Julia Extra Band 365
unbesehen, statt sich ein eigenes Bild zu machen?“
Wieder hob sie despektierlich eine Schulter. „Ich kann mir nicht ständig über alles Mögliche ein eigenes Bild machen. Es lohnt die Mühe nicht.“
„Aha. Dann halten Sie sich also auch an das Motto ‚Wo Rauch ist, ist auch Feuer‘?“
Oh, Eva war sich absolut sicher, dass dort, wo dieser Mann seinen tödlichen Charme versprühte, viel Feuer war. „Nicht in jedem Fall, aber in Ihrem schon. Dafür weiß man einfach zu viel über Sie, Sie sind schließlich eine öffentliche Person. Es gibt nicht nur jede Menge Artikel über Sie in den Klatschspalten bunter Hochglanzmagazine, sondern auch zahllose Fotos, immer mit einer anderen schönen Frau im Arm.“
Seine Nasenflügel bebten. „Und deshalb hatten Sie bereits entschieden, mich als fragwürdig abzustempeln, bevor Sie auch nur ein einziges Wort mit mir gewechselt hatten?“
„Mir reicht, was ich über Sie weiß.“
Markos Lyonedes presste die Kiefer aufeinander. „Und wo bleibt da der Rechtsgrundsatz ‚Im Zweifel für den Angeklagten‘? Gilt der für mich nicht?“
„In Ihrem Fall nicht.“
„Die Zeitungen schreiben viel Unsinn. Wenn es der Auflage dient, schrecken sie auch vor Verleumdungen nicht zurück.“
„Ich bleibe trotzdem dabei“, beharrte sie.
„Das ist sehr bedauerlich.“
„Ach ja?“
Er presste die Lippen zusammen und nickte steif. „Dann kann ich nur hoffen, dass ich Ihnen nicht Ihren Abend verdorben habe.“
Sie verzog das Gesicht. „Da gibt es nicht viel zu verderben. Machen Sie sich keine Gedanken, Markos, es war nicht persönlich gemeint.“
„Na, hören Sie mal! Persönlicher geht ja wohl kaum!“, protestierte er.
Eva musterte ihn forschend. Obwohl er immer noch sehr kontrolliert wirkte, hatte sie das Gefühl, dass er vor Wut schäumte. Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte Sie nur vorwarnen, die Wirkung Ihres Charmes bei mir auszuprobieren. Es wäre reine Zeitverschwendung.“
„Nun, in diesem Fall werde ich Sie selbstverständlich umgehend von meiner Gesellschaft erlösen.“
Das konnte doch keine Enttäuschung sein, was bei seinen Worten in Eva aufstieg? Ganz bestimmt nicht! Nicht nach allem, was ihre Cousine ihr über diesen Mann erzählt hatte. Obwohl Donna natürlich hätte wissen müssen, was es hieß, sich mit einem Mann wie Markos Lyonedes einzulassen. Sein Charme war tödlich.
Aber Eva war ja zum Glück vorgewarnt.
In ihrer Kindheit hatten Eva und Donna die Ferien oft zusammen bei ihren Großeltern verbracht. Während dieser Zeit hatte sich zwischen den beiden Mädchen ein gesundes Konkurrenzverhältnis entwickelt. Nachdem Eva Jack geheiratet hatte und nach New York umgezogen war, hatten sich die beiden Frauen nicht mehr allzu oft gesehen. Aber als Evas Ehe dann in die Brüche gegangen war, war Donna die Einzige in der Familie gewesen, die sie immer wieder angerufen und getröstet hatte.
Irgendwann hatte Donna Eva dann ganz aufgeregt von ihrer Affäre mit Markos Lyonedes erzählt. Sie war im siebten Himmel gewesen und hatte sogar schon davon geträumt, den Mann zu heiraten. Und als dieser nach einem Monat völlig aus heiterem Himmel Schluss gemacht hatte, war es Eva nur fair erschienen, Donna genauso geduldig zuzuhören wie diese ihr.
Doch auch ohne Donnas schlimme Erfahrung mit Markos Lyonedes im Hinterkopf hätte Eva gewusst, dass bei dem Mann äußerste Vorsicht geboten war. Er war alles, was ein Mann in ihren Augen nicht sein sollte, zumindest so viel hatte sie aus ihrer gescheiterten Ehe gelernt: zu reich, zu gut aussehend, zu mächtig. Und – wie sie inzwischen an ihren eigenen Reaktionen abgelesen hatte – auch viel zu sexy!
Der letzte Punkt war vielleicht der, der Eva am meisten zu schaffen machte. Sie spürte, dass seine Sinnlichkeit sie ebenso wenig kalt ließ wie sein umwerfendes Aussehen … selbst wenn sie sich das noch so sehr wünschte.
Seit ihrer Scheidung hatte sie viele gut aussehende, charmante Männer getroffen, und hin und wieder hatte sie sich sogar mit einem verabredet. Aber kein einziger hatte jemals irgendetwas in ihr angerührt, nicht einmal oberflächlich.
Und jetzt war das ausgerechnet bei Markos Lyonedes anders. Er hatte eine so überwältigende Präsenz, dass Eva in dem Moment auf ihn aufmerksam geworden war, in dem er den Raum betreten hatte. Und als sich vor ein paar Minuten ihre Blicke gekreuzt hatten, war ihr ein Schauer über den Rücken gelaufen.
„Dann wünsche ich Ihnen noch viel Spaß heute
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