Julia Extra Band 361
Gespräch war, er würde sie nicht unbeschützt zurücklassen. „Vielleicht nur vorübergehend. Er könnte bereits innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder frei sein.“
Sie wirkte unbeteiligt. „Das spielt keine Rolle mehr. Hast du nicht begriffen? Wenn ich mich so wie heute gegen ihn zur Wehr setze, werde ich für immer frei sein. Ich habe keine Angst mehr vor ihm. Und er weiß das.“
Royce musterte sie. Ihre innere Kraft und Stärke leuchteten so hell wie ihre Schönheit. „Du meinst jedes Wort ernst, nicht wahr?“
Sie nickte. „Ja. Das war auch der Grund dafür, dass ich ihn allein treffen musste. Ich musste es ihm ebenso beweisen wie mir selbst.“
Er hatte das Bedürfnis, zu rasen und zu toben. Jedes Wort sollte sie zurücknehmen. Er würde ihr einfach deutlich machen, dass er bei ihr bleiben würde. Ende.
Doch all das war sinnlos.
Also sagte er lediglich: „Gut.“
Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und verließ den Raum.
Später sollte er sich nicht mehr daran erinnern, wie er seinen Laptop mitgenommen hatte, die Treppen hinaufgestiegen war und seine Sachen gepackt hatte. Wie er ins Auto gestiegen und weggefahren war. Er kam erst wieder zu sich, als er anhielt und der Wagen hinter ihm wie wild hupte, weil die Ampel auf Grün stand.
Dann fuhr er etwa hundert Meter weit, bis er auf die Bremse trat und wieder hielt. Sein Kopf sank auf das Lenkrad. Sein Herz raste, er war außer Atem.
Er fühlte sich, als würde er gleich platzen.
Wieso war er von Shara weggefahren? Das hatte er nie gewollt!
Er gab Gas und wendete auf der Stelle. Dann drückte er das Gaspedal durch und raste in die entgegengesetzte Richtung.
Shara sank auf den Aubusson-Teppich nieder und fuhr mit den Fingern durch das dichte Gewebe.
Hier hatte sie sich in Royce verliebt.
Er hatte ihr so viel gegeben. Er war selbstlos gewesen. Und wie hatte sie es ihm heimgezahlt?
Indem sie ihn einfach gehen ließ, ohne ihm die Wahrheit zu gestehen.
Schlimmer noch. Sie hatte ihm Lügen aufgetischt, die das, was sie gemeinsam erlebt hatten, als absolutes Zerrbild hinstellten.
„Mein Gott“, flüsterte sie laut. „Wie kann man nur so ein Idiot sein?“
Royce hatte ihr das Kämpfen beigebracht. Und? Hatte sie für den Mann, den sie liebte, gekämpft? Sie hätte ihn fragen sollen, was mit ihm los war. Jedes bisschen Munition nutzen, um für ihn zu kämpfen.
Sie hatte den Mut gefunden, sich mit Steve anzulegen. Nun musste sie denselben Mut aufbringen, um Royce zu eröffnen, wie sie für ihn fühlte.
Shara sprang auf.
In Millisekunden hatte sie die Wagenschlüssel in der Hand und rannte Richtung Garage.
Royce bog mit quietschenden Reifen in die Auffahrt zu Atwood Hall ein.
Der Atem stockte ihm, als Sharas rote Limousine mit hoher Geschwindigkeit vor ihm auftauchte.
Er musste scharf bremsen und das Steuer zur Seite reißen, um eine Kollision zu vermeiden.
Sie hatte das Gleiche vor. In die gleiche Richtung.
Es wurde ein Kuss der Stoßstangen wie beim Autoscooter.
Royce wartete im Wagen und zählte bis zehn, dann erst öffnete er die Tür und stieg aus. „Bist du verrückt? Willst du dich ein zweites Mal am gleichen Tag umbringen lassen?“
Shara stemmte die Hände auf ihre Hüften. „Schrei mich nicht an!“
„Ich schrei dich an, wann immer du es verdient hast!“
„Was willst du hier eigentlich?“
Royce stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor sie hin und rief laut: „Du bist eine Lügnerin!“
Sie blinzelte heftig. „Was sagst du da?“
Er holte tief Luft. „Du hast nicht aus Dankbarkeit mit mir geschlafen.“
Damit ging er zu ihr und legte die Hände auf ihre Schultern. „Wenn es Dankbarkeit gewesen wäre, hättest du mich nicht angesehen, als wolltest du mich bei lebendigem Leib auffressen. Du hättest nicht meinen Namen geschrien und die Nägel in meinen Rücken gekrallt, als du zum Höhepunkt kamst. Das war keine Dankbarkeit, sondern viel, viel mehr.“
Zum Beweis nahm er sie fest in den Arm und küsste sie, als gäbe es kein Morgen mehr.
Sie atmeten beide noch immer heftig, als Royce den Kopf hob und sich von ihr löste.
„Nun schau mir in die Augen und sag mir, warum du mich belogen hast.“
Shara blinzelte. Der Ausdruck des Verlangens wich langsam aus ihrem Gesicht. Etwas blitzte in ihren Augen auf und dann entwich die Luft aus seinen Lungen, als sie ihm mit aller Kraft auf die Brust schlug.
„Shara! Warum hast du das getan?“
„Weil du es verdient hast!“ Sie wischte mit der
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