Julia Extra Band 363
sich anstecken.“
„Patrick“, ergänzte Emma.
„Bitten Sie Patrick, überschüssiges Wasser aus Ihren Blumentöpfen zu entfernen. Sonst bieten Sie den Mücken eine perfekte Brutstätte.“
Wenn sie nicht längst gebrütet haben. Emma nahm sich vor, ihre eigenen Pflanztöpfe gründlich zu überprüfen.
Christine nickte. Dann verfrachteten sie Seamus mit vereinten Kräften in ihr Auto.
Emma stöhnte leise, als sie und Gianni dem davonfahrenden Wagen hinterherschauten. „So ähnlich hat es letztes Mal auch angefangen. Einer der Lehrer hatte das Virus aus Indonesien eingeschleppt, und die heimischen Insekten taten ihr Übriges. Glaubst du, Christine wird allein zurechtkommen?“
Gianni zuckte die Achseln. „Es ist ihr gutes Recht, sich um ihren Ehemann zu kümmern. Wenn sie es nicht schafft, sind wir für sie da oder die Klinik in Brisbane. Abgesehen davon scheint euer soziales Netzwerk ja perfekt zu funktionieren.“
„Das stimmt.“ Emma begann das Bett abzuziehen. „Meine Kolleginnen Montana und Tammy können bestimmt für ein paar Tage Christines Schichten übernehmen.“
Gianni half ihr dabei, ein neues Laken über die Matratze zu ziehen. „Ich muss sagen, ich habe noch nie ein so enges und freundschaftliches Verhältnis unter Kollegen erlebt wie hier in Lyrebird Lake.“
„Ja, das ist wirklich etwas Besonderes. Die meisten meiner Kollegen kannte ich schon, bevor Grace geboren wurde.“
„Und wird Grace eines Tages ebenfalls in dieser Klinik arbeiten?“
Emma nickte langsam. Sie konnte nur hoffen, dass sie diesen Tag noch bei klarem Verstand erleben würde. „Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“, sagte sie ablenkend. „Wir sollten eine kleine Pause machen und etwas essen.“
Gianni sah sich auf der Station um und war überrascht, dass niemand außer ihnen beiden zu sehen war. „Du hast schon alle Patienten entlassen? Gute Arbeit!“
Sein Lob zauberte eine leichte Röte auf ihr Gesicht. „Du hattest ja alles in den Patientenakten vorbereitet. Wir sind ein gutes Team.“
Für einen Moment waren beide still, während ihre Worte in der Luft hingen. „Wir alle hier sind ein gutes Team“, ergänzte Emma schnell und wandte sich ab. „Hast du etwas zu essen dabei, oder willst du schnell in die Cafeteria gehen? Ich halte solange die Stellung.“
„Louisa hat mir etwas mitgegeben. Als wäre ich ihr bambino . Sie achtet auch darauf, dass ich genügend Obst esse.“ Sein Grinsen verriet den kleinen Jungen, der er einmal gewesen war.
„Du Glückspilz.“
Gemeinsam betraten sie den angrenzenden Pausenraum und ließen sich erschöpft auf zwei Stühle fallen.
Er war ihr schon wieder viel zu nahe. Emma rutschte unwillkürlich auf die äußerste Kante ihres Stuhls, um möglichst viel Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Dieser Raum war einfach viel zu eng für sie beide.
Gianni öffnete sein Lunchpaket und biss genussvoll in ein belegtes Brötchen. Emma warf nur einen kurzen Blick auf ihren Salat und schloss den Deckel der Plastikdose wieder. Die Situation überforderte sie. Wie um Himmels willen sollte sie sich einigermaßen natürlich gegenüber einem Mann verhalten, den sie trotz einer gemeinsam verbrachten Nacht kaum kannte? Was sollte sie zu ihm sagen, wo sollte sie hinschauen? Während sie ständig daran denken musste, wie sie gegenseitig die intimsten Stellen ihrer Körper erkundet hatten …
Mit gesenkten Augenlidern sah sie zu ihm herüber, und er fing ihren Blick auf. Er verzog die Mundwinkel zu einem Schmunzeln. Emmas Gesicht glühte.
„Offen gestanden, die Situation ist mir etwas peinlich.“
„Sì.“ Sein Blick war sanft. „Mir auch ein bisschen. Aber das ist durchaus reizvoll.“
Emma verdrehte die Augen. „Großartig. Du findest es reizvoll, während ich am liebsten im Boden versinken möchte.“
„Ich bereue nichts.“ Ehe sie sich versah, hatte er ihre Hand ergriffen und hielt sie fest. Schon diese kleine Geste reichte aus, damit Emma sich besser fühlte. Geborgen. Ein Gefühl, das sie lange Zeit vermisst hatte.
„Du solltest dich nicht schämen. Du hast einem einsamen verbitterten Mann neuen Lebensmut geschenkt. Das ist etwas sehr Wertvolles, und darauf solltest du stolz sein.“ Er sah ihr tief in die Augen. „Du wolltest nicht, dass ich dich anrufe. Daran habe ich mich gehalten. Aber ich habe jeden Tag an dich gedacht. Und ich war dankbar für die Chance, dich wiederzusehen.“
Emma starrte auf ihre ineinander verschlungenen Hände. Als ihr die Bedeutung seiner
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