Julia Extra Band 364 (German Edition)
schauten rund um die Uhr nach den drei Kleinen. Bee brachte in Erfahrung, wie der normale Tagesablauf der Kinder aussah, und dann hockte sie sich auf den Boden des Spielzimmers, um mit Eleni zu spielen. Wenn sie nah bei ihr war und Blickkontakt herstellte, zeigte das kleine Mädchen mehr Reaktion, aber es war schwierig, ihre Aufmerksamkeit dauerhaft zu fesseln. Als ein Windstoß die Tür erfasste und sie mit lautem Knall zustieß, zuckte Bee erschrocken zusammen, stellte aber zu ihrer Überraschung fest, dass Eleni überhaupt nicht reagierte.
„Ist ihr Gehör untersucht worden?“, erkundigte sich Bee mit einem Stirnrunzeln.
Die frisch eingestellte Nanny wusste es nicht. Daraufhin rief Bee die Arztpraxis an und erfuhr, dass Eleni eine standardmäßige Höruntersuchung vor ein paar Monaten verpasst hatte. Bee vereinbarte einen neuen Termin. Als sie ins Spielzimmer zurückkehrte, begrüßte Milo, der ein absolut liebenswertes Kind war, sie wie eine alte Freundin. Sie las dem kleinen Jungen gerade ein Bilderbuch vor, als Paris im Türrahmen des Spielzimmers auftauchte und ihr einen finsteren Blick zuwarf.
„Guckst du jetzt nach uns?“, fragte der Junge dünn.
„Zum Teil. Ihr werdet nicht mehr so viele Nannys brauchen, weil ich von jetzt an hier lebe. Sergios und ich werden in einigen Wochen heiraten“, erklärte Bee und bemühte sich dabei um mehr Ruhe, als sie tatsächlich spürte.
Paris schenkte ihr einen verächtlichen Blick und ging in sein eigenes Zimmer hinüber, wobei er die Tür sorgsam schloss und damit seinem Wunsch nach Ungestörtheit deutlich Ausdruck verlieh. Bee beschloss, seinen Wunsch zu respektieren, solange sie noch nicht mit seinen Lehrern gesprochen hatte. Dennoch seufzte sie. Sie war eine Fremde. Was konnte sie da erwarten? Eine Verbindung zu Kindern aufzubauen, die erst vor wenigen Monaten ihre Eltern, ihr Zuhause und alles, was sie kannten, verloren hatten, brauchte Zeit und eine Menge Vertrauen.
Achtundvierzig Stunden später kehrte Sergios zum ersten Mal in ein Haus zurück, das von einer Frau bewohnt wurde. Ach was, Beatriz zählt gar nicht, redete er sich sofort ein. Sie war für die Kids da, nicht für ihn persönlich, und sie würde es schnell lernen, seine Privatsphäre zu respektieren. Trotzdem war er überrascht, als seine Haushälterin ihm mitteilte, dass Beatriz ausgegangen war. Er war noch weniger erfreut, als er sie auf dem Handy anrief und sie zugab, dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war.
„Ich hatte Sie noch nicht so früh zurückerwartet … Ich habe meine Mutter besucht“, verteidigte sie sich.
Als Bee schließlich ankam, war sie erhitzt und atemlos, weil sie so schnell von der Bushaltestelle hergelaufen war. Außerdem ärgerte sie sich über den vorwurfsvollen Ton, den Sergios ihr gegenüber am Telefon angeschlagen hatte. Besaß sie etwa kein Recht, auszugehen? Sollte sie ihn gar erst um Erlaubnis fragen? Wollte er jeden Bereich ihres Lebens kontrollieren? Das schwere kastanienbraune Haar hing ihr unordentlich ins Gesicht, als sie das große Foyer betrat.
Sergios kam ihr schon entgegen. Bei seinem Anblick stockte ihr mal wieder der Atem. Er sah wie ein dunkler Racheengel aus – harte, markante Gesichtszüge, ein dunkler Bartschatten und purer, männlicher Sexappeal.
Sergios unterzog seine aufgelöst wirkende Braut einer genauen Musterung. Zerzauste Haare, schlecht sitzende Jeans – ihr Aufzug war mal wieder indiskutabel. Er konnte es kaum abwarten, dass sie endlich professionell gestylt wurde. „Ich habe Anweisungen gegeben, dass Sie einen Wagen und Fahrer benutzen sollen, wenn Sie ausgehen“, erinnerte er sie tonlos.
Bee zog eine Grimasse. „Ein bisschen viel verlangt von einer Frau, die es gewohnt ist, mit Bus und Bahn zu fahren.“
„Diese Frau sind Sie nicht mehr. Sie werden bald meine Ehefrau sein“, versetzte er knapp. „Und insofern erwarte ich, dass Sie sich entsprechend verhalten. Ich bin ein reicher Mann. Sie könnten das Ziel eines Räubers oder sogar eines Kidnappers werden. Persönliche Sicherheit ist ab jetzt ein integraler Bestandteil Ihres Lebens.“
Der Hinweis auf eine mögliche Entführung hielt sie davon ab, ihm die wütenden Worte entgegenzuschleudern, die ihr auf der Zunge lagen. Bee nickte widerwillig. „Ich werde es mir für die Zukunft merken.“
Sergios nickte zufrieden und öffnete die Tür hinter sich. „Gut. Ich denke, wir sollten allmählich zum Du übergehen. Bitte komm rein, ich möchte mit dir
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