Julia Extra Band 361
beurteilen.“
Wenige Stunden später bekam er eine Kostprobe von Steve Bradys inakzeptablem Verhalten.
Royce betrat den Salon, in dem sich Shara aufhielt und in einem Magazin blätterte, als das Telefon klingelte.
Er beobachtete, wie sie zusammenfuhr wie ein aufgeschrecktes Kätzchen und sah, dass sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht wich.
„Bleiben Sie weg“, befahl Royce, als Shara nach dem Hörer griff.
„Wegbleiben?“, fragte sie zurück. Warum?“
„Sie glauben doch, dass er es ist“, warf Royce ein. „Ihr Exmann?“
Sie runzelte die Stirn, während sie langsam nickte.
„Lassen Sie es läuten“, befahl er.
„Warum?“
„Weil ich es so will.“
Trotzig reckte sie ihr Kinn. „Das reicht nicht. Ich bin kein kleines Hündchen. Sie können mir nicht einfach Kommandos geben, wann immer Ihnen danach ist. Wenn Sie etwas von mir wollen, müssen Sie zwei Dinge berücksichtigen.“
Er hob eine Braue und versuchte zu ignorieren, wie verdammt sexy sie war. „Und das wäre?“
Sie reckte ihr Kinn noch ein Stück weiter vor und schlug die Beine übereinander, sodass ihre Caprihosen um die Hüften spannten. Royce versuchte nicht hinzusehen.
„Ich habe einmal einen Film im Kino gesehen. Es ging um einen jungen Mann, der einen Vertrag unterzeichnete, in dem er sich verpflichtete, zu allem und jedem Ja zu sagen. Es veränderte sein Leben.“
„Interessant. Aber was hat das mit uns zu tun?“
Ihre Augen – sie waren wirklich von unglaublicher Farbe – schienen Feuer zu spucken, als sie ihn ansah. „Ich habe ein Jahr meines Lebens mit einem Mann verbracht, der mir jede Minute an jedem Tag vorgeschrieben hat, was ich zu tun habe. Als diese Zeit vorbei war, habe ich geschworen, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert. Wenn Sie also einen Wunsch an mich haben, dann sagen Sie mir nicht, was ich tun soll, sondern bitten mich darum.“
„Einverstanden. Würden Sie also bitte nicht ans Telefon gehen.“ Diesmal fuhr die andere Braue in die Höhe. „War das besser?“
„Sehr viel besser“, entgegnete sie. „Zum Zweiten sollten Sie zur Kenntnis nehmen, dass ich nie etwas tue, ohne den Grund dafür zu kennen.“
Royce starrte sie an. Dagegen konnte er nichts einwenden. Das, was sie sagte, klang vernünftig. Er selbst hätte ebenso gehandelt.
Was ihn jedoch störte, war ihr überheblicher Ton. Als ob die Königin persönlich zu einem ihrer Untergebenen sprach.
Trotz seiner Missbilligung nickte er. „Okay. Ich bitte Sie also, nicht ans Telefon zu gehen, denn wenn es tatsächlich Ihr Ex ist, wird ihm das die Befriedigung verschaffen, die er sich wünscht. Wenn Sie nicht abheben, schneiden Sie ihm sozusagen ins Fleisch.“
„Würde ihn das nicht wütend machen?“
Royce lächelte. „Höchstwahrscheinlich. Doch wen kümmert das? Er hat lange genug seinen Willen durchgesetzt. Jetzt sind wir dran. Wir übernehmen die Regie.“
Er konnte aus ihrer Miene lesen, dass sie noch nicht vollkommen überzeugt war. Doch es war schon zu spät. Beide verfielen in Schweigen, als der Anrufbeantworter ansprang.
Nichts geschah. Nach einer Minute wurde aufgelegt.
Shara zuckte zusammen.
Royce lächelte.
Fast gleichzeitig läutete es wieder.
„Einfach nicht beachten“, wiederholte Royce.
Diesmal schüttelte Shara den Kopf. „Es ist besser, ich gehe ran. Es könnte gut jemand anderer sein.“
„Warum hat der Anrufer dann nicht draufgesprochen?“
„Weiß ich nicht. Es gibt nur eine Methode, das herauszufinden. Indem ich den Hörer abnehme.“
„Nein. Noch nicht.“
„Dies ist mein Haus. Sie können mir nicht sagen, was ich tun oder lassen soll.“
Wieder war Shara zu spät dran. Der Anrufbeantworter sprang ein zweites Mal an. Diesmal dauerte es zwei Minuten, bis wieder aufgelegt wurde.
Dann klingelte es ein drittes Mal.
Angespannt beobachtete Royce Sharas Reaktion.
Sie starrte auf das Telefon wie die Maus auf die Schlange.
Es war nicht schwierig, ihre Körpersprache zu verstehen. Sie zeichnete ein völlig anderes Bild als heute Morgen.
„Sie haben mich belogen“, sagte er in einem Ton, der seinen Ärger verbergen sollte.
Ehrlichkeit stand in seiner Rangliste ganz vorn. Nicht nur, weil er in seinem Job zu oft das Gegenteil kennenlernte, sondern gerade nach all dem, was Fiona ihm angetan hatte, war ihm jede Form der Täuschung zuwider.
Ihr Kopf fuhr herum. „Wie bitte?“
Royce schlug die Beine übereinander. „Sie sprachen von einer Überreaktion Ihres Vaters. Doch für mich ist
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