Julia Extra Band 363
Seminare in der renommierten Miss Pritchard’s School for Nannies absolviert hatte. Außerdem war sie um einiges älter, als sie aussah. Die Reise war ohnehin eine so kurzfristige Entscheidung gewesen, dass Luis Aldivista kaum eine andere Wahl gehabt hatte.
„Schluss mit diesem Benehmen!“, schimpfte er mit den Zwillingen. Er warf einen Blick auf Stacey. „Ich hoffe, dass diese Reise kein Fehler war. Wir sitzen noch nicht einmal im Flugzeug, und schon machen die Kinder Probleme.“
Stacey spürte die Anspannung, die in der Luft lag. „Dann lassen Sie mich die Dinge in die Hand nehmen“, sagte sie betont forsch. „Dafür haben Sie mich schließlich engagiert.“ Sie wandte sich an die Zwillinge. „Sagt mir bitte noch mal eure Namen“, bat sie.
„Juan“, erwiderte der Junge zu ihrer Linken. Dann deutete er auf seinen Bruder. „Das ist Pablo.“
„Bestimmt freut ihr euch schon auf den Flug, oder?“
„Ich will gar nicht fliegen.“
„Und ich will nicht, dass du mitkommst“, sagte Pablo und zog einen Flunsch. „Hannah soll kommen.“ Vorwurfsvoll schaute er auf seinen Vater.
„Hannah kann nicht mitkommen, das habe ich euch doch schon hundert Mal erklärt.“ Luis’ Stimme klang ungeduldig. „Und nun lasst uns gehen.“ Er gab dem Gepäckträger ein Zeichen und ging voran zum Check-in-Schalter der First Class. Wenige Augenblicke später waren alle Gepäckstücke bis auf Luis’ Laptop und Staceys Reisetasche von dem Förderband wegtransportiert worden.
Bisher hatte Stacey kaum Gelegenheit gehabt, mit den Jungen zu plaudern. Sie wollte sich in der Zeit, in der sie auf den Abflug warteten, mit ihnen beschäftigen, damit sie sich gegenseitig besser kennenlernten. Bei ihrem Vorstellungsgespräch war das reguläre Kindermädchen der beiden, Hannah, dabei gewesen. In ihrer Gegenwart hatten die Zwillinge sich einigermaßen anständig benommen. Aber nun waren sie zwei aufsässige Jungen, die den Veränderungen, die auf sie zukamen, unsicher entgegensahen.
Vacation Nannies war Staceys Idee gewesen. Sie und ihre Schwester hatten die kleine Agentur vor fünf Jahren gegründet. Das Konzept sah vor, qualifizierte Kindermädchen an Familien zu vermitteln, die eine zeitlich begrenzte Betreuung für ihre Kinder benötigten, in der Regel auf Urlaubsreisen. Savannah war damals noch aufs College gegangen und hatte zusätzlich einige Kurse absolviert, die für eine Firmengründung nützlich waren.
Schon ein Jahr später hatte sich die Agentur als wahre Goldgrube erwiesen. Stacey und ihre Schwester hatten weitere Kindermädchen in ihre Kartei aufgenommen und waren in ein größeres Büro umgezogen. Heute beschäftigten sie ein Dutzend Kindermädchen und außerdem eine Bürokraft, die sich um organisatorische Dinge kümmerte. Die Agentur besaß einen ausgezeichneten Ruf. Täglich kamen mehr Anfragen, als sie bewältigen konnten.
Stacey musterte die Zwillinge. Die beiden waren keine niedlichen Kleinen wie die Kinder, die sie zuletzt betreut hatte. Sie maulten und zankten und zerrten an der Hand ihres Vaters, als wollten sie sich losreißen und davonrennen.
„Ich muss dringend mit meiner Firma telefonieren“, wandte Luis sich an Stacey. „Kümmern Sie sich bitte um die Kinder. Wir treffen uns dann am Gate.“
Stacey fühlte sich ein wenig überrumpelt, nickte jedoch und nahm die Zwillinge an der Hand. Dabei hatte sie die albtraumhafte Vorstellung, dass die beiden in verschiedenen Richtungen davonliefen und sie verzweifelt versuchte, sie zu finden.
„Ich will nicht mit dir gehen!“, sagte Juan eigensinnig. Oder war es Pablo? Nein, es war Juan. Stacey musste sich etwas einfallen lassen, um sie auseinanderzuhalten.
„Euer Papa kommt gleich nach. Und wir suchen inzwischen den richtigen Flugsteig.“
„Ich will nicht nach Spanien fliegen“, murrte Pablo.
„Bist du schon mal dort gewesen?“, fragte Stacey.
Der Kleine schüttelte den Kopf. „Hannah soll kommen.“
„Hannah fährt selbst in die Ferien“, erklärte Stacey. Das Kindermädchen der Zwillinge hatte es abgelehnt, sie nach Spanien zu begleiten. Angeblich hatte sie Angst vor dem Fliegen. Im Stillen fragte Stacey sich jedoch, ob sie nicht einfach ein paar Wochen Erholung von den beiden gebraucht hatte.
„Ich will mit Hannah in die Ferien fahren“, sagte Juan trotzig.
„Ihr fliegt nach Spanien, um eure Urgroßmutter zu besuchen und ihren Geburtstag zu feiern, Hannah besucht ihre eigene Familie“, erklärte Stacey. „Und ich komme mit und
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