Julia Extra Band 363
schon früh auf. Für den Besuch in Luis’ Firma wählte sie ein dunkelblaues Kostüm und eine weiße Bluse, worin sie sehr geschäftsmäßig wirkte. Sie legte ein leichtes Make-up auf und band das Haar im Nacken zusammen. Sie würde die Dinge schon klären – falls sie es schaffte, Haltung zu bewahren und nicht wütend zu werden. Was fiel ihm ein, die Rechnung nicht zu bezahlen?
Kurz vor neun Uhr betrat sie die Eingangshalle des Firmengebäudes.
„Ich habe keinen Termin, aber ich muss Mr Aldivista dringend sprechen“, erklärte sie der Dame an der Rezeption.
„Ich bin froh, dass Sie da sind“, sagte diese erleichtert und bat Stacey, ihr zu folgen. „Luis ist kaum noch zu ertragen, seit er aus Spanien zurück ist.“
„Wir hatten eine wunderbare Reise. Was ist plötzlich los?“
„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich ihn jeden Tag mit Vacation Nannies verbinden musste. Er wollte wohl sichergehen, dass er genügend Aufmerksamkeit erweckt.“
„Das hat er bereits getan, indem er unsere Rechnung nicht bezahlt hat“, gab Stacey trocken zurück. Sie spürte, wie sich Erregung in ihr ausbreitete. Gleich würde sie Luis wiedersehen! Hoffentlich brachte sie es fertig, sich geschäftsmäßig zu benehmen und nicht wie ein liebeskranker Teenager.
In all den schlaflosen Nächten, die sie seit ihrer Rückkehr aus Spanien verbracht hatte, war Luis immer in ihrem Herzen gewesen – ebenso wie die Hoffnung, dass sich ein Weg finden würde, weiterhin Kontakt zu halten. An eine unbezahlte Rechnung hatte sie dabei gewiss nicht gedacht.
Als seine Sekretärin an eine Tür klopfte und sie öffnete, holte Stacey tief Luft.
„Stacey Williams ist hier“, meldete sie dem Mann hinter dem Schreibtisch.
Bei Staceys Eintreten ließ Luis den Stift sinken und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück. Verwundert registrierte er die Gefühle, die das Wiedersehen mit Stacey in seinem Innern auslöste. Es war, als würde seine aus den Fugen geratene Welt plötzlich wieder in normalen Bahnen verlaufen.
Sie sah sehr attraktiv aus in dem dunkelblauen Kostüm, dessen kurzer Rock den Blick auf ihre langen Beine freigab. Ihr langes blondes Haar war streng zurückgebunden, leuchtete jedoch wie Gold, und sie hatte immer noch eine gesunde Sonnenbräune im Gesicht. Mit jeder Faser spürte Luis die Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte.
Es machte ihn glücklich, ihr wieder in die Augen sehen zu können, auch wenn in ihrem Blick Ärger lag. Das Herz schlug ihm heftig in der Brust.
„Meine Geschäftsführerin sagte mir, dass du es ablehnst, unsere Rechnung zu begleichen“, sagte Stacey, nachdem die Sekretärin sich wieder zurückgezogen hatte. „Gibt es dafür einen bestimmten Grund?“
Luis stand auf und kam um seinen Schreibtisch herum. Am liebsten hätte er sie in die Arme gezogen, sie geküsst und ihr gesagt, wie sehr er sie vermisst hatte.
„Es war nur ein Trick, um dich wiederzusehen“, gab er zu. Er lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und betrachtete sie sehnsüchtig. Sie sah fantastisch aus, genau wie in seinen Träumen. Nun, nicht ganz mit dem Kostüm. Denn einige dieser Träume waren höchst erotischer Natur gewesen.
Stacey hob ungläubig die Augenbrauen. „Du hättest mich anrufen und um ein Wiedersehen bitten können.“
„Das wollte ich ja. Aber deine Stephanie sagte mir, dass du nicht in der Stadt seist.“
„War ich auch nicht. Ich hatte einen Auftrag in Mexiko.“
„So schnell? Am Freitag sind wir zurückgekommen, und am Montag warst du schon wieder weg?“
Stacey nickte. „Ich sagte dir doch, dass wir den Sommer über komplett ausgebucht sind. Morgen habe ich schon wieder einen Auftrag.“
„Sag ihn ab.“
„Bist du verrückt?“
„Ich fürchte ja.“
Sie schaute ihn verblüfft an. „Was willst du damit sagen?“
„Dass ich in jeder Minute an dich gedacht habe, seit wir uns am Flughafen getrennt haben. So etwas habe ich noch nie getan. Vielleicht bin ich dabei, den Verstand zu verlieren. Aber es gibt ein Mittel dagegen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Du bist tatsächlich verrückt!“
Die leichte Röte auf ihren Wangen machte ihm Mut. Vielleicht war sie doch nicht so kühl und gelassen, wie sie erscheinen wollte.
„Ich habe dich schrecklich vermisst, Stacey.“
Sie nahm es nickend zur Kenntnis. „Was machen die Zwillinge?“
„Vermissen dich auch.“
„Sie fehlen mir ebenfalls.“
„Und?“ Abwartend schaute er sie an.
„Und du fehlst mir
Weitere Kostenlose Bücher