Julia Extra Band 364 (German Edition)
Frauen sichtlich beeindruckt von ihrer luxuriösen Umgebung.
Normalerweise hätte Bee sich genauso gefreut, doch ihr gingen andere Dinge durch den Kopf. Sie hatte schlecht geschlafen und beim Frühstück eine oscarreife Vorstellung hingelegt, um gute Laune zu verbreiten und die nervöse Anspannung der Jungen zu besänftigen. Immerhin mussten Paris und Milo schon wieder eine drastische Veränderung in ihrem kurzen Leben verkraften. Sie kehrten zwar nicht nach Athen zurück, aber in ihr Geburtsland, und Sergios’ Zuhause auf der Insel Orestos müsste ihnen von vorherigen Besuchen mit ihren Eltern bekannt vorkommen.
Nachdem sie sichergestellt hatte, dass alle es gemütlich hatten, kehrte Bee in den Salon zurück, nahm Platz und blätterte durch ein Magazin, das sie kein bisschen interessierte. Sie trug ein grünes Seidentop mit passender Strickweste und eine weiße Leinenhose. Das Outfit war elegant und bequem zugleich. Ihre Hand begann leicht zu zittern, als sie draußen Stimmen hörte. Ein Teil von ihr konnte es nicht erwarten, Sergios zu sehen, während der andere Teil wünschte, sie müsste ihm nie wieder begegnen.
„Guten Morgen, Beatriz“, grüßte Sergios, der so umwerfend wie eh und je aussah. Seine Persönlichkeit erwies sich allerdings als zusehends komplexer.
Bee stockte der Atem. Sie wich seinem Blick aus, nickte kurz und murmelte eine kaum hörbare Begrüßung. Warum, zum Teufel, war sie verlegen? Ihre Überempfindlichkeit ärgerte sie maßlos, weshalb sie entschlossen aufschaute und seinem Blick begegnete. In seinen goldenen Augen lagen Energie und Wachsamkeit. Er wartete darauf, dass sie etwas sagte oder tat, was sie nicht tun sollte, dass sie in irgendeiner Weise unangemessen auf sein Fortbleiben in der vergangenen Nacht reagierte. Doch Bee war nicht gewillt, ihm diese Befriedigung zu schenken, und so richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Zeitschrift in ihren Händen.
Und dort blieb sie … während des kompletten Starts, des Lunchs und des Rests des Flugs, abgesehen von einer Stippvisite bei den Kindern.
Sergios warf wiederholt Blicke auf ihr gesenktes Profil. Sie hatte nicht ein unbeherrschtes Wort gesagt, nicht eines. Er verstand selbst nicht, warum ihn das nicht freute, sondern ihr Desinteresse ihn geradezu ärgerte. Es behagte ihm ganz und gar nicht, von einer Frau ignoriert zu werden. Das war etwas, das er nicht gewohnt war.
Also griff er in seine Jacketttasche und zog eine kleine Schachtel hervor. „Für dich“, murmelte er beiläufig und warf die Box achtlos auf den Tisch zwischen ihnen.
Bee biss die Zähne zusammen. Mit spitzen Fingern hob sie die Schachtel an, ganz so, als hätte sie Angst, sich irgendwie zu beschmutzen, öffnete den Deckel, starrte auf den wunderschönen Solitär, schloss den Deckel wieder und legte die Schachtel beiseite. „Danke“, sagte sie hölzern, ohne eine Spur von Dankbarkeit in der Stimme.
Sergios war zu clever, um nicht zu begreifen, dass diese mangelnde Aufmerksamkeit eine Art Herausforderung und Bestrafung war. Dass seine frisch angetraute Braut unbekannte Charakterzüge zeigte, beunruhigte, ja frustrierte ihn. Warum machten Frauen so etwas? Wieso gaben sie sich zu Beginn ganz geradlinig und direkt, und später dann so kompliziert und unberechenbar?
„Willst du ihn nicht anziehen?“, fragte er rundheraus.
Bee öffnete erneut das Kästchen, nahm den Ring heraus und streifte ihn achtlos über den Mittelfinger ihrer rechten Hand, dann blätterte sie wieder die Zeitschrift durch. Sie war so wütend auf ihn, dass sie es nicht wagte, mit ihm zu reden oder ihn anzuschauen. Wenn sie ihn anblickte, würde sie ihn in zerwühlten Bettlaken vor sich sehen mit einer schönen, verführerischen Geliebten, an die sie selbst niemals heranreichen konnte.
Sergios verspürte im ersten Moment pure Ungläubigkeit, denn keine Frau hatte ein Geschenk von ihm je so unhöflich entgegengenommen. Dann setzte dunkler Zorn ein. Er erkannte das trotzige Funkeln in ihren grünen Augen, als sie ihm kurz einen Blick zuwarf und dann sofort wieder den Kopf senkte. Schimmerndes kastanienbraunes Haar fiel auf die makellose Haut ihrer Wange. Sie presste die sinnlichen, vollen Lippen zusammen. Und mit einem Schlag wurde er hart. Das Verlangen war so groß, dass er einen Fluch unterdrückte und sich stattdessen vorstellte, was sie mit diesen verführerischen Lippen anstellen könnte, wenn er sie nur in die richtige Stimmung versetzte – und Sergios hatte noch nie an seiner
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