Julia Extra Band 362
ungeheuer verführerisch. Zara rückte näher an ihn heran und verstärkte den Druck ihrer Lippen, wobei ihr ein kleiner, sehnsüchtiger Laut entfuhr. Im nächsten Moment schlang sie die Arme um seinen Nacken. Als wäre dies ein Signal, explodierte urplötzlich die Leidenschaft. Vitale schob seine Zunge zwischen ihre Lippen, worauf sie am ganzen Leib erschauerte. Ihr Körper wurde von erotischen Empfindungen geschüttelt, ihr Herz pochte wie wild, sie schlang die Finger in sein seidiges schwarzes Haar und erwiderte den Kuss mit einer Wildheit, die sie einfach nicht zügeln konnte.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, und schon lag sie auf dem Rücken. Vitale halb über ihr, ein Bein zwischen ihre Schenkel geschoben. Ein Teil von ihr wollte protestieren, wie sie es immer tat, wenn ein Mann ihr zu nahe kam, doch ein anderer Teil wollte die Leidenschaft und Sinnlichkeit, die völlig neu für sie waren, restlos auskosten.
„Du schmeckst so gut“, stöhnte er heiser, „so unglaublich gut, il mio angelo .“
Er redete zu viel. Dabei wollte sie einfach nur, dass er sie küsste. Also zog sie ihn ungeduldig wieder zu sich hinunter. Mehr Einladung brauchte er nicht. Seine Leidenschaft berauschte sie. Das Verlangen, das durch ihren Körper pulste, war beinahe zu stark. Geschickt glitten seine Finger unter ihr T-Shirt, streichelten über ihre Rippen und schlossen sich um ihre kleine, runde Brust. Als er die steife Knospe umfing, bog sie den Rücken durch. Flüssige Hitze breitete sich in ihrem Unterleib aus. Die Empfindungen waren so intensiv, dass sie den sinnlichen Bann brachen, in dem sie sich befand.
Zara brauchte nur einen Moment, um über seine Schulter auf die Bäume rundherum zu blicken, und sie wurde sich schlagartig bewusst, wo sie sich befand und was sie gerade tat. „Nein!“, keuchte sie, stemmte sich gegen seine Schultern und rollte sich sofort unter ihm hervor, sobald er von ihr abrückte.
Vitale befand sich noch immer auf einem anderen Planeten. Er blinzelte und versuchte zu begreifen, was gerade geschehen war. Beinahe geschehen wäre, korrigierte er innerlich. Mein Gott, sie ist wie Dynamit – hoch explosiv und gefährlich.
Röte lag auf seinen Wangen, als er krampfhaft nach Atem rang und seinen Körper unter Kontrolle zu bringen suchte. Eine Frau, die in der Lage war, ihn an einem öffentlichen Ort so weit zu bringen, dass er alles um sich herum vergaß, sollte ein Warnschild um den Hals tragen müssen.
„Es tut mir leid …“ Zara zitterte immer noch. „Aber es hätte jemand vorbeikommen können“, fügte sie lahm hinzu. Sie fürchtete, dass sie sich in seinen Augen völlig hysterisch benahm. Immerhin hatte er sie nur geküsst und ihre Brust berührt, und sie hatte ihn von sich gestoßen, als hätte er sie halb vergewaltigt.
„Nein, mir tut es leid“, entgegnete Vitale. Er griff nach ihrer Hand und öffnete sanft ihre Finger, die sie krampfhaft in die Decke gekrallt hatte. „Ich habe nicht nachgedacht.“
Dieses Eingeständnis fiel ihm verdammt schwer. Dass das ausgerechnet ihm passieren musste, Vitale Roccanti, der über die Geduld und Entschlossenheit eines Machiavelli verfügte. Der jeden einzelnen seiner Schritte sorgfältig geplant hatte, seit er dreizehn Jahre alt war.
Zara tat seine Entschuldigung jedoch gut. Ihrer Erfahrung nach gab es nur wenige Männer, die sich so großzügig verhielten, nachdem sie abgewiesen worden waren.
In scheinbar einvernehmlichem Schweigen packten sie die Reste ihres Picknicks zusammen, falteten die Decke und machten sich auf den Rückweg zum Wagen. Von dem Garten ihrer Tante hatte Zara kaum etwas gesehen, aber im Moment besaß er auch nicht die Kraft, ihre Gedanken zu beherrschen. Ihr ganzer Fokus war auf Vitale gerichtet. Fühlte sich so eine Schwärmerei an? Oder war es gar mehr? Wäre er vielleicht ein Mann, in den sie sich verlieben könnte? Ach Gott, woher sollte sie das wissen? Sie hatte doch keinerlei Erfahrung.
Kurz bevor sie in den Wagen stiegen, winkte ein Gärtner, der am Rand des vorderen Rasens arbeitete, grüßend zu Vitale hinüber. Aber natürlich – die Angestellten seines Onkels kannten ihn selbstverständlich! Zara beobachtete, wie er kurz nickte. Sie hatte sein Haar ganz zerzaust. Als er den Kopf zu ihr drehte, traf sie der Blick seiner bernsteinfarbenen Augen. Es war, als gäbe es in diesem Moment keinen anderen Menschen auf der Welt für ihn. Das Gefühl erfüllte sie mit Stolz, auch wenn sie lieber nicht darüber nachdenken
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