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Julia Extra Band 363

Julia Extra Band 363

Titel: Julia Extra Band 363 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Mayo , Fiona McArthur , Rebecca Winters
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damit sagen, sie flirtet nicht mit dir?“
    Verlegen betrachtete Gianni die Brotkrumen, die an seinen Fingern hafteten. „Vielleicht.“
    „Aha.“ Louisa nickte. „Weißt du, es gibt da eine Sache, die Emma zu schaffen macht … Aber das sollte sie dir eigentlich selbst erzählen.“
    Ihre Stimme klang traurig, und Gianni horchte auf. Steckte doch mehr hinter Emmas abweisender Haltung?
    Ein eisiger Schauer durchlief ihn. Hoffentlich war es nichts Ernstes. „Geht es Emma nicht gut?“, fragte er vorsichtig.
    Louisa seufzte. „Nun, im Grunde ist es kein Geheimnis. Jedenfalls hat Emma nie eines daraus gemacht. Sie hat ihre Geschichte sogar im Internet veröffentlicht, um anderen Leuten Mut zu machen.“
    Sie legte eine dramatische Pause ein. Gianni biss sich auf die Lippen und zwang sich, ruhig zu bleiben.
    Nach einem weiteren langen Seufzer fuhr Louisa fort: „Man kann es vielleicht so ausdrücken: Emma hat ihren eigenen Tod vor Augen.“
    „Aber warum das? An welcher Krankheit leidet sie?“
    „Chorea Huntington.“
    Ihre Worte trafen Gianni wie ein Schlag in die Magengrube. Huntington? Vor seinem inneren Auge stieg das Bild eines Patienten auf, den er zu Beginn seiner ärztlichen Laufbahn behandelt hatte. Ein junger Mann, gerade Anfang vierzig, dessen Arme und Beine unkontrolliert zu zucken begannen, wenn er versuchte zu laufen.
    Huntington war eines der grausamsten Nervenleiden. Die Betroffenen mussten bei vollem Bewusstsein erleben, wie sie von Tag zu Tag hilfloser und abhängiger wurden, bis sie schließlich an der Krankheit starben.
    Zwar gab es auch mildere Verlaufsformen, und manche Menschen trugen das Gen zeitlebens in sich wie eine tickende Zeitbombe, ohne dass die Krankheit jemals ausbrach. Aber im schlimmsten Fall … Die medizinische Definition der Krankheit kam ihm in den Sinn, und er sprach sie laut aus: „Chorea Huntington, oder auch Huntington-Syndrom, ist eine Erbkrankheit, die zu geistigem und körperlichem Verfall führt und im Allgemeinen tödlich endet.“
    Sein Magen krampfte sich erneut zusammen. „Das heißt, Emma ist Huntington-positiv?“ Louisa hob hilflos die Arme. „Ich glaube schon. Allerdings verstehe ich nicht viel von Genetik, obwohl Ned versucht hat, es mir zu erklären. Du solltest Emma selbst fragen.“
    Auf jeden Fall. Allerdings war das keine Frage, die man eben so im Vorbeigehen stellte. Dio. Ausgerechnet Emma, dieses wunderbare Geschöpf. Ein weiterer Gedanke schoss ihm durch den Kopf. „Und ihre Tochter? Was ist mit Grace?“
    „Ach, um die Kleine macht sie sich die meisten Sorgen.“
    Kein Wunder. Er musste unbedingt mehr über Emmas Krankheit herausfinden. „Ich bin gleich zurück.“
    Louisa nickte verständnisvoll. „Das Essen ist in einer halben Stunde fertig.“
    In seinem Zimmer angekommen, fuhr Gianni sofort seinen Laptop hoch.
    Nachdem er auf einigen medizinischen Webseiten die Verlaufsformen und Statistiken für Chorea Huntington recherchiert hatte, gab er Emmas Namen in die Suchmaschine ein.
    Schnell fand er die Webseite, von der Louisa gesprochen hatte. Sie richtete sich an Huntington-Patienten und deren Angehörige in Queensland.
    Auf der Startseite war Emmas Bild zu sehen. Ihr ernstes, tapferes Lächeln zog ihm das Herz zusammen. Auf den Folgeseiten hatte sie ihre Familiengeschichte aufgeschrieben.
    Gianni las, wie die Erkrankung bei ihrer Mutter schleichend und zunächst unbemerkt vorangeschritten war. Es hatte mit leichten Koordinationsschwierigkeiten und Stimmungsschwankungen begonnen, bis es ihr zunehmend schwerer gefallen war, den Alltag aus eigener Kraft zu bewältigen – körperlich wie geistig. Die Diagnose Huntington hatte die Familie vollkommen unvorbereitet getroffen. Zehntausend Betroffene gab es in Australien. Dreihundertfünfzig davon lebten in Queensland. War Emma eine von ihnen?
    Er suchte nach einer Passage, in der sie von ihren eigenen Testergebnissen berichtete, fand aber keine. Bestimmt hatte sie sich testen lassen. Wie konnte man sonst in ständiger Ungewissheit leben?
    Er las weiter. Emmas Brüder waren beide Huntington-positiv. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig. Fünfzig Prozent Hoffnung gegen fünfzig Prozent Verzweiflung. Gianni rieb sich den Nacken und stand auf. Für heute hatte er genug erfahren.
    Auch am folgenden Tag hatte Emma Dienst in der Ambulanz, da bei keiner der Schwangeren, die sie betreute, die Wehen eingesetzt hatten. Obwohl sie Gianni so nach Möglichkeit auswich, spürte sie, dass er sie

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