Julia Extra Band 361
starrte ihn verständnislos an. „Wovon sprichst du?“
„Wie lange weißt du schon von dieser Schwangerschaft?“, fragte er.
„Seit zwei Wochen.“
Seine Augen leuchteten auf. Er wirkte wie jemand, der sich mit einem Puzzle abmüht und soeben das letzte fehlende Teil in einer Ritze der Couch entdeckt hat. „Dann wusstest du es also schon an diesem letzten Wochenende, an dem wir zusammen waren?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Ich hatte einen Verdacht, aber ich war mir nicht sicher.“
„Und trotzdem hast du es nicht für nötig gehalten, mit mir darüber zu reden? Sogar heute hast du nichts gesagt. Du hast mich in deine Wohnung gelassen und … und …“ Sie hatte ihm erlaubt, sich in ihr zu verlieren. Sie hatte ihn mit den süßen Versprechungen ihres Körpers eingelullt.
„Wir hatten Sex , Tariq!“, wehrte sie sich erbittert. „Lass uns jetzt nicht etwas anderes daraus machen als es war.“
Als sie sah, dass seine Augen alarmiert aufleuchteten, regte sich ihr Selbstbehauptungswille. Wollte sie wirklich zulassen, dass er so mit ihr umsprang? Als ob sie ein Nichts wäre? Niemals!
„Ich habe es dir nicht erzählt, weil ich schon geahnt habe, wie du reagierst“, fuhr sie wütend fort. „Weil ich wusste, dass du natürlich sofort eine Verschwörungstheorie parat haben würdest, so wie es sich eben tatsächlich gezeigt hat.“
Er erdolchte sie fast mit Blicken. „Ich nehme an, du willst, dass ich dich heirate?“
Isobel riss die Augen auf. Hatte er nicht zugehört? „Du musst verrückt sein“, flüsterte sie. „Total verrückt, wenn du glaubst, dass ich jemals einen Mann wie dich heiraten würde. Einen Mann, der sich für so unvergleichlich hält, dass er glaubt, eine Frau würde absichtlich schwanger werden, nur um ihn zu bekommen.“
„Glaubst du vielleicht, dass das eine Seltenheit ist?“, konterte er wütend.
„Mir würde so etwas jedenfalls nicht einmal im Traum einfallen“, verteidigte sie sich aufgebracht und schloss die Augen, als sie von einer Welle überwältigender Traurigkeit überschwemmt wurde. „Lass mich jetzt allein, Tariq. Geh, bevor wir beide noch etwas sagen, das wir hinterher bereuen.“
Im ersten Moment wollte er sich weigern … Doch sie hatte ja recht, in seiner Maßlosigkeit hatte er sie tatsächlich einen Moment lang verdächtigt, falsch gespielt zu haben.
Aber Izzy spielte nicht und schon gar nicht falsch, wie ihm jetzt klar wurde. Sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie schwanger war, weil sie sich vor seiner Reaktion gefürchtet hatte … und hatte er nicht eben bewiesen, wie recht sie damit gehabt hatte? Als er ihr blasses Gesicht und den gehetzten Blick sah, bekam er prompt Gewissensbisse.
„Es tut mir leid“, sagte er schroff.
Blind vor Tränen starrte sie ihn an. „Was du gesagt hast? Oder dass du dich mit mir eingelassen hast?“
Er zuckte getroffen zusammen. „Setz dich, Izzy.“
Sie überhörte den besänftigenden Unterton in seiner Stimme. Was bildete er sich eigentlich ein? Dass er sie nach Lust und Laune herumkommandieren konnte? „Ich setze mich erst, wenn du weg bist.“
„Ich gehe aber nicht, bevor du dich nicht hingesetzt hast. Wir müssen reden.“
Sie wollte ihm sagen, dass er mit seinen grausamen Bemerkungen jedes Anrecht auf ein Gespräch mit ihr verwirkt hatte. Aber sie konnte nicht. Weil Tariq der Vater ihres ungeborenen Kindes war. Und wusste sie nicht besser als irgendwer sonst, was für eine Leerstelle im Leben eines Kindes entstand, das keinen Vater hatte?
„Das werden wir auch“, gab sie zurück, während sie wieder tief durchatmete und unbewusst eine schützende Hand auf ihren noch flachen Bauch legte. „Aber erst, wenn wir beide ruhiger geworden sind.“
Als Tariq die ungewohnt mütterliche Bewegung sah, verspürte er ein heftiges Ziehen im Herzen. Zu seinem größten Erstaunen wurde ihm klar, dass er sie gern gefragt hätte, ob sie heute schon eine anständige Mahlzeit gehabt hatte und ob sie nachts genug schlief. Er hatte sich dieses Kind nicht gewünscht, und eigentlich wollte er es nicht, aber deshalb musste er doch der Frau, die dieses Kind unterm Herzen trug, noch lange nicht gleichgültig gegenüberstehen.
Er musterte sie forschend. Sie sieht irgendwie anders aus, dachte er. Einerseits zerbrechlicher als früher und andererseits viel stärker.
Eigentlich hätte er sie in dieser Situation in den Arm nehmen und sie beide beglückwünschen müssen. Ihr fürsorglich eine Hand auf den Bauch legen
Weitere Kostenlose Bücher