug erzählt? Mein Vater wollte mich sehen?“
Gelassen meinte er: „Davon war nie die Rede. Ich habe lediglich gesagt, dass ihr Vater mich gebeten hat, Sie nach Hause zu geleiten. Was ich hiermit getan habe …“
Shara senkte die Lider, um ihre Gefühle hinter den dichten Wimpern zu verstecken.
Royce fühlte sich alles andere als schuldig. Gerard hatte ihn vorgewarnt.
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