Julia Extra Band 363
allein lassen?“
Emma stöhnte innerlich auf. Offenbar war es ihr nicht gelungen, ihre Gefühle vor ihm zu verbergen. „Gianni …“ Sie stockte. „Es tut mir wirklich leid. Es liegt nicht an dir.“ Wie sollte sie es ihm beibringen? „Das heißt … es liegt schon an dir, aber es ist nicht deine Schuld.“
Irritiert hob er die Augenbrauen und breitete in einer Geste der Frustration die Arme aus. „Zweifellos muss es meine Schuld sein.“
Mittlerweile hatten sie die Straße erreicht. Gianni hätte diese nur überqueren müssen, um zu Neds Haus zu gelangen. Stattdessen blieb er stehen und schaute Emma mit ratloser Miene an.
„Es muss doch meine Schuld sein. Du bist damals von Graces Vater enttäuscht worden, stimmt’s? Aber können wir nicht wenigstens Freunde sein?“
Beinahe hätte Emma laut aufgelacht. Ausgerechnet Tommy, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Sie waren zum Zeitpunkt ihrer Trennung selbst noch halbe Kinder gewesen. Gianni ahnte ja nicht, was der wahre Grund für ihre abweisende Haltung war.
Aber Freundschaft? Wie sollte das funktionieren? Sie sah ihm fest in die Augen. „Ist es wirklich Freundschaft, was du von mir willst?“
Giannis Blick verdüsterte sich. Einen Moment lang war nichts zu hören außer dem Zwitschern der Vögel und dem Rauschen der Bäume. Die Spannung zwischen ihnen wurde unerträglich.
Dann senkte er den Kopf. „Nein. Es geht mir nicht nur um Freundschaft.“
„Das dachte ich mir.“
Gianni streckte eine Hand nach ihr aus, und Emma wich instinktiv zurück. Sie durfte auf keinen Fall zulassen, dass er sie berührte, sonst wäre es auf der Stelle um sie geschehen. Er ließ die Hand sinken und verzog das Gesicht. „Unsere Nacht muss dir doch auch etwas bedeutet haben. Oder willst du behaupten, dass dich unser Wiedersehen völlig kalt lässt?“
Ganz im Gegenteil. Sie betrachtete sein dichtes Haar, seine makellosen Züge, seine starken, aufrechten Schultern. Am liebsten wäre sie ihm auf der Stelle um den Hals gefallen.
Stattdessen holte sie tief Luft. „Natürlich nicht, Gianni. Ich will nicht bestreiten, dass eine gewisse Anziehungskraft zwischen uns besteht. Aber ich bin nun mal keine Frau für eine Nacht. Das mit uns war eine Ausnahme. Und ich habe auch kein Interesse an einer dauerhaften Beziehung. Wie also sollte das zwischen uns funktionieren?“
Gianni schwieg eine Weile. Dann blickte er sie mit einem schelmischen Augenaufschlag an, der ihr Herz erneut aus dem Takt brachte.
„Wie wäre es, wenn wir uns einfach in den kommenden vier Wochen eine schöne Zeit machen und dann weitersehen?“ Seine Worte ließen Emmas Fantasie erneut Purzelbäume schlagen. Abermals sah sie sich in Giannis Armen liegen, geborgen und sicher vor all ihren Sorgen und Ängsten.
Was war bloß los mit ihr? In den vergangenen Jahren war sie gut ohne körperliche Nähe und Sex ausgekommen – und nun dachte sie in jeder freien Minute daran.
Vehement schüttelte sie den Kopf. „Das halte ich für keine gute Idee. Trotzdem vielen Dank für das Angebot. Jetzt entschuldige mich bitte. Ich muss mich um Grace kümmern und habe noch einiges zu tun.“ Sie konnte nicht glauben, dass sie hier stand und dieses absurde Gespräch führte.
Er trat einen Schritt näher, sodass sich ihre Körper fast berührten. Emma lief unwillkürlich ein neuer Schauer über den Rücken.
„Keine Verpflichtungen“, sagte er leise. „Wir würden uns einfach gegenseitig etwas Gutes tun und unser Leben weiterleben. Schließlich habe ich auch viel zu tun.“
Mit einem Mal kamen Emma die Tränen. Dieses Spiel ging ihr zu weit. Entschlossen warf sie den Kopf in den Nacken und sah Gianni durchdringend an. „Lass es gut sein, Gianni.“
„ Sì. Jedenfalls für heute.“ Giannis Stimme war nur noch ein Flüstern. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Wange. „Gute Nacht, Emma. Schlaf gut.“
„Schön wär’s“, murmelte sie, als sie den Weg nach Hause einschlug. Alleine.
5. KAPITEL
„Erzähl mir etwas über Emma Rose“, bat Gianni Louisa beiläufig, als er ihr beim Panieren der Lammfilets für das Abendessen half.
„Was soll ich denn erzählen?“ Louisa blickte auf und zwinkerte ihm vergnügt zu. Es bereitete ihr sichtlich Vergnügen, wieder einen Mann im Haus zu haben, den sie verwöhnen konnte.
Gianni zuckte die Schultern. „Sie redet ja nicht mit mir.“
„Das sieht Emma aber gar nicht ähnlich.“ Louisa unterbrach ihre Tätigkeit für einen Moment. „Oder willst du
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