Julia Extra Band 362
der Clique herumgezogen, eigentlich langweilte ihn das schon lange. Er brauchte Abwechslung. Und wenn er hier blieb und seiner Kollegin half, würde er die vielleicht bekommen.
Nach drei Tagen hatte Riley sich ganz gut eingearbeitet, wie Stace widerstrebend zugeben musste. Soweit sie wusste, hatte der Playboy sich bisher nicht durch besondere Fähigkeiten ausgezeichnet. Im Morning Glory machte er seine Sache jedoch inzwischen ganz gut. Im Gegensatz zu seinen sechs Vorgängerinnen, die innerhalb der vergangenen zwölf Monate im Lokal ausgeholfen hatten, ließ er sich durch Walters kauziges Verhalten oder Franks gelegentlich schlechte Laune nicht gleich in die Flucht schlagen.
Sein Durchhaltevermögen überraschte Stace. Fast hatte es den Anschein, als brauchte er das Geld wirklich. Dabei entstammte er doch einer sehr wohlhabenden Familie. Irgendwie wurde sie nicht so recht schlau aus ihm.
Eigentlich kann es mir ja auch egal sein, dachte sie. Für einen Mann war in ihrem Leben kein Platz. Trotzdem freute sie sich jeden Tag mehr auf das Wiedersehen mit ihm am nächsten Morgen. Besonders Rileys unwiderstehliches Lächeln hatte es ihr angetan.
Inzwischen arbeiteten sie im Team. Selbst das tägliche Putzen ging ihnen viel schneller von der Hand, wenn sie es gemeinsam erledigten. Jetzt musste noch der Fußboden gewischt werden. Dem sah man an, dass es seit zwei Tagen regnete.
Frank war in der Küche mit den Vorbereitungen für den nächsten Tag beschäftigt. Staces Hilfe dabei hatte der Sturkopf abgelehnt. Seit er die beiden Küchenhilfen aus finanziellen Gründen hatte entlassen müssen, erledigte er die gesamte Küchenarbeit allein. Dabei war er auch nicht mehr der Jüngste und Gesündeste und träumte seit langer Zeit von einer Reise um die Welt. Wenn er sich weiter so abrackerte, würde das wohl ein Traum bleiben.
Er soll seine Weltreise machen, dachte Stace entschlossen. Seit Jahren versuchte sie, genug Geld anzusparen, um Frank seinen Anteil am Lokal abkaufen zu können. Bisher hatte er jedoch alle Kaufangebote von ihr abgelehnt.
Wenn sich doch wenigstens der Umsatz wieder erhöhen ließe, dachte sie verzweifelt. Dann könnten sie wieder eine Küchenhilfe einstellen, um Frank wenigstens etwas zu entlasten. Doch wie sollte sie das kurzfristig bewerkstelligen?
Stace streckte sich und versuchte, die verspannte Nackenmuskulatur zu lockern.
„Müde?“, fragte Riley.
„Ständig.“ Nicht einmal ein Lächeln brachte sie zustande. Ein langer Tag lag hinter ihr, und er war noch nicht vorbei, denn Jeremy kam bald aus der Schule, und Stace musste sich um ihn kümmern. Es war gar nicht so leicht, für einen aufmüpfigen Teenager die Mutter zu spielen.
Frank hatte das Radio aufgedreht. Seine Lieblingsoldies schallten durchs Lokal. Verlegen wurde Stace daran erinnert, wie sie vor einigen Tagen selbstvergessen mitgesungen und – getanzt hatte und dabei von Riley beobachtet worden war. Wie intensiv er sie angeschaut hatte …
„Warum machst du nicht Feierabend? Ich übernehme den Rest hier“, sagte er jetzt.
„Das geht doch nicht.“
Er zog einen Stuhl zurecht und zeigte darauf. „Du solltest dich wirklich ausruhen und dir helfen lassen.“
„Wieso?“
„Weil du müde bist.“ Energisch nahm er ihr das Wischtuch ab.
Erschöpft sank sie auf den Stuhl. „Also gut, aber nur eine Minute lang.“
Vergnügt lächelte er ihr zu. „So lange, bis du dich etwas erholt hast.“ Schnell und geschickt machte er sich daran, die restlichen Tische abzuwischen.
Offensichtlich hat er sich das von mir abgeschaut, dachte Stace anerkennend. Er lernt schnell. Das brachte sie zu der Frage, die sie seit Tagen beschäftigte. „Darf ich dich mal was fragen, Riley?“
„Was denn?“
„Warum bist du hier?“
„Weil ich hier arbeite. Schon vergessen?“
Wieder dieses unwiderstehliche Lächeln. „Nein. Ich will wissen, warum du hier arbeitest statt in der PR-Agentur, wo du bisher warst.“
„Ich bin gefeuert worden. Gewissermaßen.“
„Wie kann man ‚gewissermaßen‘ gefeuert werden?“
„Ich habe für meine Großmutter gearbeitet. Und die meinte, ich müsste mir mal selbst einen Job suchen.“ Er hatte den letzten Tisch abgewischt und warf schwungvoll den Lappen in den Eimer. Dann setzte Riley sich zu ihr. „Von Zeit zu Zeit überkommen sie solche Anwandlungen.“
„Anwandlungen?“
„Ja. Sie versucht, das Beste aus den McKenna-Brüdern herauszuholen.“ Riley lachte amüsiert.
Stace hätte gern mehr
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