Julia Extra Band 361
„Schön knusprig. Genau so mag ich den Speck.“
Shara grinste. „Dann werden Sie vermutlich die Eier am liebsten mit rohem Dotter mögen?“
Sein ansteckendes Lachen zwang sie in die Knie. „Darauf können Sie wetten. Kann man sie denn anders mögen?“
Shara lächelte zurück. Als ihr bewusst wurde, was sie tat, zwang sie ihren Mund zu einem dünnen Strich.
Dieser Mann war nicht unbedingt ihr Freund. Ihr Feind war er gleichermaßen nicht. Er stand irgendwo zwischen ihr und ihren Wünschen – nämlich dem Recht, eigene Entscheidungen zu fällen. Dieses Recht hielten viele Menschen für selbstverständlich. Erst wenn es ihnen genommen oder beschnitten wurde, merkten sie, welchen Wert es hatte.
„Ich mag Eier nur durchgebraten“, murmelte sie und wandte sich ab.
Sie griff nach einem Schneidebrett und begann, Erdbeeren mit der Sorgfalt eines Chirurgen bei einem komplizierten Fall zu zerteilen.
Eine Weile arbeiteten sie schweigend nebeneinander. Auch wenn sie ihn um keinen Preis ansehen wollte, flog Sharas Blick immer wieder verstohlen in seine Richtung.
Für solch einen Riesen, wie er es war, bewegte sich Royce mit erstaunlicher Eleganz. Jede seiner Bewegungen sprach von Selbstsicherheit und Präzision. Shara hatte das Gefühl, dass er beim Liebesspiel ebenso perfekt war.
Sofort errötete sie und schlug die Augen nieder. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum der Gedanke so plötzlich auftauchte, hoffte aber, dass er sofort wieder dorthin verschwinden möge, wo er hergekommen war. Seine Qualitäten als Liebhaber hatten sie nicht zu interessieren.
Warum auch?
Sie war fertig mit den Männern.
Shara nahm am Frühstückstisch Platz und begann zu essen. Wenig später leistete Royce ihr Gesellschaft. Er saß vor einem vollgeladenen Teller.
„Erzählen Sie mir doch ein wenig von Ihrem Exmann“, sagte er mit sanfter Stimme, nachdem er seinen halben Teller mit großem Appetit verputzt hatte.
Allein die Frage nach Steve ließ sie fast an einer Erdbeere ersticken. „Das ist nicht gerade eines meiner Lieblingsthemen.“
„Kann ich verstehen.“ Er machte sich über ein paar Pilze her. „Aber je mehr ich über Sie weiß, desto besser kann ich meine Aufgabe erfüllen.“
Shara reckte ihr Kinn vor. „Das ist nicht mein Problem. Ich will einfach nicht darüber reden, basta. Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass ich keinen Bodyguard benötige. Welchen Grund hätte ich also, Ihnen den Job zu erleichtern?“
Sie hatte keineswegs die Absicht, derart peinliche Fragen zu beantworten.
Außerdem hasste sie es, wenn jemand ständig die Nase in ihre persönlichsten Angelegenheiten steckte. Es wäre am besten, wenn er wieder ginge und sie allein ließe.
Seine Miene blieb unverändert, doch in seinem Blick lag nun etwas Hartes. „Vielleicht möchten Sie ganz einfach höflich sein? Vielleicht hätten zwei Fremde Gesprächsstoff, über den sie sich beim Frühstück unterhalten könnten?“
Shara beobachtete ihn über die Löffelspitze hinweg. „Da bin ich anderer Meinung. Ich finde es unhöflich, wenn ein Fremder aufdringlich wird und mir so persönliche Fragen stellt. Wenn Sie schon nicht schweigen können, gibt es sicher noch ein Dutzend interessantere Themen als meinen Exmann. Wir wäre es zum Beispiel mit dem Wetter? Oder dem übertrieben hohen Benzinpreis, der nach meiner Auffassung komplett aus dem Ruder gelaufen ist?“
Als er den nächsten Bissen verschlungen hatte, sagte Royce: „Ich würde mich mit Ihnen lieber über Steve Brady unterhalten.“
„Ich eben nicht. Wenn Sie kein anderes Thema haben, werde ich aufstehen und gehen.“
Royce seufzte. „Reine Sturheit. Würden Sie mir dann wenigstens verraten, auf welche Weise Brady Sie belästigt?“
Shara lehnte sich zurück. „Hat mein Vater Ihnen das nicht geschildert?“
„Er hat von wenigen Telefonanrufen gesprochen und dass der Typ in der Nähe des Hauses gesehen wurde.“
Shara versuchte, neutral zu bleiben. „Mehr gibt es nicht zu sagen. Dad hat das schon korrekt zusammengefasst. Sie sehen also, dass es vollkommen übertrieben ist, einen Bodyguard für mich zu engagieren. Eine Überreaktion.“
Das Gleiche hatte sie auch ihrem Vater beizubringen versucht. Doch auf diesem Ohr wollte er nicht hören.
„Ich kenne Gerard seit einer ganzen Anzahl von Jahren“, sagte Royce. „Er ist nicht der Typ Mensch, der zu Überreaktionen neigt.“
„Nun, in diesem Fall aber schon.“
Royce sah ihr ernst in die Augen. „ Ich habe das zu
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