Julia Extra Band 364 (German Edition)
überprüfte.
„Zara war eine solche Närrin“, bemerkte Bees Stiefmutter Ingrid bitter. „Sie hätte heute an deiner Stelle stehen können.“
Sergios blickte Ingrid kühl an, während er einen Arm um Bees steife Schultern legte. „Vergleiche verbieten sich von selbst. Beatriz ist … etwas ganz Besonderes“, erklärte er rau.
Das unerwartete Kompliment ließ Bee erröten. Als ihre Stiefmutter sich entfernte, murmelte sie: „Ingrid hat eine scharfe Zunge, aber ich hätte das allein geschafft.“
„Ich werde nie schweigend dabeistehen, wenn meine Frau beleidigt wird“, versetzte Sergios. „Nur die Dümmsten riskieren meinen Zorn.“
„Ingrid ist eine Giftspritze, aber sie ist auch die Frau meines Vaters und damit ein Familienmitglied“, erinnerte Bee ihn sanft.
Als er ihren besorgten Blick sah, lachte er laut. „Du kannst nicht jeden vor mir schützen.“
Ausgerechnet sein lebhaftes Lachen, das so voller Energie war, ließ sie frösteln, denn es erinnerte sie daran, über wie viel Macht und Einfluss er verfügte und wie selbstverständlich er das hinnahm.
„Ich dachte, dein Großvater wollte heute kommen“, wechselte Bee das Thema.
„Er hat eine Bronchitis, weshalb der Arzt ihm empfohlen hat, zuhause zu bleiben. Du wirst ihn morgen kennenlernen, wenn wir in Griechenland ankommen. Ich wollte nicht, dass er das Risiko eingeht, zu reisen.“
Es war keine besonders große Hochzeit: Sergios legte Wert darauf, sein Privatleben aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Obwohl nur etwa fünfzig Gäste auf Sergios’ Liste standen, so war doch jeder eine wichtige Persönlichkeit in der Geschäftswelt. Er schien nur wenige direkte Verwandte zu haben, denn sein Großvater, erklärte er ihr, hatte nur zwei Kinder gehabt, die beide relativ früh gestorben waren.
„Hat er nach einem Erben Ausschau gehalten, als er dich entdeckt hat?“
„Nein, damals hatte er Timon. Die Behörden haben meine Verbindung zu Nectarios entdeckt und ihn über mich informiert. Vorher wusste er nicht mal, dass ich existiere. Als er mich aufsuchte, war ich siebzehn. Ich brauchte eine anständige Ausbildung, und er hat sie mir geboten“, gab er angespannt zurück.
Sie wollte ihn nach seinen Eltern fragen, aber es war offensichtlich, dass er nicht über seinen familiären Hintergrund reden wollte. Außerdem schien es weder die richtige Zeit noch der richtige Ort, um weiterzubohren. Dass sie so sehr im Zentrum des Interesses stand, verunsicherte Bee, und so bekam sie nur wenige Bissen hinunter. Sie bemerkte eine schöne Frau, die anzügliche Blicke in Sergios’ Richtung warf. Bee hätte ihr am liebsten die Augen ausgekratzt. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, wenn andere Frauen Sergios mit Blicken auszogen. Es war dieser verdammte Kuss, der alles verändert hatte – selbst die Art, wie sie über ihn dachte, stellte Bee unglücklich fest.
„Dieser Tag scheint kein Ende zu nehmen“, murmelte Sergios angespannt, während er bestimmt zum hundertsten Mal auf sein Handy blickte und ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte trommelte.
„Es wird bald vorbei sein“, erwiderte Bee ruhig, der schon in der Kirche aufgefallen war, dass er offensichtlich jeden Aspekt ihrer Hochzeit als Herausforderung empfand.
„Lass uns den Tanz hinter uns bringen“, erklärte Sergios abrupt, stand auf und streckte ihr seine Hand entgegen.
„Ich liebe deinen Enthusiasmus“, gab Bee spöttisch zurück, lächelte aber breit, weil ihre Mutter sie anstrahlte. Emilia Blake war eine glückliche Frau. Sergios hatte sie nicht nur vor der Hochzeit besucht, sondern sich auch die Zeit genommen, sich zu ihr zu setzen und sich mit ihr zu unterhalten, was Bee sehr zu schätzen wusste. Emilia betete ihren Schwiegersohn an, und Bee hätte alles getan, um diesen positiven Eindruck nicht zu zerstören.
Diese Ehe muss funktionieren, dachte sie besorgt. Wenn ihre Mutter nach Griechenland kam, würde ihre Beziehung unter ständiger Beobachtung stehen, insofern musste ihre Ehe bis dahin auf einem soliden Fundament ruhen. Sie musste sich praktisch, beherrscht und tolerant geben … denn Sergios besaß zwar die erste dieser Eigenschaften, nicht aber die beiden letzteren.
Jetzt presste er seinen muskulösen Körper gegen sie, während er mit sicherem Rhythmusgefühl mit ihr tanzte. Urplötzlich verabschiedeten sich alle rationalen Gedanken, und sie wurde von heißem Verlangen erfasst.
„ Theos , du tanzt wirklich gut“, raunte Sergios heiser, wirbelte sie
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