Julia Extra Band 362
rennen vor kommendem Mittwoch.“
„Wieso?“ Überrascht sah Stace auf.
„Weil ich heute Morgen gekündigt habe. Bei McKenna Media läuft ein Großprojekt an, bei dem man offenbar nicht auf meine Dienste verzichten kann.“
„Du arbeitest wieder in deinem alten Job?“, fragte Stace ungläubig und enttäuscht zugleich.
„Meine Großmutter meint, ich hätte bewiesen, dass ich mir mein Geld selbst verdienen kann. Sie ist sehr zufrieden mit ihrem kleinen Test.“ Riley beugte sich vor und sah Stace tief in die Augen. „Du wusstest doch, dass ich hier nur als Aushilfe gearbeitet habe. Frank hat meine Kündigung angenommen und mir alles Gute gewünscht. Warum machst du so ein langes Gesicht?“
„Fühlst du dich denn wohl bei McKenna Media?“, fragte sie zurück.
„Wem gefällt sein Job schon.“
„Mir gefällt mein Job hier, Okay, ich muss hart arbeiten und verdiene nicht besonders viel, aber ich freue mich jeden Tag, wenn die Gäste zufrieden sind und bald wiederkommen. Der Traum meines Vaters, das Morning Glory zu führen, ist nun auch mein Traum geworden.“
„Das spürt man, Stace. Und die Gäste hier sind immer sehr, sehr zufrieden. Mit Ausnahme von Walter.“ Lachend schob er die leeren Teller zur Seite und zückte Notizbuch und Kugelschreiber. „So, an die Arbeit! Wie verbreiten wir in ganz Boston, wie fantastisch das Morning Glory ist? Was ist das Besondere?“
„Die Hamburger, die Atmosphäre, der Service.“ Stace rang sich ein Lächeln ab. Es fiel ihr schwer, denn sie hatte die Nachricht von Rileys Kündigung noch nicht verdaut.
„Okay, aber warum hängst du so an diesem Lokal? Weil es dich an deinen Vater erinnert?“
Ja, die Erinnerungen hingen noch in jedem Winkel. „Weißt du eigentlich, warum es Morning Glory heißt?“
„Nein.“ Gespannt wartete Riley auf die Erklärung.
„Mein Vater hat mich so genannt, wenn ich morgens aufgewacht bin. ‚Guten Morgen, himmlischer Sonnenschein‘, hat er immer gesagt. Meine Mutter liebte Blumen, besonders Prunkwinden, die ja im Englischen auch ‚Morning Glory‘ genannt werden. Jedenfalls wollte mein Vater diese positive Stimmung am Morgen auf das Lokal übertragen und hat es in sonnigen Farben dekoriert und mit dem Blau der Winden kombiniert.“ Wehmütig blickte Stace um sich. „Das macht diesen Ort für mich so besonders.“
„Du lebst ja praktisch hier“, sagte Riley leise.
„Ja.“ Sie seufzte. „Ich wünsche mir sehr, das Morning Glory wäre erfolgreicher.“
„Ich glaube, mit wenigen Änderungen könnte das gelingen. Beispielsweise mit WLAN für die Gäste. Die Speisekarte müsste um Gerichte für gesundheitsbewusste Leute erweitert werden. Und, und, und. Bei McKenna Media habe ich viel über Marketing gelernt. Hier ist jedenfalls Mut zu Veränderungen gefragt. Und wenn der Erfolg sich einstellt, kannst du vielleicht auch mal an dich denken.“
Schön wär’s, dachte Stace.
„Ich glaube, du hast schon viel zu viele Opfer für das Lokal gebracht, Stace.“
Sie sah auf. „Was hat das mit der Marketingstrategie zu tun?“
„Nichts. Aber mit dir. Und ich möchte dich besser verstehen lernen.“
Stace stand schnell auf. „Das kannst du dir sparen. Du musst nur …“ Sie verstummte und wandte sich ab.
Riley hielt sie fest, bevor sie weglaufen konnte. „Was muss ich?“
„Tun, was du am besten kannst. Und dann verschwinden.“ Sie riss sich los und ging davon, bevor er noch merkte, wie sehr sie litt.
11. KAPITEL
Das Wetter für die Benefizveranstaltung des Tierheims war perfekt. Nach anfänglichem Murren hatte Jeremy sich richtig ins Zeug gelegt und die Zahl der erforderlichen Poster um das Dreifache übertroffen.
Riley ging ihr aus dem Weg, und Stace hatte jede freie Minute nach Feierabend im Pool verbracht, um sich völlig zu verausgaben. Nur so fand sie Schlaf.
Jeden Abend arbeiteten Riley und Jeremy an den Postern und an einem Geheimprojekt in Mary McKennas Garage.
Noch nie zuvor war Jeremy so Feuer und Flamme für ein Projekt gewesen. Das war Riley zu verdanken, der die Begeisterung bei ihrem Neffen geweckt hatte, der plötzlich selbstbewusst und optimistisch durchs Leben schritt.
Sowie Jeremy im Bett lag, fuhr Riley in die Stadt. Stace tat das weh, obwohl sie es doch gewesen war, die Schluss gemacht hatte. Trotzdem war sie jedes Mal den Tränen nahe, wenn die Haustür hinter Riley ins Schloss fiel.
„Musst du heute Morgen so trödeln, Tante Stace? Und Riley ist auch noch nicht aufgetaucht.“
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