Julia Extra Band 362
den Kopf und legte den Gedanken ad acta. Was geschehen war, ließ sich nicht mehr ändern. Zara Blake bedeutete ihm nichts. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde er sie nie wiedersehen.
Es sei denn, sie ist schwanger, dachte er plötzlich. Himmel, wäre das nicht nach allem eine Art Ironie des Schicksals? Er konnte immer noch nicht fassen, dass er bei ihr dieses Risiko eingegangen war. Seit wann war Sex eine derart überwältigende Erfahrung? Er brüstete sich doch sonst immer mit seiner Selbstbeherrschung! Wie war es nur möglich, dass er sich diesmal von der Leidenschaft derart hatte mitreißen lassen?
Wenn er ehrlich war, so war es ein ganz außergewöhnliches Wochenende gewesen – Zara hatte dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte, ständig widersprochen, und es war nichts nach Plan gelaufen.
Aber warum stellte er jetzt sein Verhalten infrage? Wieso zur Hölle hatte er seine Faust in die Mauer gerammt? Er war ein überaus zielstrebiger Mann, und jetzt, da er sein Ziel erreicht hatte, sollte er feiern! Wahrscheinlich bestand das Problem darin, dass er seinem Opfer zu nahegekommen war. Sie war ihm wahnsinnig verführerisch, ja geradezu unwiderstehlich vorgekommen, und das war nun mal ein schwerer Schock für einen Mann, der seine Willensstärke und Selbstdisziplin für außergewöhnlich hielt.
„Ignorier sie, Darling“, riet Jono, während er Zara dabei half, eine weitere Kiste in den Transporter zu verstauen, den er gemietet hatte, um ihr beim Umzug in ihr neues Apartment zu helfen. Fluffy lugte mit ängstlichen kleinen Augen aus dem Käfig. Das Kaninchen hasste Veränderungen und Reisen aller Art.
Zara hatte eine riesige Sonnenbrille aufgesetzt, die ihr halbes Gesicht verdeckte. Den Reportern gegenüber, die ihr aufdringliche Fragen zuriefen und ihren Auszug aus dem eleganten Stadthaus ihrer Eltern fotografierten, gab sie sich betont gleichgültig. Wenn ich doch nur schon früher ausgezogen wäre und mich unabhängig gemacht hätte, dachte sie reumütig, dann käme ich mir jetzt auch nicht so verloren vor. Andererseits gab es einen Silberstreif am Horizont. Dies war der erste Tag ihres neuen Lebens! Es mochte zwar sein, dass die Blakes ihre aufrührerische Tochter aus dem Haus geworfen und sich von ihr losgesagt hatten, aber jetzt war sie endlich frei und konnte tun, was sie wollte. Sie konnte sich ganz auf Blooming Perfect konzentrieren.
Jono bemerkte Zaras angespanntes Gesicht und drückte kurz ihre Hand, ehe er den Motor startete. „Die Dinge werden sich schnell beruhigen, sobald du erst mal in deinem neuen Apartment wohnst“, tröstete er sie.
„Es könnte ja auch kaum schlimmer kommen“, entgegnete sie. Der blonde PR-Berater mit den blauen Augen war einer der wenigen Freunde, die zu Zara gehalten hatten, als die Bombe vor zehn Tagen geplatzt war.
Nachdem eine Zeitung das Foto von ihr und Vitale abgedruckt hatte, betitelt als „Liebesnest in den toskanischen Hügeln“, hatte Sergios nicht lange gebraucht, sich von ihr zu trennen. Wenn sie sich an den Anruf ihres Ex-Verlobten erinnerte, wurde sie immer noch von Schamgefühlen überflutet. Sein Anruf konnte als Meisterleistung eisiger Zurückhaltung in die Annalen eingehen. Er hatte ihr weder Vorwürfe gemacht, noch hatte er sie beschimpft. Er hatte lediglich darauf hingewiesen, dass sie ganz offensichtlich nicht zusammenpassen würden. Das war’s.
Ganz im Gegensatz zu Sergios’ gemäßigter Reaktion hatte der Zorn ihrer Eltern keine Grenzen gekannt. Monty Blake warf ihr furchtbare Dinge an den Kopf und verlangte, dass sie auf der Stelle sein Haus verließ. Zumindest hatte er sich so weit im Griff, dass er sich mit Verbal-Attacken begnügte und nicht handgreiflich wurde. Das war nicht immer so gewesen.
Zara hatte im Internet nach Informationen zur Geschichte ihres Vaters und dem Vorfall auf der Yacht gesucht. Die wenigen Fakten, die sie dort fand, machten sie nicht schlauer. Ein Erdbeben hatte die riesigen Wellen ausgelöst, die die Yacht mitten in der Nacht zum Sinken gebracht hatte. Offensichtlich war alles ganz schnell gegangen. Ein Mitglied der Crew und ein Passagier namens Loredana, ein italienisches Model, wurden vermisst, vermutlich waren sie ertrunken. Da ihr Vater ohnehin schon auf hundertachtzig war, hatte Zara keinen Sinn darin gesehen, ihn auf ein Ereignis anzusprechen, das ihn vollends ausrasten lassen würde. Nein, dazu war sie zu feige gewesen.
Das Apartment, das sie angemietet hatte, war winzig. Wenn es schon für die
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