Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 361

Julia Extra Band 361

Titel: Julia Extra Band 361 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Jackie Braun , Melanie Milburne , Tina Duncan
Vom Netzwerk:
sagen sollen“, begann sie versöhnlich. „Und weil wir sie nicht ungesagt machen können, sollten wir sie lieber vergessen. Mir tut es leid, dass ich dir nicht früher von dem Baby erzählt habe.“
    „Du hattest ja durchaus nachvollziehbare Gründe dafür.“
    Pause. Trotz seiner halb gesenkten Augenlider konnte sie das nervöse Glitzern in seinen schwarzen Augen sehen.
    „Ich will nur, dass du mir verzeihst, Izzy. Glaubst du, das kannst du?“
    Sie biss sich auf die Unterlippe, während sich ihr verletzter Stolz eine erbitterte Schlacht mit ihrem instinktiven Wunsch zu verzeihen lieferte. Denn war das nicht ein Grundsatz, den sie ihrem Kind fürs Leben mitgeben musste? Dass auf ehrliche Reue stets Vergebung folgen musste? Und daran, dass Tariqs Reue ehrlich war, zweifelte sie keine Sekunde. Um das zu erkennen, brauchte sie ihm nur ins Gesicht zu sehen.
    „Ja, Tariq“, sagte sie weich. „Ich kann dir verzeihen.“
    Er blickte sie an, verunsichert darüber, dass er sich angesichts ihrer Großherzigkeit nur noch unbehaglicher fühlte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er noch einen Schritt weitergehen musste.
    Und das war ein Schritt, der ihm nicht leichtfiel, aber er hatte keine Wahl. Izzy hatte ein Recht darauf zu erfahren, warum er so war, wie er war, und wie er zu dem Menschen geworden war, mit dem sie es heute zu tun hatte. Ganz egal, wie schwer es ihm auch fallen mochte.
    „Es gibt ein paar Dinge, die du über mich wissen solltest“, begann er. „Dinge, die vielleicht mit dazu beitragen können zu erklären, warum ich so ein Monster bin.“
    „Du bist kein Monster“, widersprach sie empört. „Der Vater meines Kindes ist doch kein Monster !“
    „Wie auch immer“, beharrte er, obwohl er angesichts ihres vehementen Protests fast lächeln musste. „Auf jeden Fall ist es wichtig, dass du mich besser verstehst, und dafür fehlen dir ein paar Informationen.“
    Sein Blick wurde finster. „Ich habe früh gelernt, Unangenehmes und Schmerzliches zu verdrängen, deshalb hatte ich nie ein Problem mit meinem Lebensstil“, begann er. „Im Arbeitsleben war ich immer sehr erfolgreich, und mein persönliches Leben war … nun ja, sagen wir … handhabbar. Etwas anderes als flüchtige Affären war für mich undenkbar, und ich fühlte mich wohl damit. Ich liebte die Frauen, und die Frauen liebten mich, aber ich passte auf wie ein Luchs, dass mir keine Frau zu nahe kam. Immer.“
    Isobel nickte. „Und was glaubst du, warum das so ist?“
    „Vermutlich weil ich nie gelernt habe, anderen Menschen zu vertrauen. Da war einfach niemand, der mir das hätte beibringen können.“
    Und dann erzählte er von seiner kranken Mutter, die er praktisch nie kennengelernt hatte, von seinem Vater, der immer beschäftigt gewesen war und den Kinderfrauen und Gouvernanten, die ihn und seinen Bruder großgezogen hatten und die es niemals gewagt hätten, Kindern der königlichen Familie so etwas wie Wärme und Zuneigung entgegenzubringen. Diese Erfahrung von Distanz und Isolation hatte er mit nach England genommen, und irgendwann war sie für ihn wie eine zweite Haut geworden.
    „Ich habe schon als Kind gelernt, dass es eine Schwäche ist, Verletzlichkeit zu zeigen, und das ist mir bis zum heutigen Tag geblieben.“
    Verletzlichkeit. Das Wort blieb an ihr hängen wie ein trockener Grashalm. Plötzlich sah sie ihn wieder so verletzlich in diesem Krankenhausbett liegen und fragte sich, ob es nicht genau diese Verletzlichkeit gewesen war, die sie so berührt hatte. Vielleicht hatte sie ja genau in dem Moment angefangen, ihn zu lieben?
    „Sprich weiter“, bat sie.
    Er begann von England und dem Leben im Internat zu erzählen, wo er sich so fremd gefühlt hatte, dass ihm als einziger Ausweg die Flucht in die Arroganz erschienen war, was seine Beziehungsfähigkeit allerdings nicht gerade verbessert hatte. Die Herzen der Mädchen waren ihm trotzdem zugeflogen, was natürlich jede Menge männlicher Neider auf den Plan gerufen hatte.
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Isobel betrachtete ihn seufzend. Plötzlich wünschte sie sich, ihn in den Arm zu nehmen, aber sie wagte es nicht.
    Er konnte in ihren Augen lesen, wie ihr zumute war, und wurde von einem Gefühl schrecklicher Hilflosigkeit überschwemmt.
    „Oh, Izzy, siehst du denn nicht, was für ein Gefühlsversager ich bin? Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich nicht die leiseste Ahnung, was ich tun oder sagen soll. Ich habe es noch nie zuvor riskiert, einen Menschen zu

Weitere Kostenlose Bücher