Julia Extra Band 363
dürfen. Sie war an einem Aneurysma gestorben, bevor sie Pablo zur Welt brachte.
Stacey amüsierte sich über Juan, der neben ihr saß und ihr die Ohren vollplapperte. Hin und wieder schaute sie zu Luis und Pablo hinüber. Der andere Zwilling war entschieden ruhiger. Voller Eifer beschäftigte er sich mit seinem Malbuch.
Sie ließ ihre Blicke zu seinem Vater wandern. Luis hatte seinen Laptop aufgeklappt und studierte angestrengt den Bildschirm. Sein Haar war leicht zerzaust, als hätte er es gerade geistesabwesend mit beiden Händen verstrubbelt.
Warum fielen ihr solche Dinge überhaupt auf? Ihre Aufgabe war es, die Kinder zu beaufsichtigen, nicht deren Vater zu beobachten!
Stacey musste jedoch zugeben, dass Luis Aldivista sie interessierte. Als sie von dem Vorstellungsgespräch bei ihm zurückgekommen war, hatte sie seine Klientenakte besonders sorgfältig studiert. Er war verwitwet und Inhaber einer erfolgreichen Software-Firma. Die restlichen Informationen über ihn hatte sie sich aus dem Internet geholt. Dort hatte sie auch den Artikel gefunden, den Stephanie erwähnt hatte und in dem er als einer der begehrtesten Junggesellen New Yorks gelistet war. Kinder waren dort jedoch nicht erwähnt.
Luis konnte sich glücklich schätzen, die Zwillinge zu haben. Stacey hoffte, dass die beiden sich später immer gern an diese Reise und ihre spanischen Verwandten erinnern würden. Sie selbst besaß nur vage Erinnerungen an ihre Eltern. Stacey war sechs gewesen, Savannah vier, als sie zu ihrer Großmutter kamen. Grams war damals bereits in den Sechzigern und von Arthritis geplagt. Sie hatten nicht viel besessen und waren auch kaum aus dem Haus gekommen – Urlaubsreisen hatte es nie gegeben. Mit achtzehn war Stacey dann ausgezogen, um sich eine bessere Zukunft zu erarbeiten.
Sie streckte die Beine aus und machte es sich bequem. Hatte sie nicht wieder großes Glück gehabt, dass sie die nächsten drei Wochen in einer spanischen Villa am Meer verbringen durfte? Sie war in Palmerville in West Virginia aufgewachsen und hatte immer vom Meer geträumt. Ihre liebsten Aufträge waren jene, die sie an irgendwelche Strände führten.
Nach einer Weile wurde das Essen serviert. Stacey half Juan, sein Fleisch zu schneiden. Als sie Luis nach Beendigung der Mahlzeit fragte, ob die Jungen nun ihre Plätze tauschen sollten, protestierte Juan sofort. Er wollte nicht bei seinem Vater, sondern bei Stacey sitzen.
Da die Sitze ziemlich breit waren, schlug sie vor, dass die Zwillinge einen teilten, was mit Begeisterung angenommen wurde. Bald waren sie zu dritt damit beschäftigt, ein Puzzle zusammenzusetzen, das Stacey mitgebracht hatte.
Zwischendurch warf sie einen Blick auf ihren neuen Arbeitgeber, für den es nichts anderes zu geben schien als seine Arbeit. Aus Erfahrung wusste sie, dass viele Geschäftsmänner keinen Familiensinn hatten. Sie wollten zwar Kinder, doch hauptsächlich des Ansehens wegen und um Erben für das Familienvermögen zu haben.
So krank ihre Großmutter auch gewesen war, sie hatte für Stacey und ihre Schwester alles getan, was in ihrer Möglichkeit stand. Sie hatte ihnen vorgelesen, hatte sie in die Haushaltsführung eingewiesen und ihnen beigebracht zu kochen und Kleidungsstücke auszubessern. Dabei hatte sie Familiengeschichten von Verwandten erzählt, die schon lange verstorben waren. Für Stacey und ihre Schwester waren diese Erinnerungen sehr wichtig und wertvoll gewesen.
Staceys Gedanken wanderten zu Luis Aldivista. Er hatte erwähnt, dass er als Kind viele Sommer in Spanien verbracht hatte. Zusammen mit seinen Eltern? Oder war er von ihnen abgeschoben worden, weil sie Pläne hatten, bei denen er nur störte?
Vermutlich würde sie es nie erfahren.
Draußen war es bereits dunkel geworden. Am frühen Morgen würden sie in Madrid landen. Besser, wenn die Jungen jetzt ein paar Stunden schliefen. Das Interesse an ihrem Puzzle hatten sie ohnehin verloren. Stacey klappte die Rückenlehne zurück, breitete eine Decke über die Kleinen und gab jedem von ihnen ein Kissen. Innerhalb weniger Augenblicke waren sie eingeschlafen.
Für eine Weile versank Stacey in ihren Gedanken, dann schaute sie wieder zu Luis Aldivista hinüber. Da er immer noch in seine Arbeit vertieft war, konnte sie ihn unbemerkt beobachten. Er sah noch viel besser aus als auf den Fotos, die sie im Internet gesehen hatte.
„Mr Aldivista“, sagte sie leise.
Er wandte den Kopf. „Ja?“
„Ich denke, es wäre ganz gut, wenn wir darüber
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