Julia Extra Band 361
sie zur Ultraschalluntersuchung begleiten konnte? Sie hatte eigentlich mit einem kurz angebundenen Danke, lieber nicht gerechnet, doch zu ihrer größten Überraschung hatte er ihr Angebot tatsächlich angenommen … unübersehbar erfreut, wenn sie nicht alles täuschte.
„Sie wollten wissen, warum der Scheich von Khayarzah gestern seine Assistentin zu einem Gynäkologen begleitet hat.“
„Sind sie uns wieder mal nachgefahren?“
„Scheint so.“ Sie schaute ihn entschuldigend an. „Ich hätte es mir denken können, Tariq. Es tut mir leid.“
Vielleicht hätte sie daran denken sollen, ja. Seltsamerweise aber war er froh, dass sie es nicht getan hatte. Sonst hätte er nicht die Gelegenheit bekommen, sich ein Bild von dem Baby zu machen, das er nie gewollt hatte. Er verstand immer noch nicht, warum sie es ihm angeboten hatte. Und er hätte es nie für möglich gehalten, dass er so ein überwältigendes Gefühl von Dankbarkeit verspüren könnte. Jetzt hatte er eine Ahnung bekommen von dem winzigen Menschen, der da in Izzy heranwuchs. Niemals würde er den Moment vergessen, in dem er auf den Monitor geschaut und zuerst gar nichts erkannt hatte … bis er ein schnelles, rhythmisches Pulsieren ausgemacht und begriffen hatte, dass es sich um ein menschliches Herz handelte. Das war der Augenblick gewesen, in dem sich alles verändert hatte. Der Moment, in dem Izzys Schwangerschaft für ihn aufgehört hatte, etwas Theoretisches zu sein, sondern Wirklichkeit wurde.
Als sie jetzt hereinkam und die Tür hinter sich zumachte, fiel ihm auf, dass sie blass und erschöpft wirkte.
„Wir werden uns überlegen müssen, wie wir mit der Frage der Vaterschaft umgehen“, sagte sie, wobei sie sich zum ersten Mal darüber wunderte, dass sich noch niemand nach dem Vater ihres Kindes erkundigt hatte. „Weil sie mit Sicherheit irgendwann hochkommen wird. Ich meine, die Leute hier tuscheln natürlich schon längst, und dieser Journalist konnte sich gerade noch beherrschen, mich direkt zu fragen, ob … na ja, es war einfach klar.“
Seine Stimme war sanft. „Was sollen wir denn sagen, Izzy?“
Sie lachte leise auf. „Ich glaube nicht, dass du das ausgerechnet mich fragen solltest, Tariq.“
Sie schwiegen beide eine Weile, bis Izzy hinzufügte: „Ich weiß es nicht, Tariq.“
In einem jähen Anfall von Entschlossenheit schaute er sie an. Schlagartig war ihm bewusst geworden, dass er sich nicht länger heraushalten konnte. Bis jetzt hatte er Izzy einfach machen lassen, weil er selbst vor lauter Gewissensbissen wie gelähmt war. Er hatte ihr freie Hand gelassen und sich eingeredet, dass es in ihrem eigenen Interesse wäre.
Aber das reichte nicht. Es reichte bei Weitem nicht. Ein Blick in ihr blasses Gesicht zeigte, dass er die Initiative ergreifen musste. Weil Izzy, die bisher bewundernswert stark gewesen war, ab jetzt geschont werden musste.
Er stand auf, ging zu ihr und nahm sie am Ellbogen. „Komm mit″, sagte er und begann, sie in Richtung Sitzecke zu ziehen. „Bitte.“
Isobel zitterte am ganzen Körper, weil sie natürlich prompt auf Tariqs Berührung reagierte. Wieder einmal verwünschte sie ihre verräterischen Hormone. Aber sie hatte so weiche Knie, dass sie ihn gewähren ließ.
Als sie saß, schaute sie ihn an. „Was ist?“
Er setzte sich zu ihr und entdeckte einen Anflug von Argwohn in ihren Augen, während er nach den richtigen Worten suchte.
Die zu finden alles andere als einfach war.
„Ich möchte dir sagen, dass es mir leidtut, Izzy. Wirklich unendlich leid.“
Sie schüttelte den Kopf. „Schon gut, ich weiß“, gab sie zurück und blinzelte die blöden Tränen weg, die ihr wie so oft in letzter Zeit in die Augen schossen.
„Ich sage es trotzdem noch einmal, weil mir wichtig ist, dass du verstehst, wie ernst ich es meine. Wie sehr ich mir wünsche, ich könnte diese unverzeihlichen Worte zurücknehmen, die ich dir damals an den Kopf geworfen habe. Und ich wünsche mir, ich könnte es irgendwie wiedergutmachen, aber ich weiß nicht wie.“
Sie starrte ihn an und dachte, wie seltsam sich seine offenbar wirklich aufrichtig gemeinte Entschuldigung anhörte. Weil Tariq sich normalerweise nie entschuldigte. Arrogant wie er war, fühlte er sich praktisch immer im Recht. Im Moment jedoch wirkte er überhaupt nicht so, sondern mehr als zerknirscht. Als ihr das klar wurde, erwachte in ihr der Wunsch, ihm zumindest auf halbem Weg entgegenzukommen.
„Wir haben beide Dinge gesagt, die wir nicht hätten
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