Julia Extra Band 361
Meine Familie hat die Hälfte der Zimmer reserviert.“ Er nahm den Besen in die Hand. „Wohin fahrt ihr?“
„Nach Montpelier.“
„Ach, ja?“, sagte er überrascht.
„Ja, ich kann wieder an meiner alten Schule arbeiten, zunächst nur halbtags, aber …“
„Caro …“
Sie unterbrach ihn. „Ich habe Truman verlassen. Dieses Mal ist es für immer.“ Ihr Blick wanderte zu ihrem Sohn. „Ich werde das volle Sorgerecht beantragen.“
„Und jetzt bist du gekommen, um das Darlehen von mir anzunehmen.“
„Wenn es noch gilt, sehr gern. Aber da ist noch etwas.“ Sie leckte sich nervös über die Lippen. „Du hast doch gesagt, dass du dich womöglich in mich verliebst. Bis du darüber hinweg?“
„Längst nicht.“ Er ließ den Besen fallen, damit er sie in die Arme schließen konnte. Cabot wachte auf. Seine Augen blinzelten schläfrig.
„Wo sind wir, Mama?“, fragte er.
„Ich weiß die Antwort“, sagte Jake. „Ihr seid zu Hause.“
EPILOG
Es dauerte noch ein Jahr, bis Jakes Antwort wahr wurde.
Caro und ihr Sohn lebten in dieser Zeit in einer kleinen Wohnung in Montpelier. Ihr machte das Warten nichts aus. So hatte sie Zeit, Jake besser kennenzulernen und sich Klarheit über ihre Gefühle zu verschaffen.
Die Zeit schmiedete auch Jake und Cabot immer fester zusammen. Es war eine Freude, ihnen zuzusehen. Jake zeigte Engelsgeduld, wenn es galt, ihm all die Dinge beizubringen, die er von seinem eigenen Vater gelernt hatte. Cabot konnte bereits die verschiedenen Werkzeuge aufzählen, die Jake in seiner Werkstatt benutzte. Natürlich durfte er sie nicht anfassen, sondern saß in sicherer Entfernung, wenn Jake arbeitete.
Der Gasthof war fast immer ausgebucht. Ganz selten war an einem schönen Herbstwochenende noch ein Zimmer frei. Viele Gäste ließen sich sogar auf die Warteliste setzen, falls jemand absagte.
Jakes Familie kam häufig zu Besuch. Alle waren ganz vernarrt in Cabot und ernannten ihn zum Ehrenmitglied der Familie, lange bevor Caros Scheidung ausgesprochen war.
Mit dem Geld, das Jake ihr geliehen hatte, hatte sich Caro einen ausgezeichneten Anwalt nehmen können.
„Du hast dich verändert, Caroline“, sagte Truman zu ihr, nachdem das Urteil ausgesprochen war.
„Ein bisschen“, gab sie zu. „Vielleicht siehst du mich aber auch zum ersten Mal als die Frau, die ich bin, und nicht als diejenige, die ich deiner Meinung nach sein sollte.“
Caros Selbstvertrauen zeigte Wirkung. Truman machte seine Drohung, das Scheidungsurteil anzufechten, nicht wahr, auch wenn Susan ihn dazu drängte.
Die Blätter wirbelten auf, als Caro in die Einfahrt zum Gasthof fuhr. Jake und Cabot standen vor der Tür. Cabot spielte in einem Haufen Blätter. Jake strahlte übers ganze Gesicht. Wie konnte ich ihn jemals für mürrisch halten? fragte Caro sich.
Als sie ausstieg, sah Jake sie fragend an. Er hatte darauf gewartet, dass sie vom Gericht zurückkam. Caro hätte anrufen können, doch sie wollte ihm die gute Nachricht selbst überbringen.
„Mommy!“ Cabot lief auf sie zu. Caro gab ihm einen Kuss, dann schickte sie ihn ins Haus, damit er sich ein Glas Saft von der Köchin geben ließ.
„Wie ist es gelaufen?“, fragte Jake, als sie allein waren.
Sie atmete tief ein. „Die Scheidung ist durch, ich habe das volle Sorgerecht. Allerdings hat Truman ein 14-tägiges Besuchsrecht.“
„Ist das für dich in Ordnung?“
„Auf jeden Fall. Ich werde Truman nicht das Recht verweigern, seinen Sohn zu sehen. Außerdem soll Cabot Zeit mit seinem leiblichen Vater verbringen dürfen.“
„Ich liebe ihn wie meinen eigenen Sohn“, sagte Jake leise.
„Das weiß ich.“ Sie legte den Kopf schief. „Ich habe eine Frage, Jake McCabe.“
„Eine Frage?“
„Wie schnell können wir heiraten?“
Ein Strahlen ging über sein Gesicht, als er sie an sich zog. „Soll das ein Heiratsantrag sein?“
„Wenn es einer ist, dann hast du meine Frage nicht beantwortet. Wie schnell kann ich deine Frau werden?“
„Nicht schnell genug“, sagte er zu ihr und sah ihr tief in die Augen. „Nicht schnell genug, Caro.“
– ENDE –
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